Pfaffenhofen
Lokale Aktionsgruppe erreicht Meilenstein

300 000 Euro Bonus aus dem Leader-Topf - Neue Projekte können aufgenommen werden

08.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:43 Uhr
Der Hopfenturm in Pfaffenhofen ist eines von insgesamt drei abgeschlossenen Leader-Projekten im Landkreis. Diese Aufnahme mit ungewöhnlicher Perspektive stammt vom bekannten Pfaffenhofener Hobbyfotografen Helmut O. Fischer. −Foto: Helmut O. Fischer

Pfaffenhofen (PK) Die Lokale Aktionsgruppe Pfaffenhofen (LAG) liegt im Zeitplan, hat den ersten "Meilenstein" pünktlich erreicht und deshalb 300 000 Euro Bonus aus dem Leader-Topf erhalten - so die erfreuliche Nachricht bei der jüngsten Mitglieder-Versammlung. Damit ist der Weg für weitere Projekte frei.

Unter den Teilnehmern der Sitzung konnte Landrat Martin Wolf (CSU) am Mittwoch im Landratsamt neben Olaf Pommeranz von der Bundesarbeits-Gemeinschaft der Leader Aktionsgruppen (BAG-LAG) und Hans Huss von der LAG Mittlere Isarregion auch die neue Leader-Koordinatorin Agnes Stiglmaier begrüßen. Diese übernimmt seit 1. Februar im AELF Ingolstadt die Aufgaben ihrer Amtsvorgängerin Irmgard Neu-Schmid, die in den Ruhestand getreten ist.

Als Managerin der LAG Pfaffenhofen legte Carmen Glaser den Mitgliedern den Finanzbericht vor und freute sich, dank des erwähnten Bonus für die im Leader-Prozess definierten Meilensteine bei der Projektrealisierung sowie durch den Wegfall des Projekts "Freilichtbühne Wolnzach" nun ein Budget von 551 855 Euro an nicht verbrauchten Fördergeldern ausweisen zu können.

Nachdem die Kassenprüfer Gerti Schwertfirm und Michael Franken "keinerlei Beanstandung" monierten, wurde die beantragte Entlastung des Vereinsvorstands einstimmig gewährt. Auch der vorgestellte Haushaltsplan für 2018 fand die volle Zustimmung der Anwesenden. Der voraussichtliche Überschuss (Fördermittel einberechnet) liegt demnach bei 95 923 Euro. Einsparpotenzial sieht Glaser unter anderem durch den für den 9. April geplanten Umzug der LAG aus den Büroräumen des KUS in den ehemaligen vhs-Raum, den man gemeinsam mit dem Verein Hopfenland Hallertauer Tourismus nutzen wird.

Glaser berichtete im Weiteren über den aktuellen Stand der Projekte (siehe Kasten) und vermeldete, dass man die im Aktionsplan bisher avisierten Ziele erreicht habe. Zu den Pflichten der LAG gehört auch die Evaluation - diese beinhaltet bisherige Umfragen bei Versammlungen und wird heuer erweitert. Geplant sind eine Onlinebefragung aller Mitglieder sowie Einzelinterviews mit Projektträgern.

In ihrem Ausblick stellte die Geschäftsführerin eine Neubewerbung als Leader-Region für eine zweite Förderperiode in Aussicht und berichtete von der geplanten Informations- und Arbeitsreise der Regionalmanager nach Brüssel sowie der Teilnahme am internationalen LINC-Treffen in Rauma (Finnland). Im April ist die LAG Pfaffenhofen zudem beteiligt am 7. Energietag am 12. April in Pörnbach, wo man unter anderem das Projekt "Biogene Reststoffe" präsentieren wird.

Zu den möglichen neuen Projekten, die noch heuer in Angriff genommen werden könnten, zählt eines zur Förderung des Bürgerengagements. Wie so etwas aussehen könnte, erläuterte LAG-Manager Hans Huss am Beispiel eines Projektes der LAG Mittlere Isarregion Freising. Mit einem Gesamtförderrahmen von 20 000 Euro werden hier kleine Projekte ohne viel Bürokratie unterstützt. Wolf sah in einer solchen Initiative eine Chance, Leader "stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen". Sein Vorschlag: der Vorstand erarbeitet ein Konzept, das den Mitgliedern vorgelegt, beraten und dann als Projekt auf den Weg gebracht werden kann.

