Schrobenhausen
Mary Wards Smartphone-Knigge

Schrobenhausener Schülerinnen diskutieren mit Staatssekretärin Dorothee Bär über Medienbildung

24.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:37 Uhr

Von Cybermobbing bis zu nützlichen Medienprojekten an Schulen - darüber diskutierten Maria-Ward-Schülerinnen in Berlin mit Staatssekretärin Dorothee Bär (3.v.l.). Mit dabei waren Lehrer Dominik Hausner, die Schülerinnen Milena Zach, Johanna Bernklau, Schulleiterin Petra Schiele, die Schülerinnen Anna Lehmer, Tamara Zimpel und André Ponndorf (v.l.). - Foto: Benedict Janich

Schrobenhausen (SZ) So macht Politik Spaß: Wenn man selber mitreden darf. Wie sich das anfühlt, erlebten Schrobenhausener Maria-Ward-Realschülerinnen in Berlin, wo sie mit Dorothee Bär, Staatssekretärin für Verkehr und digitale Infrastruktur, über Medienbildung plauderten.

Stundenlanges Spielen mit dem Handy, heimliches Fotografieren von Mitschülern und Cybermobbing über Whats-App: Alltag an deutschen Schulen - und ein Problem in vielen Familien. Die Maria-Ward-Realschule begegnet diesen Entwicklungen seit Jahren aktiv und entwickelt eigene medienpädagogische Konzepte, wie nicht nur zeitgenössischen Erscheinungen wie Beleidigungen übers Internet entgegengewirkt werden kann, sondern auch produktiv digitale Medien in das Lehren und Lernen mit einbezogen werden können. Grund genug für vier engagierte Schülerinnen der Maria-Ward-Realschule nach Berlin zu reisen, um persönlich mit Staatssekretärin Dorothee Bär über Medienbildung an Schulen zu diskutieren. Die stellvertretende Generalsekretärin der CSU, selbst fleißige Twitter- und Instagram-Nutzerin (@dorobaer), besuchte die Maria-Ward-Realschule zum ersten Mal im vergangenen Jahr und war von der digitalen Ausstattung der Schule wie Tablet- und Laptopklassen oder eines schulweiten WLANs sowie des offenen Umgangs mit modernen Medien begeistert.

"Es macht Spaß, wenn man hautnah mitbekommt, wie Politik eigentlich funktioniert", berichtet Johanna Bernklau, "besonders toll ist, wenn man durch eigene Projekte diese nun auch ein wenig mitgestalten kann." Die 16-jährige Gerolsbacherin hatte eigene Unterrichtsentwürfe entwickelt, die Schülern ihre tägliche Handynutzung aufzeigen, diese dann an der Schule getestet und anschließend ausgewertet. Nun präsentierte Johanna Bernklau ihre Ergebnisse im Berliner Ministerium und Dorothee Bär stellte auch durchaus kritische Nachfragen. Einig waren sich alle: Dieses Medienprojekt sollte unbedingt ausgeweitet werden.

Doch die Staatssekretärin erkundigte sich auch nach den Chancen, die die Digitalisierung an Schulen bedeutet. Weitere Schülerinnen präsentierten Projekte, die im Unterricht erarbeitet wurden. Die Mädchen der Klasse 10a beispielsweise entwickelten Audioguides zur Geschichte der Stadt Schrobenhausen. "Eine neue Art des historischen Lernens, die ohne Handys nicht möglich wäre", erklärt Schülerin Anna Lehmer. Weitere Unterrichtsideen waren die Konzeption des "Mary Ward's Smartphone Knigge" oder die Einführung von "Cyberscouts", die quasi als Streitschlichter in digitalen Räumen funktionieren.

Heiß diskutiert wurde die Nutzung des schulweiten Wlans. Die Maria-Ward-Realschule betreibt 37 Accesspoints auf dem gesamten Schulgelände. In jedem Klassenzimmer befindet sich ein drahtloser Zugriffspunkt auf das Schulnetzwerk, in oft genutzten Räumen existieren weitere Hotspots. Gerade im Zuge der politischen Diskussion um Störerhaftung und des Providerprivilegs eine interessante Debatte. "Wir arbeiten im Deutsch- und Religionsunterricht ständig mit den eigenen Handys", berichtet Milena Zach, "man kann schnell etwas recherchieren oder kleine Helferlein wie die Duden-App sind einfach nur praktisch." Da erscheint es nur logisch, nicht weiter in Tablet- oder Laptopklassen zu investieren, sondern stattdessen den Schülerinnen nur die technische Infrastruktur zur Verfügung zu stellen und sie stattdessen unter dem Aspekt "bring-your-own-device" eigene Smartphones oder Computer in die Schule mitbringen zu lassen. Anders wären Medienprojekte wie die Lernvideos, die in Zusammenarbeit mit dem Hasso-Plattner-Institut entwickelt werden oder die Programmierung eigener LearningApps durch Schülerinnen gar nicht denkbar.

Dorothee Bär war begeistert angesichts des technischen Fortschritts an der Maria-Ward-Realschule und lud die Mädchen für das nächste Jahr gleich wieder zu sich ins Ministerium ein.