Neuburg
Mehr Schein als Sein

10.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:02 Uhr

Den Zauber von Tausendeineiner Nacht gab’s vornehmlich aus dem Lautsprecher. - Foto: lm

Neuburg (lm) Der Nicht-Applaus eines an sich aufgeschlossenen, auch kleinste artistische Aktivitäten artig beklatschenden Publikums zum Schluss sagt schon viel: Das war’s wohl nicht so recht mit diesem "Zauber-Ring", groß angekündigt als Zelt-Event auf dem Volksfestplatz.

Anspruch und Aufführung klafften doch weit auseinander. Es bedurfte schon sehr viel Phantasie, um das vollmundig apostrophierte "Theater der Phantasie" dabei entdecken zu wollen. Dabei macht die Peripherie durchaus was her: An technischem Equipment wird offensichtlich Einiges mitgeführt, das Zelt ist recht gut beheizt, durchaus sympathisch auch solche Kleinigkeiten, dass auf den Pausen-Tischen echte Blumen stehen und kein Plastik. Am professionellsten aber zweifelsohne Werbung und Promotion der Veranstaltung. Der Auftakt dann auch durchaus passabel: Nebelschwaden allenthalben, geheimnisheischende Lichteffekte, stimmungsvolle Gothic-Musik: Die Urzeiten mögen kommen.

Kühnes Konglomerat

Eine erste Pferdenummer: Na ja. Dass die "Einhörner" Stallmeisters Erfindung entspringen, sei dem Manegen-Zauber gern gestundet, echte können’s schwerlich sein. Eine sonore, leider bis zur Pause schlecht ausgesteuerte Erzählerstimme vom Band transportiert die Geschichte, ein kühnes Konglomerat aller möglichen Sagen, Mythen und antiker Göttergeschichten. Mit solch literarischem Kuddelmuddel verdienen andere derzeit sehr viel Geld, warum also nicht?

Im Laufe des Abends gibt’s noch ein paar nette Artistennummern, die Pannen mehren sich. Den Reiter haut’s vom Pferd, die Kamele bocken, anderes störrisches Kleingetier wird gleich am Manegenrand lieber Richtung Stallung wieder weggetrieben. Kinder und Kindeskinder scheinen im Einsatz, wie das bei Artistenfamilien halt so der Brauch ist. Ein paar können was, ein paar sind halt auch nur dabei. Das Ganze könnte den Charme eines Kleinzirkus haben, wo einem am Ende dann der Atem stockt, wenn Vati sich mutig aufs Teufelsrad quält; er ist wohl der einzige in der Truppe, der die Nummer mal konnte.

Aber ein Zirkus will dieses "Theater" partout nicht sein, da legt man großen Wert darauf. Größer könnte die Diskrepanz nicht sein, zwischen dem, wovon die Band-Stimme erzählt, und was dazu auf der Manege zumeist gar nicht stattfindet. Dazwischen immer wieder immer längere Unterbrechungen, Abbrüche, unvermittelte Übergänge, Minuten, wo schlichtweg gar nichts stattfindet. Da knirschts gewaltig im Getriebe. Im zweiten Teil dann plötzlich eine dunkelhäutige Artistengruppe, die wirklich was könnte, kein bisschen ins Gesamtgeschehen eingebunden, zu ihrem Auftritt förmlich hingeschubst. Oft scheinen die noch nicht dabei gewesen zu sein.

Wenig Besucher

Ein Verdacht drängt sich auf: Da gibt’s oder gab es zumindest ein Grundkonzept, auf das das Band auch ausgerichtet wäre; die eineinhalb Stunden Programm vor Ort werden mit eben gerade verfügbaren, wahrscheinlich nicht überbezahlten Artisten samt deren Angehörigen aufgefüllt. Das ist wohl die traurige Konsequenz eines finanziellen Desasters: Am Donnerstag musste die Vorstellung mangels Resonanz ganz abgesagt werden, am Freitag waren’s vielleicht 50 Besucher – da rechnet sich kaum der Generator für die Zeltheizung, die immerhin funktionierte.