Ehekirchen
Maria voll der Farbe

Ehekirchener Lourdes-Kapelle erstrahlt nach Renovierung in neuem Glanz - Errichtung im Jahr 1898

13.08.2021 | Stand 18.08.2021, 3:34 Uhr
Eva und Georg Zett freuen sich, dass die Renovierung der Lourdes-Kapelle gut gelungen ist. Nun strahlt die Madonna wieder. In alter, aber frischer Farbgebung und ohne Hecke ist die Kapelle gut sichtbar. −Foto: Budke

Ehekirchen - Was bisher sogar manch Einheimischem nicht so recht aufgefallen sein könnte, ist nun nicht mehr zu übersehen: Die kleine Lourdes-Kapelle zwischen dem Ehekirchener Ortseingang und der Dr.-Müller-Straße wurde von der hohen Hecke befreit und erstrahlt seit der Renovierung in frischem Glanz.

"Meine Urgroßmutter hat vermutlich eine Wallfahrt nach Lourdes gemacht", erzählt Georg Zett, danach haben sie die Kapelle gebaut. Über den Hintergrund der Reise und den Bau des kleinen Gebäudes ist nicht viel mehr bekannt. Erbaut wurde es 1898 auf dem Grundstück der Familie, das knapp hinter dem Ortseingang an der Staatsstraße liegt, wenn man aus Richtung Neuburg kommt. Es gibt sogar einen Bauplan dazu - somit ist das Datum gesichert. "1896 ist die Kirche erbaut worden", sagt Zett mit einem Blick auf die Stephanuskirche, die in Sichtweite steht. "Ich vermute, in dem Zuge mit Kirchenbau und Wallfahrt ist die Idee zu der Kapelle entstanden. " Wer also kurz nach dem Ortsschild in die Dr.-Müller-Straße abbiegt - zum Beispiel auf dem Weg zum Rathaus oder zur Schule - fährt direkt an der Kapelle vorbei.

"Wo ist denn in Ehekirchen eine Lourdes-Kapelle? ", sei er sogar von Ortskundigen schon gefragt worden, erzählt Zett - er lacht und gesteht gleichzeitig: "Mit der hohen Hecke, die vor der Renovierung hier war, hat man die Kapelle wirklich kaum gesehen. " So wurde diese als Erstes entfernt, als Zett im Frühjahr beschloss, dass das kleine Gebäude eine Renovierung braucht. Nun gibt es als Umrahmung eine niedrige Holzeinfassung.

Eigentlich wollten Zett und seine Frau Eva die Lourdes-Kapelle nur anstreichen lassen. "Es war eigentlich alles in Ordnung", sagt Georg, "aber als wir begonnen haben, hat man die Diskrepanz bemerkt und dann war doch alles dran", ergänzt Eva Zett. "Die Kapelle steht unter Denkmalschutz und es war eine Auflage, dass man sich an die ursprüngliche Farbgebung halten soll", sagt er. Mit Farbtafeln und den Resten an der Außenfassade der Kapelle hat das Ehepaar also versucht, den historischen Farbton möglichst genau zu treffen - das war nicht ganz so einfach: "Ob es genauso war, wissen wir nicht. "

Jedenfalls erstrahlt die Lourdes-Kapelle in frischem Weiß und einem Ton, der irgendwo zwischen Lachs und Apricot einsortiert werden kann. Insgesamt waren die Anforderungen durch den Denkmalschutz aber nicht hoch. "Einzige Auflage war, dass wir den Farbton angleichen und keine Silikonfarbe verwenden. "

Die Familie kümmert sich seit dem Bau vor mehr als 120 Jahren um das Kleinod. Aber was ist für die Nachfahren das Besondere daran? "Ich habe mal ein Bild unserem früheren Pfarrer Thomas Brom gezeigt und er hat ganz im Ernst geantwortet: ,Die schönste Lourdes-Kapelle steht in Ehekirchen. '" Zwei Wünsche hat das Ehepaar nun nach der Renovierung: Zum einen werden immer wieder die kleinen Bleiglas-Fenster beschädigt - der Glaser kennt sich zwar inzwischen schon aus, aber es sind doch immer wieder Kosten und Arbeit, die dadurch entstehen. So würde sich das Ehepaar freuen, wenn niemand mit Absicht dort etwas beschädigt. Außerdem sollen die Besucher keine Kerzen oder sonstigen Gegenstände in der Kapelle ablegen. "Wenn dort lauter rote Grablichter stehen, die ausgegangen sind und fünf zusätzliche Madonnen und lauter Engel, dann ist das nicht so schön", erklärt Eva Zett den Grund für diese Bitte, "und man tut sich schwer, die Dinge wegzuwerfen. " Ihr Mann ergänzt: "Das hat sich erst in den letzten 15 Jahren eingebürgert. " Vor der Renovierung hatten die beiden dazu aufgerufen, die Sachen abzuholen, zwei Drittel sind so sicher wieder zu ihren Besitzern gekommen. "Den Rest haben wir verpackt - der Karton steht bei uns und die Sachen warten auf ihre Eigentümer", sagt Eva Zett.

DAS BAUWERK

Den Mittelpunkt in der Ehekirchener Lourdes-Kapelle bildet eine Madonna: Sie steht in einer Art Höhle, die mit dem gehauenen, grauen Fels die Lourdes-Grotte nachbilden soll. Diese Madonna hat die Familie Zett schon Monate vor der Renovierung zu einem Restaurator gebracht: "Roland Vogel aus Gempfing ist hochqualifiziert und anerkannt", betont Georg Zett, "er restauriert auch für die Alte Pinakothek. " So blieb die Madonna einige Monate dort und kam in neuem Glanz zurück. "Laut Herrn Vogel ist das eine sehr qualifizierte Arbeit", berichtet Zett. Die Skulptur besteht aus Vollholz und nicht aus zusammengesetzten Einzelteilen. "Der Bildhauer konnte was", habe Vogel gesagt. "Ich finde sie so schön schlicht und stimmig", sagt Eva Zett. Das Gesicht der Madonna hat feine Züge, die Kleidung umspielt die Figur und ist mit weiß, grau und wenig blau sehr dezent gestaltet.

Und es gab mal eine Zeit, da war keine Madonna in der Kapelle. "Sie ist mal gestohlen worden", berichtet Georg Zett. Zwei Krankenschwestern aus Günzburg waren damals auf Diebestour in ganz Bayern, stahlen sakrale Gegenstände und verkauften sie über einen Antiquitätenhändler bei Rosenheim. "Zwei, drei Jahre später bekamen wir einen Anruf von der Polizei in München: Die Madonna ist da. " Die Ermittler hatten bei dem Händler Unterlagen gefunden, an wen er verkauft hatte, holten die Madonna bei dem Käufer wieder ab. "Und so haben wir sie wieder zurückbekommen - wir wollten sie erst gar nicht wieder reinstellen und haben überlegt, eine Kopie anzufertigen", meint Georg Zett, aber in der Wohnung sei einfach nicht der richtige Platz für sie gewesen. Nun ist sie auf dem Sockel verschraubt und kann "nicht mehr im Vorbeigehen" entwendet werden.

hbu

DK