Hilpoltstein
"Mehr verändert als in 25 Jahren"

Bauernmarkt-Pioniere Monika und Karl Winkler nehmen Abschied - Neue Stände, neuer Käsemann

25.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:09 Uhr
Abschied von Urgesteinen: Monika und Karl Winter (von links) bauen nach 25 Jahren keinen Stand mehr auf dem Bauernmarkt auf. Dafür kann Bürgermeister Markus Mahl (rechts) mit Gerhard Schwendner (2. von rechts) gleich einen Nachfolger für "Käse-Karl" präsentieren. −Foto: Kofer

Hilpoltstein (HK) Monika und Karl Winter sind wie seit 25 Jahren am Freitagfrüh auf dem Hilpoltsteiner Bauernmarkt. "Aber auf der anderen Seite", sagt Monika Winter. Nicht hinter, sondern vor den Ständen. Denn die Familie aus Ruppmannsburg, "einer der Bauernmarkt-Pioniere", wie Bürgermeister Markus Mahl meint, baut keinen Stand mehr vor dem Rathaus auf. "Zum Bauernmarkt kommen wir jetzt nur noch als Kunden", sagt Karl Winter, der auch Sprecher der Marktleute war.

Ende September hat der "Käse-Karl" seinen Marktauftritt eingestellt. "Zuhause ist einfach zu viel liegen geblieben", sagt er bei seinem offiziellen Abschied am Freitag. Den Bioland-Käse gibt es aber weiterhin, im Hofladen in Ruppmannsburg und für Kunden, die vom Hof beliefert werden.

Winter kann sich noch gut an die Anfänge des Bauernmarkts erinnern, auch wenn er nicht ganz von Anfang an dabei war. Denn als 1993 die ersten Stände auf dem Marktplatz aufgebaut wurden, hatten Monika und Karl Winter gerade mit ihrer Käserei begonnen und auf Bio-Produktion umgestellt. Bis der Käse marktreif war, hat es noch etwas gedauert. Ein Jahr später war es dann soweit. "Wir sind belächelt worden", erinnert sich Karl Winter. "Aber die Alternative wäre gewesen, die Kühe abzuschaffen und in die Arbeit zu gehen." Vor allem für die drei Kinder war es aber besser, dass die Eltern daheim waren.

Und der Bauernmarkt war eine zusätzliche Einnahmequelle. "Die haben Käse gesucht, da haben wir es halt probiert", sagt Karl Winter. Man habe sich ja nicht gekannt, die Anbieter seien zusammengewürfelt gewesen. "Jetzt ist der Bauernmarkt wie eine Familie geworden." Nicht nur die Kollegen hinter den Ständen, auch die Kunden sind winter ans Herz gewachsen. "Die kleinen Schulkinder, die früher zum Naschen gekommen sind, gehen jetzt mit ihren eigenen Kindern auf den Bauernmarkt." Da sei jetzt beim Abschied "doch ein bisschen Wehmut dabei".

Einen Nachfolger hat die Familie Winter schon gefunden: Gerhard Schwendner aus Beratshausen kutschiert seinen modernen Verkaufswagen mit Käse und Joghurt seit drei Wochen nach Hilpoltstein. "Ein Oberpfälzer, aber das ist nicht so schlimm", kommentiert Bürgermeister Markus Mahl launig.

Der neue Käsestand ist allerdings nicht die einzige Veränderung auf dem Bauernmarkt. Die alten Holzstände hatten zwar ihr "eigenes Flair", wie Mahl meinte, aber Auf- und Abbau sowie der Transport waren doch schwere körperliche Arbeit, die viele Marktbeschickern auch nicht mehr so leicht von der Hand ging. Deswegen sind am Freitag auch Ruth und Johanna Moßner verabschiedet worden. In deren Maschinenhalle in Pyras lagerten in den letzten Jahren die alten Holzstände. Ruth Moßner brachte sie jeden Freitagfrüh um 8 Uhr mit dem Traktor nach Hilpoltstein und holte sie um 12.30 Uhr wieder ab. "Ich hab sie nur ans Aufstehen erinnert", sagt Johanna Moßner. Ihr Mann Gerhard hat die Holzstände repariert, wenn wieder etwas abgebrochen oder aus dem Leim gegangen war. Und das war immer öfter der Fall.

Deswegen hat sich die Stadt jetzt zur Anschaffung von größeren aber leichteren Schirmen in den Stadtfarben Schwarz und Gelb entschlossen, die am Freitag Premiere hatten. "Die sind flexibler und leichter aufzubauen", sagt Klaus Sinke vom Biohof in Weinsfeld. Auch die Fläche für die Auslage ist größer. Statt 2,20 Meter sind die Stände jetzt 3 Meter tief. Deshalb müssen die Stände jetzt enger zusammenrücken und die Schirme mit ihren 60 Zentimeter breiten schwarzen Bahnen lassen weniger Licht auf den Marktplatz durch. Da wird man wohl noch etwas experimentieren und optimieren.

Mit diesen Neuerungen könne der "Hilpoltsteiner Bauernmarkt locker die nächsten 25 Jahre weitermachen wie bisher", scherzt Bürgermeister Mahl. Und "Käse-Karl" Winter kommentiert trocken: "Da hat sich jetzt in drei Wochen mehr verändert als in 25 Jahren. Aber Hauptsache es geht weiter."

Robert Kofer