Moskau
McDonald’s in den Mühlen der Weltpolitik

In Moskau müssen vier Filialen der Fastfood-Kette offiziell wegen Hygienemängeln schließen

21.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:19 Uhr

Moskau (AFP) Es ist eines der am besten besuchten McDonald’s-Restaurants auf der ganzen Welt – doch gestern blieb die Filiale am Moskauer Puschkin-Platz geschlossen. Offiziell, weil die staatliche Lebensmittelaufsicht Bedenken habe und die Verbraucher schützen wolle.

De facto, weil Russland sich wegen der Krise in der Ukraine mit dem Westen verkracht hat. McDonald’s, Sinnbild der amerikanischen Lebensart, ist offenbar zwischen die Fronten geraten.

Die russischen Behörden schlossen am Mittwochabend vier Filialen in der Hauptstadt. Eine davon, die am Puschkin-Platz, war die erste überhaupt in der untergehenden Sowjetunion. Sie wurde im Januar 1990 eröffnet. 30 000 Menschen standen damals Schlange, um in einen Burger zu beißen.

Die Lebensmittelaufsicht begründet die Schließung mit „zahlreichen Verstößen gegen die Hygienevorschriften“. McDonald’s droht eine Strafe von mehr als 10 000 Euro und eine Schließung der betroffenen Filialen von bis zu 90 Tagen. Das Unternehmen hält sich indes zurück und teilt lediglich mit, es prüfe die Beschwerden der Lebensmittelaufsicht und strebe an, die Filialen schnell wieder öffnen zu können.

Seit den verschlechterten Beziehungen zum Westen wegen der Lage in der Ukraine verbot die russische Regierung eine Reihe von Produkten aus Ländern, die sich besonders unbotmäßig verhalten hatten. Mit einem Bann belegt wurden Milch, Käse und Zwiebeln aus der Ukraine, Pfirsiche aus Griechenland, Pflaumen aus Serbien, Äpfel und Kohl aus Polen, Fleisch aus Spanien. Erst Anfang August, als Moskau ein Importverbot für eine ganze Reihe von Lebensmitteln aus den USA und der EU erließ, nannte der Staat die Sanktionen des Westens als Grund.

McDonald’s war bislang nicht betroffen. Der US-Konzern bezieht fast alle seine Zutaten wie Rindfleisch, Brötchen oder Salat von russischen Erzeugern. Zum Verhängnis wurde McDonald’s aus den Vereinigten Staaten wohl eher seine große Symbolkraft. Die Schließung der Filialen sei ein Signal der russischen Führung, glaubt Andrej Petrakow vom Beratungsunternehmen Restcon: „Wir können direkt ein Unternehmen treffen, und unsere Ziele haben einen hohen Symbolgehalt.“ Die drei Filialen seien gut besucht, ihre Schließung werde dem US-Konzern tatsächlich auch finanziell wehtun. Und Moskau könnte noch weitergehen: Die staatliche Nachrichtenagentur Ria Nowosti berichtete gestern, die Behörden kontrollierten auch Filialen im Ural und im europäischen Teil Russlands.