Hilpoltstein
Leuchtturmprojekt für den Landkreis Roth

15.12.2009 | Stand 03.12.2020, 4:24 Uhr

 

Hilpoltstein (mes) Mit Erdwärme wird das neue Gymnasium in Wendelstein geheizt werden. Das hat der Rother Kreistag bei seiner Sitzung am Montag mit großer Mehrheit beschlossen.

Der Gredinger Ingenieur Markus Brautsch hatte das Konzept mit Erdwärmesonden, die bis 134 Meter in die Tiefe gehen, und Gasspitzenlastkessel nebst anderen Varianten zuvor dem Gremium vorgestellt.

Zur Disposition standen Hackschnitzelheizung, Pelletheizung sowie Blockheizkraftwerke, die mit Gas, Biomethan und Pflanzenöl betrieben werden. In einer Wärmebilanz wurden anhand der verfügbaren Entwurfsplanung Transmissionswärmeverluste, Lüftungswärmeverluste, der Warmwasserbedarf sowie interne und solare Gewinne gegenüber gestellt. Alle Varianten wurden zudem in einer Vollkostenrechnung auf Wirtschaftlichkeit und Umsetzbarkeit überprüft. Aber nicht nur ökonomische, sondern auch ökologische Gesichtspunkte spielten eine Rolle, so muss das neue Gymnasium auf alle Fälle den Passivhausstandard erreichen: Es dürfen nicht mehr als 40 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr an Energie verbraucht werden.

Als Referenz diente eine klassische Erdgasheizung, die natürlich mit Abstand die günstigste in der Anschaffung wäre. Betrachtet auf einen Zeitraum von 20 Jahren entstehen bei durchschnittlichen Marktpreisen laut Brautsch Jahresgesamtkosten in Höhe von 49 100 Euro. Gegenüber der Referenzvariante amortisierten sich lediglich die Varianten mit Erdwärme (46 900 Euro) und ein Erdgas-BHKW (47 800 Euro).

Brautsch war im Übrigen voll des Lobes für den Entwurf des Münchner Architektenbüros Fuchs und Rudolph. Der Bau sei derart kompakt, dass man selbst mit einer normalen Erdgasheizung bereits an den Passivstandard heranreiche. Alle anderen würden ihn unterschreiten. "Das wird ein Leuchtturmprojekt, egal wie", sagte Brautsch.

Die Erdwärmevariante liegt mit ihrer C02-Bilanz von 92 Tonnen pro Jahr allerdings erheblich schlechter als beispielweise eine Hackschnitzelheizung. Das liegt zum einen am Strom, den man braucht, um die Wärme zu transportieren und zum anderen an einem Spitzenlastkessel, der in den kalten Monaten dazugeschaltet wird. Allerdings könne durch den Bezug von Gas aus Wasserkraft und der Errichtung einer Fotovoltaikanlage auf dem Dach diese Bilanz nahezu auf null gedrückt werden, so Markus Brautsch.

Das Ergebnis der Probebohrung habe dem Standort eine besonders gute Eignung für eine geothermische Nutzung mittels Wärmepumpe bescheinigt, sagte Brautsch. Zudem biete die Variante den Vorteil einer effizienten "passiven Gebäudekühlung" im Sommer durch die Bauteilaktivierung, dabei werden die Gebäudemassen zur Temperaturregulierung genutzt. Deshalb empfehle er die Installation von Erdwärmesonden in Verbindung mit einer Wärmepumpe zur Gebäudeheizung.

Im Frühjahr 2009 hatte Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle genehmigt, dass in Wendelstein ein neues Gymnasium errichtet werden darf. Bereits im Oktober wurde der Architektenwettbewerb entschieden. Spätestens im Sommer 2010 sollen die Baumaschinen anrollen, damit im September 2012 das Gymnasium Wendelstein seinen Betrieb aufnehmen kann. Für den Schulneubau sowie die Sporthalle sind laut Kämmerer Jürgen Lafère im Haushalt rund 30 Millionen Euro veranschlagt.