Schrobenhausen
Männer in Frauendomänen

14.04.2011 | Stand 03.12.2020, 2:56 Uhr

Schrobenhausen (mpy/tsk) Was es für die Mädchen schon lange gibt, wurde heuer erstmals auch für Jungs organisiert: Beim Boys’ Day durften sich endlich auch einmal Herren in Frauendomänen umsehen.

Markus Kindel von der Volksschule Aresing zum Beispiel blickte im Waidhofener St.-Franziskus-Kindergarten einmal hinter die Kulissen des Betriebs. Und siehe da: Die Jungs der Bärengruppe scharten sich direkt um ihn. "Wir haben die Erfahrung früher schon gemacht", erzählt Erzieherin Renate Mayr, "dass eine männliche Bezugsperson gut ankommt." So hatten alle ihren Spaß.
 

Das Gleiche im Aresinger Kindergarten: Johannes Ehm und Christian Biedermann, ebenfalls von der Aresinger Volksschule, waren mitten im Getümmel. "Wir haben beim Morgenkreis mitgemacht", erzählte Christian aus Aresing. "Und wir haben Lieder gesungen und gespielt", sagte Johannes aus Rosensteig. "Total cool" fand er es, jetzt da einen Tag lang zu arbeiten, wo er früher mit seinem Freund selbst in den Kindergarten gegangen ist. Dazu lobte Erzieherin Monika Hartmann die beiden: "Sie gehen sehr liebevoll mit den Kindern um." Zwei Mädels wichen Johannes und Christian schon nicht mehr von der Seite. Später als Erzieher zu arbeiten, das kommt für beide trotzdem nicht unbedingt infrage. "Ich möchte eher was mit IT machen", erklärte Johannes.

Im Trendshop in Schrobenhausen arbeitete Simon Peibst allein unter Frauen. Er musste den Verkaufsraum in Schuss halten, bekam dabei tatkräftige Unterstützung von seinen Kolleginnen für einen Tag. Simone Haslbauer zeigte ihm dann auch noch, wie die Kasse funktioniert. "Sehr interessant, das alles", sagte der junge Mann.

Schülerinnen und Schüler aus dem Schrobenhausener Land waren zum Schnuppern auch an Orten, an die man gar nicht auf Anhieb denken würde. Einige Gymnasiasten aus Schrobenhausen zum Beispiel arbeiteten am Boys’ Day im Deutschen Museum in München mit, andere beim Bayerischen Kriminalamt.

Wieder andere blieben in Schrobenhausen und den umliegenden Gemeinden, sei es bei einem Dönerladen, gleich mehrere brachen radikal in eine Frauendomäne ein und verdingten sich als Friseure, in Schrobenhausen bei Hairkiller, aber auch in Kühbach bei Freestyler und in vielen anderen Salons – in der Region gibt es da ja nicht gerade wenige.

"Wir finden es ganz wunderbar, dass diese Möglichkeit geschaffen wurde", berichtete Lehrerin Erika Müller, die sich an der Aresinger Schule sehr engagiert hat, damit jeder dort ins Berufsleben schnuppern konnte, wo er möchte. Dass neben den Mädchen jetzt auch den Jungs eine solche Chance gegeben worden ist, fand sie überfällig.

Und tatsächlich waren die Jungs mit Feuereifer dabei, die auf Initiative des Bundesfamilienministeriums einen Tag lang Schule und Arbeitsplatz tauschen durften.