Hilpoltstein
"Lichtblick in diesen dunklen Tagen"

Heidecker Künstlerin Christine Harrer eröffnet ihre umfangreiche Ausstellung in Hilpoltsteiner Residenz

14.01.2013 | Stand 03.12.2020, 0:37 Uhr

Brief an einen lieben Menschen: Christine Harrer vor ihrem Werk „Écriture automatique“ - Foto: Klier

Hilpoltstein (HK) „Wunderbare Augenblicke“, künstlerisch fest-gehalten in unterschiedlichen Maltechniken, gibt es in den nächsten vier Wochen in der Hilpoltsteiner Residenz zu genießen. Schöpferin dieser sehenswerten Werke ist die Heidecker Künstlerin Christine Harrer.

Susanne und Carolin Czieharz, die Hilpoltsteiner „Starmusikerinnen“, wie Christoph Raithel sie treffend bezeichnete, eröffneten am Samstag die Vernissage mit einer Sonate von Gaetano Donizetti. Carolin Czieharz auf der Querflöte ist, zusammen mit ihrer Mutter Susanne am E-Piano, längst zu einem Begriff für meisterliche Interpretation geworden. Und wie-der einmal erwies sich die Residenz als ein für kulturelle Veranstaltungen hervorragend geeignetes Gebäude, das mit seinen Veranstaltungen immer mehr Besucher anlockt. Allein rund 160 geladene Gäste drängten sich diesmal in den Räumen.

Dritter Bürgermeister Josef Lerzer begrüßte eine große Zahl an Repräsentanten des öffentlichen Lebens. Er erinnerte daran, dass Christine Harrer neben vielen anderen Auszeichnungen im Jahr 2009 als Landkreiskünstlerin auf Burg Abenberg ausstellen konnte und für ihr Kunstschaffen im Jahr 2010 von der Stadt Heideck als besonders erfolgreiche Bürgerin auf dem Gebiet der bildenden Kunst geehrt worden war.

In gewohnt humorvoller Art freute sich Landrat Herbert Eckstein über „so viele Menschen, sogar aus Heideck“. Von dort, dem Wohnort der Künstlerin, kamen tatsächlich sehr viele Besucher angereist. Nicht zuletzt auch deshalb, weil Christine Harrer langjähriges Mitglied des dortigen Künstlerkreises ist, der jährlich zum Heimatfest sein künstlerisches Schaffen präsentiert. Eckstein lobte die Künstlerin, weil sie „nicht stehen geblieben ist und immer Neues gewagt hat“.

Christoph Raithel vom Hilpoltsteiner Amt für Kultur und Tourismus zitierte zunächst Worte der Künstlerin: „Künstlerisches Schaffen bedeutet für mich: eins sein mit der Natur, Eintritt in die Welt der Fantasie, Symphonie in Farbe und der schnelle Strich.“ Gerade diese Ausstellung sei ein wunderbarer Auftakt für das neue Jahr. Man könne hier „Augenblicke abholen“. Die Detailverliebtheit spreche einen an, die Farben lebten, Stimmungen seien einfühlsam eingefangen. Die „Meditation“ von Jules Massenet, wiederum bestens von Susanne und Carolin Czieharz intoniert, harmonierte mit dem Gesagten.

Schließlich war die Künstlerin selbst an der Reihe, um ihrer Freude über die anerkennenden Worte, die vielen Gäste und über die Möglichkeit, hier ausstellen zu dürfen, Ausdruck zu verleihen. Ihr besonderer Dank galt Christoph Raithel für dessen bereitwillige und fachkundige Unterstützung. „Dieses Gebäude ist eine Wucht!“, stellte sie fest. Es sei ihre vierte Ausstellung in historischen Räumen, diese aber sei ihre bislang umfangreichste.

Fast 100 Werke, in unterschiedlichsten Techniken erstellt, präsentiert sie in den Ausstellungsräumen. Ihr Ehemann und ihre drei erwachsenen Töchter sind ihr dabei mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Christine Harrer erinnerte sich an das Jahr 1967, als sie nach ihrer Hochzeit drei Jahre in Hilpoltstein gelebt hatte, dass sie damals als Lehrerin Klassen mit 45 „Knaben“ unterrichtet hatte und dass sie vor 25 Jahren zum ersten Mal im Haus des Gastes ausgestellt hatte. „Ich hoffe“, sagte sie, „dass bei meinen Bildern die Freude und Inspiration überspringt. Vielleicht sind sie ein kleiner Lichtblick in diesen dunklen Tagen.“

Ein solcher Lichtblick sind sie sicher, denn ob „Die Sonne im Rothsee versinkt“, der „Gewittermohn“ sich im Wind wiegt, oder in „Mitten im Gelb“ Acryltechnik und Kohle sich ergänzen – farbenfroh und ansprechend sind alle Werke. „Das Herrenhaus“ und „Blick auf Spalt“ sind zwei Beispiele für Aquarellmalerei, das „Zweite Ich“ ist mit Wachsmalstiften gezeichnet. „Das Haus der Schamanin“ und „Vodoo“ sind farbintensive Acrylcollagen, während die Monotypie „Lichtengel“ in tiefes Blau getaucht ist.

Mit „Écriture automatique“, also „Automatisches Schreiben“, ist ein interessantes Exponat überschrieben, das monochrom und ohne hinzuschauen, rein aus dem Gefühl heraus, entstanden ist. „Brief an einen lieben Menschen“ ist der Titel. „Ich habe dabei an meinen Großvater gedacht“, erklärt Christine Harrer das Werk. An ihn erinnert sie sich dankbar, denn er hatte sie bereits im Kindesalter mit der bildnerischen Kunst bekannt gemacht. Er hatte ihr in Sindelsdorf bei Murnau von Künstlern wie Franz Marc, Wassily Kandinsky, Gabriele Münter, August Macke und Paul Klee erzählt, die dort gewohnt hatten. Von den Kunstdrucken, die ihr der Großvater zeigte, war sie begeistert. Fortan gehörte Malen zu ihrer Lieblingsbeschäftigung. Ein Hobby, das sie fortwährend auch durch viele Kurse ständig weiterentwickelt und zu künstlerischer Reife gebracht hat.