Spalt
Die treibende Kraft

Nach 29 Jahren gibt Helga Klüh die Spalter Tourist-Information in junge Hände

08.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:43 Uhr
Helga Klüh war über Jahrzehnte die Ansprechpartnerin in Spalt in Sachen Freizeit und Tourismus.Seit Jahresbeginn ist sie im Ruhestand, den sie als "Eventmanagerin" genießt. −Foto: Leykamm

Spalt (HK) Fast drei Jahrzehnte lang leitete Helga Klüh die Spalter Touristinformation. Zwischen damals und heute liegt eine enorme Entwicklung, die maßgeblich der heute 63-Jährigen zu verdanken ist. Nun verabschiedete sie sich in den Ruhestand, bleibt der Stadt aber als Eventmanagerin erhalten.

"Helga Klüh ist für Spalt ein Glücksfall", weiß ihre Arbeit Bürgermeister Udo Weingart zu schätzen. "Sie hat das nötige Einfühlungsvermögen und ein gutes Händchen für die Vermarktung", lobt der Rathauschef. "Ich liebe einfach meinen Heimatort", verrät Klüh ihr Geheimnis des Erfolgs. Dabei wäre es um ein Haar ganz anders gekommen. Sie habe sich erst "gar nicht getraut, mich zu bewerben." Es bedarf einiger Ermunterungen, dann wagt sie es - und wird eingestellt.

Ein kleines Büro und ein Rollschrank, so fängt alles an. Das genügt Klüh, um durchzustarten. 1990 gibt es die erste Imagebroschüre, drei Jahre später wagt es die Touristikerin mit der Initiierung des Duathlons Neuland zu betreten. Die Aufgaben werden mehr, die bezahlte Arbeitszeit weitet sich auf 30 Stunden aus. Als Weingart 1995 zum Bürgermeister gewählt wird, entsteht ein Jahr später ein großes Spalter Tourismuskonzept, dessen Umsetzung Klüh vorantreibt. Im Jahrestakt geht es weiter: 1997 gründet sich der Tourismusverband "Sonnenseite Brombachsee", bei dem sie sich fast zwei Jahrzehnte als Kassenführerin beziehungsweise Schriftführerin engagiert. 1998 bekommt sie eine Mitarbeiterin und initiiert eine Sonderausstellung, 1999 die Neuauflage der Imagebroschüre.

Zum Millennium geht es dann richtig rund. Im Jahr 2000 zündet Klühs Idee der "Family Villages", sie verwirklicht ihr Konzept eines neuen Weihnachtsmarktes und jenes der Wandertage und -wochen. Und die Eröffnung des Brombachsees lässt die Gäste ihr Büro einrennen. Das ist mittlerweile im Erdgeschoss - größer und mit neuer Ausstattung. 2001 avanciert die Stadt zum staatlich anerkannten Erholungsort. 2005 lädt man zum ersten Hopfengartenfest, der Weihnachtsmarkt wird um den Gabrieliplatz ausgeweitet. Dort tummelt sich ein Jahr später der Radiosender Bayern 1, zugleich wird die größte Bierflaschenausstellung der Welt eröffnet.

Der BR findet Gefallen an der Hopfen- und Bierstadt und lädt 2009 dorthin zur Sommerreise. 2010 organisiert Klüh die Veranstaltungen zur 1200-Jahr-Feier. "Das war ihr Meisterstück", sagt Weingart. Das erste Kirschhoffest feiert man 2013, das HopfenBierGut-Musuem im Kornhaus öffnet 2015 seine Pforten, mit der Tourist-Information im Erdgeschoss. Das Engagement Klühs mündete vergangenes Jahr in zwei hohe Auszeichnungen: den ADAC-Tourismus- und den Bayerischen Museumspreis. Hinter all dem sei Klüh immer "eine treibende Kraft gewesen", lobt der Bürgermeister. Sie habe zudem immer beides im Blick gehabt: Die touristische Aufwertung der Stadt sowie die Verbesserung der Lebensqualität für Einheimische.

Die Stadt muss auch weiterhin nicht so ganz auf Klüh verzichten, die mit Beginn des Jahres in Ruhestand gegangen ist. Bei so mancher Veranstaltung mischt sie weiterhin mit, der Weihnachtsmarkt bleibt als "ihr Kind" in ihrer Hand. "Da gibt es noch einige Ideen zu verwirklichen", sagt die Ruheständlerin. "Eigentlich ist sie jetzt zur Eventmanagerin geworden", befinden ihre Kolleginnen. Die sollen nun ihren eigenen Weg finden. Aber Klüh hilft gerne, ohne sich aufzudrängen. Sie will sich auch mehr Zeit für die Familie und ihren Zwergspitz namens Ronja nehmen und des Öfteren mal nach Südtirol fahren. Dass sie da natürlich auch wieder von touristischen Ideen inspiriert wird, bleibt wohl nicht aus.

Ein "Glücksfall für Spalt"

Spalt (lkm) Die Leiterin der Tourist-Information hat sich in den Ruhestand verabschiedet. Für das interaktive HopfenBierGut brauchte es schon 2017 eine neue Führungskraft. Beide Funktionen vereint nun Stefanie Bojko in sich.

Die 26-jährige Spalterin hat sich als Studentin an der Katholischen Universität Eichstätt das nötige Wissen in Sachen Freizeit und Tourismus, Regionalplanung und Geographie angeeignet. Schon während des Studiums befasst sie sich nun auch unter beruflichen Aspekten verstärkt mit ihrer Heimatstadt, unter anderem als Praktikantin im Kornhaus. Was wie die Faust aufs Auge passt, dreht sich doch in ihrer 150-seitigen Masterarbeit alles ums "Bier als touristisches Leitthema", das sie selbst immer mehr für sich entdeckt.

Als Mitte vergangenen Jahres die Chefin des HopfenBierGut sich anderen Herausforderungen widmet, hebt Bojko zur Freude der Stadt die Hand. "Sie ist zeitlich aber vor allem auch personell ein absoluter Glücksfall für Spalt", betont Bürgermeister Udo Weingart. Dass sie als Berufseinsteigerin in ihrer eigenen Gemeinde und in ihrem ureigenen Themenfeld die erste Geige spielen soll, "ehrt mich natürlich", so die neue Chefin als Kopf eines zehnköpfigen Teams.

Das "HopfenBierGut" stärker mit Leben füllen, ist eines ihrer Ziele. "Es soll ein Haus der Bürger werden," geben Bojko und Weingart die Parole aus. Einheimische und Touristen sollen gleichermaßen profitieren, dass man sich immer stärker auf das Thema "Genuss" fokussiert, was bereits honoriert wurde. Vor allem bei den Braukursen, die einen regelrechten Boom erleben. Hier sollen zudem neue Akzente gesetzt werden, was Bojko nun auch verstärkt tun kann, da sie sich im Februar zum Bier-Sommelier fortbilden hat lassen. Wo die Reise hingehen könnte, formuliert Bojko: In zehn Jahre solle Spalt "die Hopfen- und Bierstadt in Bayern schlechthin sein".