Ebenfalls im Raum steht die eventuelle Mitgliedschaft der LAG Pfaffenhofen in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Leader Aktionsgruppen BAG-LAG, der 146 von 321 bundesweiten LAGS angehören (davon acht aus Bayern). Ziel der BAG ist die Interessenvertretung auf europäischer Ebene, eine Vereinfachung der komplizierten Förderregeln sowie die "Schaffung günstiger Rahmenbedingungen für ländliche Akteure auch außerhalb von Leader", wie Olaf Pommeranz als Gründungsmitglied der BAG-LAG und Manager zweier LAGs in Mecklenburg-Vorpommern erläuterte. In der LAG Pfaffenhofen will der Vorstand über eine mit 300 Euro jährlich zu Buche schlagende Mitgliedschaft beraten, von der man sich eine verstärkte Vertretung lokaler Interessen verspricht.

DIE AKTUELLEN PROJEKTE

Bei der Versammlung der LAG Pfaffenhofen gab Geschäftsführerin Carmen Glaser einen Überblick über den aktuellen Stand der derzeit 16 LAG- Projekte. Zu den drei bereits realisierten zählt der Archäologie-Lehrpfad in Manching (25 569 Euro an Fördermitteln), der nach Aussagen von Glaser "sehr gut besucht ist". Gleiches gilt für den Hopfenturm (49 784 Euro), der schon bei der Gartenschau ein Besuchermagnet war. Ein voller Erfolg sei überdies die Schaubäckerei Wiesender mit ihrem "Weg der Nahrung" (156 705 Euro). Rund 1000 Schüler nahmen schon an den kostenlosen Führungen teil, bei denen sie auch Brezen drehen durften. Die Nachtführungen für Erwachsene sind überregional beliebt und werden sogar in englischer Sprache angeboten.

Zehn weitere Maßnahmen befinden sich noch in Umsetzung: das Projekt "HopfeNO3" (zur Analyse der Stickstoffbelastung im Bereich Hopfenanbau, Fördersumme 66 964 Euro), die Studie "Biogene Reststoffe" (29 300 Euro), der Wanderweg St. Kastulus (19 949 Euro), die "Radoffensive" zur Bestandsaufnahme aller Radwege (7499 Euro), der "Umweltbildungsatlas" (5350 Euro), der Bewegungsparcours Baar Ebenhausener Weiher (140 743 Euro) und das Projekt "Inklusion" in Münchsmünster (189 672 Euro) sowie die Professionalisierung des Vereins Hopfenland Hallertau Tourismus (68 922 Euro).

Offensichtlich noch erheblichen Diskussionsbedarf gibt es bei zwei Projekten. Für das Nutzungskonzept Feilenmoos (29 809 Euro) sind zwar bereits Detailkonzepte erarbeitet, die Belange von Naturschutz, Naherholung und Kiesabbau berücksichtigen. Letzterer sei jedoch eine "eine hochproblematische Geschichte", so Landrat Martin Wolf unter Verweis auf jüngste Gespräche mit Kieswerksbetreibern.

Umstritten ist auch das Ökoflächenmanagement in Kooperation mit dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen (67 625 Euro). Hans Leppelsack vom LBV empfahl nachgerade das Projekt (das eine Suchraumanalyse und die Bewertung potenzieller Ökoflächen vorsieht) "einzustampfen", weil es für den Naturschutz nichts bringe. Er forderte stattdessen die Förderung einer fachlich kompetenten Beratung bei der Ausweisung neuer wie bei der Aufwertung und Pflege alter Flächen. Nach kontroverser Diskussion soll es nun auf Vorschlag Glasers einen Gesprächstermin mit den Projektverantwortlichen, Kritikern, Behörden und den betroffenen Kommunen geben, um hier eine einvernehmliche Lösung zu finden.

Für zwei weitere Projekte liegt der Förderantrag beim zuständigen AELF Ingolstadt: das "Mobilitätskonzept" mit Feldstudie in Rohrbach sowie der Barfuß-Parcours am gleichen Ort. In Arbeit ist der Förder-Antrag für das vom KUS angeregte Projekt zur Untersuchung der Effektivität von Kreativformaten. Eine weitere Idee ist ein einheitliches Beschilderungskonzept für das Rad- und Wanderwegenetz im Landkreis. | zur