Neuburg
Literaturbeflissener Zirkel

Seit acht Jahren treffen sich im Bücherturm Lesefreunde zu Rezitat und Meinungsaustausch

09.01.2013 | Stand 03.12.2020, 0:38 Uhr

Faible für Literatur: Brigitte Abspacher, Ulrike Scheller und Dita Leckel (vorne von links); hinten von links: Gabriele Direktor, Renate Lindinger und Ralph Zaffrahn - Foto: Geistbeck

Neuburg (DK) Mit ruhiger Stimme liest Renate Lindinger einige Zeilen aus einem Roman mit pinkfarbenem Einband vor. Es wird ganz still im Raum und die anderen Teilnehmer folgen ihr aufmerksam. Renate Lindinger gehört zu einem kleinen Kreis von Neuburger Lesefreunden, die sich seit acht Jahren regelmäßig zum Literaturtreff zusammenfinden.

So auch am Dienstag im Rückgebäude des Neuburger Bücherturms.

Der ausgewählte Roman „Wovon wir träumten“ von Julie Otsuka, handelt von japanischen Frauen, die nach Amerika auswandern. Sie wollen sich dort eine neue Existenz aufbauen und merken dabei, dass das wohl schwieriger wird als zunächst gedacht. Dramatisch wird dabei das Kollektivschicksal dieser Frauen geschildert, das schließlich im Zweiten Weltkrieg eine drastische Wendung nimmt. Renate Lindinger kann das Buch nur weiterempfehlen, auch wenn sie anmerken muss, dass die Autorin wohl einen eher eintönigen Schreibstil verwendet.

Ihre Sitznachbarin ist von der Geschichte angetan und fragt, ob sie sich das Buch gleich ausleihen kann. Gesagt, getan. So geht die Leserunde weiter und Gabriele Direktor stellt Astrid Rosenfelds Erstlingswerk „Adams Erbe“ vor.

Ralph Zaffrahn, Leiter der Stadtbücherei Neuburg, erklärt die Idee, die hinter den Literaturtreffen steckt: „Wir treffen uns in der Regel alle sechs Wochen. Teilnehmen können dabei alle, die gerne lesen oder literaturinteressiert sind. Jeder nimmt dann ein oder zwei Bücher mit, die er vorstellen möchte, und kann sich mit den Anderen austauschen.“

„Auch wenn sich leider nur wenige Teilnehmer finden, ist es doch immer eine lustige Runde“, wirft Brigitte Abspacher ein. Sie gehört mit zum harten Kern der Literaturfreunde und stellt auch immer gern mehrere Bücher vor. Zurzeit liest sie vor allem französische Autoren und erzählt von ihrer neuesten „Errungenschaft“: „Ein Geheimnis“ von Philippe Grimbert.

Einen außergewöhnlichen Fund machte Ulrike Scheller. Sie las zuletzt Martin Suters „Die Zeit, die Zeit“, ein Roman über einen Witwer, der auf der Suche nach dem Mörder seiner Frau mit seinem Nachbar Krupp in Kontakt kommt, der ebenfalls seit 20 Jahren Witwer ist. Dieser hat eine verrückte Theorie: Die Zeit lasse sich rückgängig machen. Zusammen versuchen sie auf skurrile Art und Weise, ihre Frauen wieder lebendig zu machen – ein seltsamer aber faszinierender Roman.

Der nächste Literaturtreff findet am Dienstag, 19. Februar, um 19.30 Uhr statt. Ansprechpartner ist Ralph Zaffrahn, Telefon (0 84 31) 64 23 92.