München
"Man spürt hier so einen Rest von Anarchie"

Seit 2003 spielt Florian Karlheim in Franz Xaver Bogners Kultserie "München 7" – Morgen startet die neue Staffel

11.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:30 Uhr

München (DK) Sie sind die Sheriffs vom Marienplatz: An der Seite von Xaver Bartl sorgt Felix Kandler in München für Recht und Ordnung – trotz seiner zwielichtigen Vergangenheit. Seit 2003 lösen Florian Karlheim, der als Ollie Ebert im ARD-Dauerbrenner „Marienhof“ bekannt wurde, und Kabarettschwergewicht Andreas Giebel in Franz Xaver Bogners Kultserie „München 7“ ihre Fälle mit Herz und Hirn. Morgen, Mittwoch, startet die dritte Staffel mit einer Doppelfolge – dieses Mal im Ersten. Unsere Redakteurin Anja Witzke sprach mit Florian Karlheim über Anarchie und Leichtigkeit, die bayerische Mentalität und die Komplexität des Dialekts.

Gehört Polizist zu den Berufswünschen, die Sie als Kind hatten?

Florian Karlheim: (lacht) Ich glaube, ich wäre lieber Feuerwehrmann geworden. Zumindest war Feuerwehrmann eine der ersten Faschingsverkleidungen.

Gehen Sie im Fasching als Polizist?

Karlheim: Ja. Berufsbedingt. Wir drehen nämlich am Faschingsdienstag am Viktualienmarkt Folge 17. Und weil wir da einen Einsatz haben, trage ich natürlich Uniform.

Haben Sie schon mal eine unangenehme Begegnung mit der echten Polizei gehabt – zu schnell gefahren, falsch geparkt?

Karlheim: Meine Erfahrungen mit der Polizei waren bisher immer positiv. Während der Dreharbeiten zu „München 7“ werden wir ja von echten Beamten unterstützt. Und die erzählen auch von ihren alltäglichen Problemen. Einige haben sogar gesagt, sie wären gern wie wir. Das nehme ich mal als Kompliment. Schlechte Erfahrungen? Ich erinnere mich an einen kurzen Disput wegen einer Lappalie. Da hatte ich erlebt, wie in einem Vorort von München in einer kleinen Seitenstraße Autos aufgeschrieben wurden, die mit zwei Reifen auf dem Gehweg parkten. Aber sonst . . .

Was schätzen Sie denn an der Serie „München 7“?

Karlheim: Dass sie aus der Hand von Franz Xaver Bogner stammt. Dass er nicht nur Regie führt, sondern auch die Bücher schreibt – auf seine eigene Art, unbeeindruckt und unbeeinflusst. Wie er Menschen beschreibt und handeln lässt – in einem urbayerischem Sinne anarchisch –, das gibt es nicht oft.

Die Serien von Franz Xaver Bogner wie „Irgendwie und sowieso“, „Zur Freiheit“ oder eben „München 7“ genießen unter anderem auch deshalb Kultstatus, weil er ein Meister des Dialogs ist. Ist es eigentlich einfach oder schwer, seine scheinbar so simplen Sätze zu spielen?

Karlheim: Es ist vor allem eine Frage des Timings.

Gibt es etwas zutiefst Bognerisches, das in Ihren privaten Wortschatz übergegangen ist?

Karlheim: (überlegt) „Perfekt“ ist so ein Wort. Das benutzt Bogner sehr selten. Aber wenn, dann ist man sehr zufrieden. Ein einziges Wort reicht aus, einen Zustand zu beschreiben. „Perfekt“ – mehr muss man nicht sagen.

Wie wichtig ist für Sie der Dialekt?

Karlheim: Ich hoffe, dass jeder so redet, wie er kann und will – und dabei vor allem verstanden wird. Ich will den Dialekt nicht überbewerten, aber leider hört man ihn heute nicht allzu häufig im Fernsehen. Es sei denn, er wird bewusst gesetzt – auch in einem bestimmten Format. Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, Leute so reden zu lassen, wie sie sind.

Sie sind in München geboren und leben dort. Können Sie einem Nicht-Münchner erklären, was die Stadt ausmacht?

Karlheim: Da leben genau die Menschen, über die Franz Xaver Bogner schreibt. Man könnte fast sagen: Ganz München ist eine einzige Bogner-Serie. Ich mag an München – und das Umland gehört für mich dazu – diese gewisse Leichtigkeit. Man spürt hier so einen Rest von Anarchie.

Wie waren denn die Dreharbeiten zur dritten Staffel?

Karlheim: Mittlerweile gehören wir eigentlich schon zum Stadtbild dazu – vor allem, wenn wir auf dem Viktualienmarkt drehen. Polizisten und Standlbesitzer kennen uns. Das macht auch den Charme der Dreharbeiten aus: Man kennt sich.

Haben Sie eine Lieblingsfolge?

Karlheim: Es gibt eine Folge, in der bin ich nicht dabei . . .

Und das ist Ihre Lieblingsfolge?

Karlheim: (lacht) Da bekommt Kollege Bartl Verstärkung aus Australien. Ich habe Ausschnitte aus dieser Folge „Magic“ gesehen – und die ist schon nicht verkehrt. In der Serie ist meine Figur, Felix Kandler, ja offiziell in Venedig im Urlaub. In Wirklichkeit habe ich zweieinhalb Folgen gefehlt, weil ich nach „Sau Nummer vier“ meinen zweiten Niederbayern-Krimi gedreht habe.

Warum spielen Sie eigentlich seit neuestem lauter Polizisten?

Karlheim: Das frag’ ich mich auch. Zumal beide – Hauptkommissar Lederer wie auch Felix Kandler – alles andere als Dienst nach Vorschrift machen.

Haben Sie eigentlich einen Mentalitätsunterschied zwischen Ober- und Niederbayern festgestellt?

Karlheim: Ich war vor drei Jahren das erste Mal in Niederbayern und musste feststellen: Da beißt man sich schon die Zähne aus. Die Niederbayern reden noch weniger als die Oberbayern. Da muss man sich wirklich jedes Wort erkämpfen. Verstehen Sie mich nicht falsch: Das muss nicht negativ sein. Weil: Viel gredt ist schnell. Man muss ja nicht immer reden, um sich zu verstehen. Das ist übrigens auch etwas, was mir an München gefällt.

Sie haben Kommunikationswissenschaften, Psychologie und Soziologie studiert statt auf eine Schauspielschule zu gehen. Warum?

Karlheim: Ich wollte einfach schauen, was es auf der Welt sonst noch so gibt.

Die neue Staffel von „München 7“ startet morgen, Mittwoch, mit einer Doppelfolge um 17.55 Uhr im Ersten. Die Folgen ab 20. Februar beginnen dann um 18.50 Uhr.