Neuburg
Ludivine Terno träumt am liebsten "auf Deutsch"

Landrat lädt zur Einbürgerungsfeier für 57 Neu-Deutsche – "Eine Bereicherung für uns alle"

09.06.2014 | Stand 02.12.2020, 22:36 Uhr

Strahlende Augen hatte die achtjährige Anastasia Beyene, als ihr Landrat Roland Weigert die Einbürgerungsurkunde überreicht. - Foto: lm

Neuburg (lm) Dass der Weg für viele, die gerne in Deutschland bleiben, nicht immer so idyllisch ist wie jetzt auf der von Landrat Roland Weigert inszenierten Einbürgerungsfeier im Kirchbauernhof, weiß niemand besser als Bettina Häring. Die FDP-Frontfrau bemüht sich seit etlichen Jahren schon um Integration und ein Stück praktischer Lebensqualität oftmals von schwerem Schicksal Gezeichneter.

Kein Groll indes, „ich freue mich ganz einfach mit denen, die es geschafft haben.“

Dass er seit ein paar Monaten nun deutscher Staatsbürger ist, verdankt Massimabotom Pana Bayessem letztlich nur seiner schweren Nierenerkrankung. Als Asylbewerber war der in seiner Familie schon in dritter Generation verfolgte Togoer definitiv schon abgelehnt, nur seine Krankheit verhinderte die Abschiebung. Die ausgesprochene, heute in bayerischer Lederhose auftretende Frohnatur Bayessem schaffte es, spielt längst nicht nur erfolgreich Fußball in Wagenhofen, hat bei den Landkreisbetrieben auch seinen Job gefunden und ist „gefürchteter“ Briefeschreiber. „Eine schönere Weihnachtspost als von ihm bekomme ich von niemanden“, gerät Bettina Häring förmlich ins Schwärmen. Zehn Jahre hatte sich die jetzt sogar einen Hilfsvereins ins Leben gerufene Streiterin um Menschenrechte für den Togoer einsetzt. Seine Biographie ist eine dieser Erfolgsgeschichten.

Wie die von Ermias Mamo Beyene, dem zusammen mit den beiden Kindern Johannes und Anastasia am Freitag die Einbürgerungsurkunde tagesaktuell ausgehändigt bekam. Nach Studium und Abschluss als Agrar-Diplomingenieur in Weißrussland war für den gebürtigen Äthiopier die Rückkehr in die alte Heimat praktisch schon vorgezeichnet, als politische Umwälzungen dies fürs erste vereitelten. Dann vor der Wahl, mit seiner inzwischen dreiköpfigen Familie in Weißrussland, Äthiopien oder Deutschland zu leben, entschied sich Ermias Mamo Beyene gegen „Gewalt und politisches Chaos.“ Spätestens seine Kinder „können sich nicht vorstellen, in einem anderen Land zu leben.“

Sie und die 57 Neu-Deutschen des letzten Jahres nannten Landrat Roland Weigert wie Bundestagsabgeordneter Reinhard Brandl „eine Bereicherung für uns.“ Als Beweis, wie sehr die Gesellschaft längst diese Menschen brauche, verwies der Berliner Mandatsträger tagesaktuell auf die am gleichen Abend spielende Fußball-Nationalmannschaft mit fast der Hälfte Spieler mit Migrationshintergrund.

Landrat Weigert sprach von praktizierter Gemeinschaft, verwies auf diverse Aktivitäten im Landkreis, Bürgerinitiativen wie in Schrobenhausen oder Oberhausen, aber auch die Arbeit der eigenen Behörde, Stichworte dazu Sprachintensivklassen und Integrationshelfer als jüngste Initiative des Landratsamtes.

Ja, sie habe es geschafft. „Ich träume seit langer Zeit nur noch auf Deutsch.“ Bei Ludivine Terno war es auch die Liebe, die die gebürtige Madagassin und Enkelin eines ausgewanderten Chinesen, letzten Endes nach Gachenbach führte. Nachdem sie als junge Studentin Jahre in Montpellier und Sete verbrachte, lebt sie jetzt die bayerisch-südfranzösische Städtepartnerschaft aktiv wie intensiv mit. „Unser kleiner Sohn ist ein richtiger Fan des Hafens in Sete und der Schiffe dort geworden.“