Beilngries (nur) Markus Liebscher ist wieder Beilngrieser Schnupferkönig.
Beim traditionellen Königsschnupfen in der Altmühlstadt holte er sich den Titel von Vorjahressieger Heiner Burger zurück.
Nachdem beim alljährlichen Wettbewerb des örtlichen Schnupfclubs ein halbes Jahrhundert lang die Männer die Nase vorn hatten, wäre dies bei dessen 51. Auflage beinahe nicht der Fall gewesen. Fast bis zum Schluss lag nämlich Anita Biersack, eine von zwei Damen, die wie immer außer Konkurrenz am Start waren, in Führung. Dies rief ziemlich unterschiedliche Reaktionen hervor. Die Führende konnte kaum glauben, dass ihr mit einem Ergebnis von 3,05 Gramm eine Spitzenleistung gelungen war. Vorsitzender Camillo Ohnhäuser sah schon die Beilngrieser Schnupferwelt zusammenbrechen und verkündete mit einem Augenzwinkern: "Die laden wir nächstes Jahr nicht mehr ein. "
Zunächst schien jedoch alles wie immer zu sein. Wie in jedem Jahr traten die Teilnehmer paarweise an. Sie bekamen jeweils eine Dose mit exakt fünf Gramm Schnupftabak in die Hand. Dann galt es, innerhalb von 60 Sekunden eine möglichst große Menge des braunen Pulvers in beiden Nasenflügeln zu verstauen. Dies gelang mehr oder weniger gut. Die in der Dose sowie auf dem Tisch verbliebenen Reste wurden eingesammelt und gewogen. Aus der Differenz zur ursprünglichen Menge ergab sich das jeweilige Resultat. Im Gegensatz zu den Anfängen des Königsschnupfens verwenden die Schnupfer beim alljährlichen Wettbewerb längst eine Digitalwaage. Angesichts der in diesem Jahr mehrfach sehr eng beieinanderliegenden Resultate wären die genauen Platzierungen sonst nicht eindeutig zu ermitteln gewesen.
Gleich zu Beginn war Vorjahressieger Heiner Burger am Start. Er legte exakt drei Gramm vor und setzte damit eine fast bis zum Schluss nicht mehr erreichte Marke. Am nächsten kam ihm mit Hans Betz (2,96 Gramm) ein mehrfacher Titelträger früherer Jahre. Diese Reihenfolge galt bis zur vorletzten Runde. Anita Biersack trat gegen Ludwig Beck an, der im Jahr 1969 erster Beilngrieser Schnupferkönig war. Sie brachte es auf 3,05 Gramm und ließ damit nicht nur den Altmeister (2,53 Gramm), sondern auch alle anderen vor ihr ins Rennen gegangenen Männer hinter sich. Das schier Undenkbare schien erstmals Wirklichkeit zu werden. Doch da war ja noch Markus Liebscher. Nachdem der Schnupferkönig des Jahres 2017 im Vorjahr nicht am Start gewesen war, holte er sich sehr zur Erleichterung seiner Vereinskameraden nun den Titel zurück. Seine 3,60 Gramm (0,22 Gramm weniger als vor zwei Jahren) waren eines Schnupferkönigs durchaus würdig.
Mit diesem Resultat erwies sich Markus Liebscher auch als würdiger Nachfolger seines Vaters Eduard. Dieser ist nach wie vor der einzige Beilngrieser Schnupfer, dem es gelang, beim Wettbewerb um den Königstitel mehr als vier Gramm in seinem Riechorgan verschwinden zu lassen. Er brachte es in den Jahren 1977 und 1978 jeweils auf 4,05 Gramm. Dagegen nehmen sich die in diesem Jahr von ihm geschnupften 2,10 Gramm eher bescheiden aus. Überhaupt waren die einzelnen Leistungen beim diesjährigen Wettbewerb nicht rekordverdächtig. Dies galt auch für Herbert Wagner, stellvertretender Vorsitzender und Schnupferkönig der Jahre 2014 und 2015. Beim erstmals ausgetragenen direkten Duell zwischen ihm und Schnupferboss Camillo Ohnhäuser (2,79 Gramm) musste er sich mit 2,25 Gramm zufriedengeben. Deutlich besser schnitt seine Gattin Bärbel (2,82 Gramm) ab. Damit gelang ihr endlich, was sie erst im vergangenen Jahr wieder als Ziel ausgegeben hatte: "Ich möchte besser sein als mein Mann. "
Letztlich ging es für die Mitglieder des im Jahr 1967 gegründeten Schnupfclubs auch heuer wieder vor allem um die Gaudi. Dabei blühte natürlich auch der Flachs. So freute sich zum Beispiel der Vorletzte Willi Jaksch sehr darüber, dass er dieses Mal besser abschnitt als Heribert Lindner. Der Unterschied war ein hundertstel Gramm.
Zwei Premieren: Erstmals traten Vorsitzender Camillo Ohnhäuser (oben, links) und sein Stellvertreter Herbert Wagner direkt gegeneinander an. Inoffizielle "Vize-Meisterin" wurde Anita Biersack, die sich zwischen Sieger Markus Liebscher (unten, links) und Titelverteidiger Heiner Burger platzierte. -Foto: Foto: Nusko
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