Märzen in der Maß

05.05.2008 | Stand 03.12.2020, 5:56 Uhr

Schlag sitzt: Festwirt Manfred Enzersberger zapfte das erste Fass mit Märzen an. Das Bier wird beim Volksfest ausgeschenkt. - Foto: Rehberger

Ingolstadt (reh) In der Ingolstädter Brauerlandschaft ist seit geraumer Zeit Bewegung. Nachdem Herrnbräu kürzlich seinen ersten Sud Ingobräu-Helles präsentierte, hat gestern Nordbräu mit einer Verkostung nachgezogen: Am Pfingstvolksfest schenkt die Privatbrauerei ein spezielles Märzen aus. Vor rund 250 Jahren war das Spezial-Bier, das im März gebraut wurde, lediglich dem Adel vorbehalten.

Nordbräu sorgt mit seinem Märzen für ein doppeltes Novum. Nicht nur, dass diese Biersorte erstmals ausgeschenkt wird. In Jahrzehnten – so lange sich Augenzeugen eben erinnern können – wurde in Ingolstadt noch nie ein Volksfestbier vorher verkostet. Man habe sich etwas Neues für die Kunden einfallen lassen wollen, sagt Brauereichefin Eva Wittmann-Ott. Mit dem Fest-Märzenbier lässt Nordbräu etwas Tradition aufleben. Das Bier wurde seinerzeit mit dem letzten Eis, das die Brauer im Winter von den Teichen geholt hatten, im Keller kalt vergoren.

Klar ist: Mit dem Bier bringt Nordbräu zum Fest einen Trumpf im Ringen um die Kundschaft ins Spiel. Nachdem sich Herrnbräu die Markenrechte an Ingobräu-Hellem und Festbier gesichert hat, übernahm es auch dessen Platz am diesjährigen Volksfest. "Nächstes Jahr wird aber neu verhandelt", berichtet Wittmann-Ott. Im Gespräch ist statt dem Durchwechseln zwischen den drei Bieren eine so genannte Braustättenregelung, wie sie in München gebräuchlich ist. Also nur die beiden aktiven Brauereien kommen zum Zuge.

Das Wort Ingobräu sucht man ohnehin vergeblich beim Pfingstvolksfest. Der Stiftl-Wirt verzichtet in seiner Werbung auf den Namen sowohl bei Zelt als auch Bier: Das nennt er "den Sud". Für Märzen wie auch Sud müssen die Gäste dieses Jahr 6,20 Euro zahlen, 40 Cent mehr als 2007. "Die Rohstoffpreise sind explodiert", erklärt Wittmann-Ott die Erhöhung. Besonders Malz der Ernte 2007 sei im Vergleich zu 2006 um 60 bis 70 Prozent teuerer. "Und uns steht wieder eine Steigerung bevor", sagt Wittmann-Ott. Noch extremer beim Hopfen. "Da zahlt man für die Ernte 2007 das Drei- bis Vierfache", ergänzt Geschäftsführer Franz Etsberger. "Wenn man überhaupt etwas bekommt."

Für das Märzen ist aber genügend Rohstoff vorhanden. Bis zu 900 Hektoliter stehen für das Volksfest in Fässern bereit. "Wenn es gut angenommen wird, überlegen wir, ob wir es nicht auch bei der EM-Übertragung auf dem Rathausplatz ausschenken", sagt Wittmann-Ott.