Thalmässing
"Märchensplatter" und philosophierende Köche

15.05.2011 | Stand 03.12.2020, 2:49 Uhr

Thalmässing (lkm) Die Besucher der Kurzfilmtage Thalmässing können eigentlich immer mit den verschiedensten Formaten und Genres der gezeigten Werke rechnen, die sich ebenso verlässlich der verschiedensten Themen und Techniken annehmen. Nur Langeweile scheint ausgeschlossen. Das gilt erst recht für die 17. Auflage der jährlich stattfindenden zweitägigen Veranstaltung im Gemeindezentrum namens Bunker.

Für die spannende Auswahl an Filmen sorgten auch diesmal die beiden Macher des großen Ereignisses rund um ein kleines Format: Peter Hauke und Hans Seidl. Im Vorfeld hatten die beiden aus rund 250 eingesandten Filmbeiträgen 27 Exemplare ausgesucht, die sie an den beiden Tagen dem Publikum präsentierten.

Dem Duo stand dabei allerdings ein Team zur Seite, das in der Größe mit einer Fußballmannschaft inklusive Ersatzspieler vergleichbar ist. Die Auswahl, die die insgesamt rund 400 Zuschauer an den beiden Tagen zu sehen bekamen, hatte schließlich den Charakter eines Destillats von all dem, was das Format Kurzfilm so alles zu bieten hat.

Vom nicht einmal einmütigen Film über einen Albtraum bis hin zu Werken in der Länge einer Vorabendserie war allein schon den Umfang betreffend alles dabei. Auch die Mannigfaltigkeit an Themen und Techniken faszinierte.

So eigentümliche Genres wie "Märchensplatter" (Zeichentrickfilm mit Gruselgarantie) wechselten sich ab mit Porträts von menschlichen Schicksalen oder hintersinnig komödiantischen Werken. Da kann eine Begegnung mit einem Käfer zur Lebenshilfe werden oder ein Mensch sich im Internet verlieren.

Einige der Filme erweckten scheinbar belanglose Dinge des alltäglichen Lebens zu neuer Schönheit. Andere wagten die Gratwanderung zwischen Sensibilität und Skurrilität. Ein Film etwa beschäftigte sich mit der Frage, wie man vom verstorbenen Vater Abschied nehmen kann, auch wenn man dank Autopanne die Beerdigung versäumt.

Ein anderer Streifen lief rückwärts ab und verriet den überraschenden Anfang damit erst am Ende. Wieder ein anderer Film warf eine moralische Frage auf: Wie reagiert eine auf dem Weg in den Urlaub von Polizisten schikanös gefilzte Familie, wenn sie kurz darauf die gleichen Beamten nach einem Unfall um Hilfe bettelnd am Straßenrand wieder trifft? Das Ende des Films blieb offen und sorgte im Publikum umgehend für Diskussionen.

Bei einem weiteren Werk philosophierten dann Köche einer Mensa in Teheran über das Leben. "Wir lieben die Menschen der anderen Völker", so einer von ihnen. "Das Problem sind die Führer" – sprachs und hackte ein gefrorenes Stück Fleisch entzwei.

Noch lustiger wurde es bei einer Persiflage übers Teleshopping, die mit prominenten Gastschauspielern (Markus Maria Profitlich oder das Duo "Badesalz") aufwarten konnte. Unter den Filmemachern fand sich übrigens auch ein Lokalmatador wieder. Vom Hilpoltsteiner Produzent Thomas Spitzbart war der Film "Der Massl Effekt" zu sehen, mit dem er bereits den Videowettbewerb "Wie sieht Dein Bayern aus" gewonnen hatte.

In dem kuriosen Streifen kidnappen zwei junge Männer ein fesches Mädl aus dem Freistaat. Jedoch nur, um Tipps für den Einbürgerungstest zu bekommen. Doch die beiden rechnen nicht damit, dass es beim Test selbst dann zu einem verhängnisvollen Wiedersehen kommt. Zum Wiedersehen mit den Kurzfilmtagen kommt es übrigens am 18. Mai 2012 – dann wird die Veranstaltung endlich volljährig.