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Mahnmal für Frankenstein

23.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:55 Uhr

Zum Thema Frankenstein:

Vielfältige Angebote und Beiträge bieten die Möglichkeit, tiefer in die Seriosität des Romans "Frankenstein" einzusteigen. Doch wer und wie viele Ingolstädter werden diese Angebote nutzen, wie viele Fremde? Was von all dem wird bleiben, was Bestand haben, was weiter wirken? Ich denke an Amsterdam, Bremen, Köln, Genf, Verona. Könnte man bei uns nicht ebenso clever sein wie diese Städte und aus unserem literarischen Geschenk Kapital schlagen und mit einer Monster-Skulptur bei Alt und Jung, Gebildeten und Ungebildeten im In- und Ausland punkten? Im Gegensatz zu Kleiner Meerjungfrau, Stadtmusikanten und Heinzelmännchen bietet eine Frankenstein-Kreatur tieferes Potenzial in ihren hochaktuellen Fragen: Darf der Mensch Gottes Schöpfung nachahmen oder zu verbessern suchen? Weiß ein solcher "Schöpfer" um die Folgen seines Tuns? Wird eine Kreatur nicht erst durch die Ablehnung seiner Mitmenschen zum Unhold?

Aus Ansbach sind mir Monumente des Bildhauers Jürgen Goertz bekannt. Interessanterweise flickt und stückelt der Künstler in seinen figürlichen Darstellungen öfter verschiedene Körperteile zusammen zu hässlichen und doch ästhetisch ansprechenden Kunstwerken. Daher scheint mir Goertz als Frankenstein-Nachahmer für solch ein lebensgroßes Mahnmal prädestiniert. Mit einer Schlange und ihrer Verlockung "Ihr werdet sein wie Gott" (ERITIS SICUT DEUS) böte sich als Standort der leere Vorplatz des Münsters an. Könnte sich Ingolstadt nicht so ein Frankenstein-Mahnmal von überregionaler Anziehungskraft leisten?

Ingrid M. Reiß, Ingolstadt