Mariss Jansons ist heimlicher Sieger

18.11.2008 | Stand 03.12.2020, 5:25 Uhr

München (jsr) Eigentlich wollte die britische Fachzeitschrift "Gramophone" nur mit einer internationalen Kritikerumfrage herausfinden, welche Orchester zu den besten der Welt gehören. Der eigentliche Gewinner der Befragung ist allerdings kein Klangkörper, sondern ein Dirigent: Mariss Jansons (65), der Chef des Concertgebouw-Orchesters Amsterdam und des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks.

Mariss Jansons ist der Trubel um seine Person inzwischen fast ein wenig peinlich. Gefragt, ob er sich jetzt für den besten Dirigenten der Welt hält, winkt er nur ab. "Das ist doch lächerlich", sagt er. Er würde bis auf ein einziges Orchester alle 20 in der Liste aufgeführten Klangkörper kennen. "Eine Rangliste ist bei diesen vielen hervorragenden Orchestern immer ein bisschen subjektiv", sagte er gestern gegenüber dem DONAUKURIER. Das Concertgebouw-Orchester schätzt er wegen seines "unverwechselbaren Klanges". Und die BR-Symphoniker wegen der Spontanität und Emotionalität ihrer Musiker.

Eins stach dem Maestro allerdings besonders ins Auge, als er die Liste der "weltbesten Orchester" durchging: Nur ein einziges Ensemble verfügte nicht über einen eigenen Konzertsaal: das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. "Das ist beschämend", sagte Jansons, der sich schon seit Jahren dafür einsetzt, den Münchner Marstall zum Konzertsaal auszubauen. Hier müsse sich dringend etwas ändern.