Neuburg
Mehr Flüge und ein Großer Zapfenstreich

Taktisches Luftwaffengeschwader 74 plant Auslandseinsatz und erwartet im Juni 70 000 Besucher

14.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:19 Uhr

Neuburg (DK) Beim Neujahrsempfang des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 Neuburg hat Kommodore Holger Neumann gestern für dieses Jahr mehr Flüge angekündigt. Eine Großveranstaltung steht im Juni an: Beim Tag der Bundeswehr werden mehr als 70 000 Besucher am Flugplatz erwartet.

"Wir waren, sind und bleiben ein Einsatzverband", sagte der Kommodore vor den rund 200 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Militär beim traditionellen Neujahrsempfang im Offiziersheim der Wilhelm-Frankl-Kaserne. Die wichtigste Nachricht für die 969 Geschwaderangehörigen im vergangenen Jahr: Die Einsätze werden wieder vom Heimatflugplatz in Zell aus geflogen. Der Neubau der Start- und Landebahn ist endlich abgeschlossen, nachdem 29 Bombenfunde das Vorhaben immer wieder verzögert hatten. Das Pendeln nach Lechfeld hatte die 842 Soldaten und 127 zivilen Mitarbeiter belastet. Diese Zeit ist beendet. "Als der erste Eurofighter wieder hier gelandet ist, war das für uns alle ein sehr emotionales Erlebnis", sagte Neumann. Nur der Towerneubau steht noch aus: Er wird vermutlich im kommenden Jahr fertiggestellt.

Nun startet auch die Alarmrotte wieder in Zell - zuletzt am 27. November vergangenen Jahres, nachts um 23 Uhr. Daraufhin hagelte es Lärmbeschwerden bei der Luftwaffe. Doch der Einsatz war ein Ernstfall: Ein spanischer Airbus 320 hatte SOS gefunkt und musste in Stuttgart außerplanmäßig landen, weil ein psychisch verwirrter Passagier randaliert und versucht hatte, ins Cockpit einzudringen. Etwa einmal im Monat steigt in Zell die Luftpolizei auf. Innerhalb von maximal 15 Minuten müssen die beiden Eurofighter der Alarmrotte bei einem scharfen Einsatz - "Alpha Scramble" - in der Luft sein, zu jeder Tag- und Nachtzeit.

Das Thema Lärm sprach der Kommodore offen an, erklärte anhand einer Beamer-Präsentation auch die Landerouten, die er schon in der Lärmschutzkommission vorgestellt hatte. "Wir versuchen natürlich, die Belastung so gering wie möglich zu halten", sagte Neumann. Doch ganz geräuschlos gehe es eben nicht. Und der Oberst kündigte für die nähere und weitere Zukunft mehr Flüge an. Insgesamt plant er heuer 3600 Flugstunden ein, 2015 waren es noch 3146. Von Januar bis April starten die Eurofighter montags und mittwochs dreimal täglich zu Übungsflügen: um 10, 14 und 18 Uhr; ansonsten zweimal täglich. Nachtflüge gebe es von Januar bis April und von September bis Dezember. Ziel des Geschwaders ist es demnach, bis 2020 jährlich 5000 Flugstunden zu absolvieren - zum Vergleich: im Kalten Krieg waren es über 10 000.

Diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei, doch auch heute gibt es Spannungen. So geht Neumann fest davon aus, dass das Taktische Luftwaffengeschwader 74 nach 2014 auch heuer wieder von Estland aus den Nato-Luftraum über dem Baltikum sichern wird - als Reaktion auf die Krise in der Ostukraine. Geschätzte 180 Soldaten werden deshalb Weihnachten und Silvester in der Ferne verbringen. Das Geschwader ist außerdem Teil der schnellen Einsatztruppe der Nato. "Die Sicherheit hier in Europa ist nicht so stark, wie wir uns das wünschen", mahnte der Kommodore, nannte die Ukraine, den Islamischen Staat und die Migration. "Terror kennt keine Grenzen", so der Oberst. Rund 27 Geschwaderangehörige hätten sich im vergangenen Jahr im Rahmen der Flüchtlingshilfe engagiert.

Zuletzt kündigte der Kommodore noch einen Termin in diesem Jahr an: Am 10. und 11. Juni wird der Tag der Bundeswehr gefeiert - und zwar in Zell. Rund 70 000 Besucher erwartet Neumann beim Tag der offenen Tür, bei dem die Streitkräfte ihr Leistungsspektrum präsentieren werden. Ein Großer Zapfenstreich am Karlsplatz in Neuburg ist ebenfalls geplant. 60 Jahre Luftwaffe, 55 Jahre Geschwader und 10 Jahre Eurofighter werden gefeiert.