Regensburg
Kopfschütteln über neues Wahrzeichen

"Goldener Waller" vor dem Haus der Bayerischen Geschichte eingeweiht - Knapp 200000 Euro Kosten

25.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:09 Uhr
Theresia Luft
Vor dem Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg schwebt der "Goldene Waller". Das Kunstwerk wurde bereits nach wenigen Tagen beschädigt. −Foto: Kathrin Lechl

Regensburg (DK) Ein neues Denkmal sorgt in Regensburg für Kopfschütteln. Vor dem frisch bezogenen Museum der Bayerischen Geschichte wurde nun ein "Goldener Waller" eingeweiht. Das Kunstwerk hat knapp 200000 Euro gekostet. Viele Bürger fragen sich, ob man das Steuergeld nicht sinnvoller hätte ausgeben können.

Nach sieben Jahren Dauerbaustelle ist der Donaumarkt in Regensburg nun endlich fertig. Seit dem Jahr 2012 wurden auf 6000 Quadratmetern archäologische Grabungen vorgenommen, die bislang größten Grabungen in der historischen Altstadt von Regensburg. Erst danach wurde mit dem Umbau des Donaumarkts begonnen.


Seitdem hat sich viel getan, das Haus der Bayerischen Geschichte wurde gebaut und zieht seit diesem Jahr zahlreiche Besucher an. Ein modernes Wohnviertel ist entstanden und umliegende Gassen wurden ebenso wie der Österreicher Stadel saniert. Vor gut einer Woche wurde mit einem Festakt der Abschluss der Baumaßnahmen gefeiert.

Nun ist auch die Gestaltung des Umfeldes vollendet. Die Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) und Regierungspräsident Axel Bartelt übergaben gemeinsam mit Cisca Bogman und Oliver Störmer (Künstlerteam Stoebo) das Kunstwerk "Goldener Waller" der Öffentlichkeit. Die abstrakte Skulptur, die im Jahr 2014 den ersten Preis eines Kunstwettbewerbs gewonnen hat und einen Wels (auf Bairisch: Waller) darstellt, schwebt auf einem Sockel über der Treppe und ist schon jetzt ein beliebtes Fotoobjekt für Selfies. Es steht aber gleichzeitig heftig in der Diskussion, vor allem in den sozialen Medien. Der circa 800 Kilogramm schwere und acht Meter lange Waller hat die Stadt Regensburg knappe 200000 Euro gekostet. Viele Regensburger finden das Kunstwerk überflüssig und hätten ihre Steuergelder lieber an anderer Stelle und in anderer Form ausgegeben gesehen. Apropos Form - kritisiert wird vom Volksmund die abstrakte Umsetzung des Fischs, den man als solchen nicht unbedingt sofort erkennt.

Regierungspräsident Bartelt, der selbst gerne angelt und den Waller gut kennt, zeigt sich dagegen sehr angetan und ist der Meinung, dass das Gold der Skulptur das Grau des Museumsgebäudes perfekt ergänze und der "Goldene Waller" die Umbaumaßnahmen am Donaumarkt somit komplettiere. Nur die charakteristischen Barteln des Süßwasserfisches fehlen ihm. Das Künstlerduo erklärt dazu, dass "die Form des Wallers auf seine Bewegung reduziert ist, die gleichzeitig eine Metapher für Wandel und Anpassung ist".

Auch die Bürgermeisterin freut sich über den Wandel des Donaumarkts und sieht darin ein "Zeugnis dafür, dass sich Regensburg ständig weiterentwickelt". Sie lädt alle Regensburger ein, auf den Treppenstufen unter dem Waller oder auf einer der zahlreichen neu aufgestellten Bänke Platz zu nehmen und den Blick auf die Donau bei Sonnenuntergang zu genießen. Auch Kinder sollen nicht zu kurz kommen - für sie wurde ein Spielplatz beim Österreicher Stadel errichtet.

Gertrud Maltz-Schwarzfischer dankt den Anwohnern für ihre Geduld während der Baumaßnahmen am Donaumarkt und versichert, dass auch die letzten Baucontainer schnell verschwinden werden.

Nicht nur die Frustration mancher Bürger, die nicht nur in den sozialen Medien wie Facebook, Twitter und Instagram über das Kunstwerk schimpfen, das diesen Titel nicht verdient habe, sondern ihre Wut bereits wenige Stunden nach der Einweihung am Waller selbst auslassen, bereitet der Kommune Sorgen: Die ersten Verunstaltungen wurden bereits in die Skulptur eingeritzt und müssen nun von der Stadt kostenaufwendig entfernt werden. Ob es bei diesem einem Mal bleibt, ist die andere Frage.

Fest steht: Der Waller ist auf jeden Fall jetzt schon über Regensburg hinaus bekannt. Um es mit den Worten der Stadt zu sagen: Der Waller "wird in Zukunft nicht nur den Donaumarkt prägen, sondern vielleicht auch zu einem kleinen Wahrzeichen für Regensburg werden".

 

Kathrin Lechl