"Lügenpresse" ist Unwort des Jahres

13.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:47 Uhr

Darmstadt (dk/AFP) "Lügenpresse" ist das Unwort des Jahres 2014. Der Begriff setzte sich gegen Vorschläge wie "Putin-Versteher", "Pegida" oder "Social Freezing" durch. Die Entscheidung trifft wie jedes Jahr eine Jury der Universität Darmstadt.

Eingereicht wurden Vorschläge wie "Putin-Versteher" (60-mal), "Social Freezing" liegt auf dem dritten Platz (29-mal) - sie alle lagen daneben, denn die Jury der sogenannten Sprachkritischen Aktion in Darmstadt entschied sich für "Lügenpresse". 

Dieses Schmähwort verwenden die Demonstranten der Pegia-Bewegung in Deutschland. Das Wort impliziert, dass es in der Bundesrepublik keine echte Meinungsfreiheit existiert, sondern bestimmte Meinungen von der Presse unterdrückt werden. Der Ausdruck diffamiere Medien "pauschal", verhindere so "fundierte Medienkritik" und leiste damit auch einen Beitrag zur Gefährdung der für die Demokratie wichtigen Pressefreiheit, deren akute Bedrohung "gerade in diesen Tagen unübersehbar geworden ist", erklärte die Jury mit Blick auf den Anschlag auf die französische Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" in Paris.

Der Begriff "Lügenpresse" sei schon im Ersten Weltkrieg ein "zentraler Kampfbegriff" gewesen und habe später den Nationalsozialisten zur Diffamierung unabhängiger Medien gedient, hieß es weiter. Dass vielen der Pegida-Teilnehmer diese historische Bezüge vermutlich gar nicht bewusst seien, mache ihn zu einem "besonders perfiden Mittel" der Drahtzieher, die das Wort bei ihren Protesten dagegen ganz gezielt einsetzten.

Die Jury der Sprachkritischen Aktion besteht aus vier Sprachwissenschaftlern verschiedener Universitäten und zwei Journalisten. Sie wählen aus Vorschlägen aus, die ihnen zugeschickt werden. In den letzten Jahren wurden Wörter wie Sozialtourismus, Opfer-Abo, Döner-Morde und Alternativlos zu den Unwörtern des Jahres gekürt.

Das Pendant zum Unwort des Jahres ist das Wort des Jahres. Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat sich dabei für 2014 auf das Wort "Lichtgrenze" festgelegt. Es erinnert an die aufsteigenden Ballons am 9. November in Berlin, als Deutschland das 25. Jubiläum des Mauerfalls feierte.