Eichstätt
Liebesmüh und Erlösung

Uni-Orchester und Kammerchor boten einen stimmungsvollen Konzertabend

11.07.2013 | Stand 02.12.2020, 23:55 Uhr

Begeisterte das Publikum: das Orchester der Katholischen Universität unter Leitung von Uwe Sochaczewsky. - Fotos: Mildner

Eichstätt (EK) Als das Orchester einsetzte, vibrierte die warme Luft in der Aula der Universität. Schweißperlen waren unvermeidlich, sei es wegen der Temperatur oder der Hingabe zu den ausgewählten Stücken. Universitäts-Orchester und Kammerchor boten ein stimmungsvolles Programm.

Die Leitung hatte Uwe Sochaczewsky sowie Nico Schneidereit. Als Solo-Violinist brillierte der Eichstätter Zoltán Martincsek.

Das Violin-Konzert in d-Moll von Robert Schumann (1810-1856) klang zunächst gar nicht sommerlich: Der erste Satz begann mit einem Donnergrollen, die Melodien klangen nach Weltschmerz und romantischer Todessehnsucht. Der Komponist hatte das Werk in einer Phase geschrieben, in der er von Alkoholismus, Depression und Misserfolg geplagt war.

Solist Zoltán Martincsek brachte diese Phase mit zarten, aber präzisen Melodie-Bögen von höchster Virtuosität zum Ausdruck. Seine lieblichen Elegien wurden immer wieder von den dramatischen Tutti-Passagen des Orchesters unterbrochen. Besonders die Bläser und das Schlagwerk dominierten wie eine dunkle Bedrohung den romantischen Gesamtklang und fungierten als Gegenspieler zum Solisten.

Der zweite Satz in B-Dur ist ebenso düster, seine rhythmischen Eskapaden erinnern an einen Fiebertraum. Doch nach dem Wahnsinn kommt die Erlösung: Der dritte Satz steht in starkem Kontrast zum bisherigen, nämlich in D-Dur. Der beschwingte, tänzelnde Rhythmus ist der einer Polonaise, zusammen mit der Dur-Tonart zutiefst hoffnungsvoll und lebensbejahend. Wusste Schumann, drei Jahre vor seinem Tod, dass ihn sein Werk für die Ewigkeit überdauern würde?

Auch nach der Pause stand die Romantik im Mittelpunkt, nun jedoch vor allem im Werk-Kontext. Die Filmmusik zu Franco Zefirellis „Romeo und Julia“ (1968) schrieb der Komponist Nino Rota (1911-1979). Für das Uni-Orchester arrangierten zwei Musik-Studenten, Florian Mayer und Yannick Süß, das Werk zu einer Art Suite um. Das Leitmotiv des unglücklichen Liebespaares wurde in der Aufführung voll und ganz ausgekostet, stand jedoch im Gegensatz zum eher heiteren Klanggerüst des Orchesters. Interessant waren die Passagen der Holzbläser, des Cembalos und des Tamburins. Sie stellten Rückgriffe auf die Renaissance dar, die sich wiederum mit Sequenzen voll von italienisch-romantischem Pathos abwechselten.

Der Kammerchor unter Nico Schneidereit interpretierte ein Stück von Leonard Bernstein (1918-1990), nämlich den dritten Satz des Chichester-Psalms. Die biblischen Texte auf hebräisch wurden begleitet von einer teils dissonanten und stechenden Orgel. Die zarten Einwürfe der Harfe wurden zu erlösenden Lichtblicken. Zunächst setzten die Männerstimmen mit einem mystischen, choralartigen Satz ein. Leider waren die zwei Bässe und Tenöre den weiblichen Stimmen unterlegen.

Den Abschluss und für viele den Höhepunkt des Konzert-Abends markierte erneut Bernstein, nun mit seinem Musical „West Side Story“. Auch diesem Werk liegt die vergebene Liebesmüh von Romeo und Julia zugrunde, hier in modernem Kontext, inszeniert als Bandenkrieg in New York. Dargeboten wurde ein Arrangement der instrumentalen Themen des Musicals. Sowohl die jazzigen als auch die afro-karibischen Koloraturen der einzelnen Banden kamen vortrefflich zur Geltung.

Das Publikum war begeistert, und so intonierte das Orchester erneut den wohl bekanntesten Titel „America“ als Zugabe. Ein sommerlicher Konzert-Abend voller Liebesmüh, Weltschmerz, Erlösung und Neubeginn ging beschwingt zu Ende.