Hilpoltstein
Letzte Bastion am Burgberg gefallen

30.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:49 Uhr

Die Hilpoltsteiner laufen beim Burgfestlauf hinterher. Nach Bierprobe am Freitagabend, Trödelmarkt am Samstagmorgen, Sautrogrennen am Samstagnachmittag und dem großen Rummel am Samstagabend ist jedenfalls nicht mit sportlichen Höchstleistungen am Sonntagvormittag zu rechnen. - Foto: J. Münch

Hilpoltstein (HK) Der Hilpoltsteiner Burgfestlauf feiert seinen ersten runden Geburtstag. Bereits zum zehnten Mal wird die sportliche Burgfestattraktion am morgigen Sonntag um 9 Uhr vor der Geschäftsstelle des HK gestartet. Grund genug für einen Rückblick auf die vergangenen neun Rennen.

Was haben der DFB-Pokal und der Hilpoltsteiner Burgfestlauf gemeinsam? Für beide Wettbewerbe gelten ganz eigene Gesetze. Regel Nummer 1 beim Burgfestlauf: Kein Hilpoltsteiner gewinnt bei diesem Heimrennen den Hauptlauf. Oder wie es Albert Kraus, der Erfinder des Burgfestlauf-Maskottchens "Burgi", bereits nach der zweiten Auflage im Jahr 2002 in weiser Voraussicht sagte: "Wenn du von hier bist, schaffst du es einfach nicht."
 

Wie soll das auch gehen, dass ein echter Hilpoltsteiner nach eineinhalb Tagen Burgfest noch zu sportlichen Höchstleistungen fähig ist? Bierprobe am Freitagabend, Trödelmarkt am Samstagmorgen, Sautrogrennen am Samstagnachmittag – und vom Samstagabend ganz zu Schweigen. Da können die Turmbläser am Sonntagmorgen so laut wecken wie sie wollen. Vielleicht holen sie noch den einen oder anderen Burgfestlaufstarter aus dem Bett. Aber potenzielle Sieger sehen sicher anders aus als echte Hilpoltsteiner in den Morgenstunden des Burgfestsonntags.

Auch Albert Kraus machte damals nicht den allerfittesten Eindruck, als er in den Anfangsjahren tapfer an der Startlinie des Burgfestlaufs stand. Trotzdem ist er bis zum heutigen Tag der erfolgreichste Hilpoltsteiner in der Geschichte dieses Wettbewerbs: Sowohl 2001 als auch 2002 erreichte Kraus immerhin den zweiten Platz. Fehlten ihm bei der Premiere nur 15 Sekunden auf den siegreichen Hans Weich (DJK Laibstadt), betrug sein Rückstand bei der zweiten Auflage schon mehr als eine Minute auf Denis Mietzsch. Zum Leidwesen des Lokalmatadoren war der damalige brandenburgische Meister nur zufällig auf den Burgfestlauf gestoßen und hatte sich erst auf den letzten Drücker nachgemeldet. Da half es Albert Kraus auch nichts, dass er diesmal schneller war als der Premierensieger Hans Weich. Am Ende bekam er trotzdem wieder nur die Miniaturausgabe des tönernen Burgi-Pokals überreicht.

Spätestens, als der Läufer-Cup des Leichtathletik-Kreises Mittelfranken-Süd erstmals Station beim Burgfestlauf machte, war es endgültig vorbei mit den Hilpoltsteiner Siegchancen. 2003 und 2004 reichte es für Joachim Weinbrenner (Radfreunde Hilpoltstein) jeweils noch zum dritten Platz. Seitdem schafften aber nur noch der ehemalige Ironkids-Athlet Axel Buchstaller (2006) und der für die TSG Roth startende Hofstettener Michael Gründl (2009, ebenfalls als Dritte) den Sprung auf das Siegertreppchen. Doch den Sieg sicherten sich andere: Martin Mögen (2003), nochmals Denis Mietzsch (2004), Andreas Straßner (2005), Ralf Kosmann (alle SC Roth, 2006), Karl Durst (DJK Pleinfeld, 2007), Roland Rigotti (TSV Neuburg, 2008) und zuletzt Sven Ehrhardt (SC Roth).

Bei den Frauen sieht die Hilpoltsteiner Burgfestlauf-Bilanz nicht besser aus: Nach dem zweiten Platz von Corinna Frank 2002 dauerte es bis zum vergangenen Jahr, ehe Andrea Dorr als Zweite wieder einmal an den ersten Hilpoltsteiner Heimsieg heran reichte. In der Zwischenzeit belegte Sabine Frisch gleich drei Mal den dritten Platz. In der Siegerliste stehen dagegen Christine Ramsauer (TSV Allersberg, 2001 und 2003), Christine Pfaller (LG Heideck, 2002, 2005, 2006 und 2007), Brigitte Rupp (SC Roth, 2004 und 2008) sowie Julia Weniger (Viktoria Augsburg, 2009).

Doch mit den Siegern ist es beim Hilpoltsteiner Burgfestlauf so eine Sache, womit wir endlich bei der zweiten wichtigen Regel dieses Wettbewerbs wären: Denn die eigentlichen Champions sind weniger die Schnellsten im Ziel, sondern vielmehr die Schnellsten beim Sprint hinauf zur Burg. Praktischerweise gibt es diesen Titel nicht erst nach 7,6 Kilometern, sondern schon nach wenigen hundert Metern zu gewinnen. Weshalb sich die vom Burgfest geschädigten Lokalmatadoren verständlicherweise auf diese Sonderwertung stürzten – und in den vergangenen Jahren auch reihenweise gewannen.

In den ersten beiden Jahren krönte sich zwar noch der Mörsdorfer Thomas Lerzer zum Burgbergkönig. Doch bei der dritten Auflage 2003 hielt TV-Fußballer Sigi Feuerstein den Prestigetitel zum ersten Mal in Hilpoltstein, ehe Harry Grimm zwei Mal hintereinander das Rennen machte. Der Sonderpreis in Form einer stattlichen Ration Festbier lockte jedoch die Herausforderer an: 2006 musste sich Harry Grimm den Triumph am Burgberg bereits mit Axel Buchstaller teilen, ehe der langjährige König im folgenden Jahr mit einem hinterhältigen Manöver vom Thron gestürzt wurde.

Zwei Starter der Hofstettener Sportfreunde hielten Grimm beim Anstieg am Trikot fest, während Matthias Seitz auf und davon stürmte. 2008 wiederholte Seitz seinen Sieg, während sich Ina Schuhmann von den Ironkids zur ersten Burgbergkönigin krönte. Doch im vergangenen Jahr fiel dann auch die letzte Bastion der Hilpoltsteiner Läufer: Thomas Link (Arriba Göppersdorf) entführte den Titel des Burgbergkönigs – nachdem er erst kurz vor dem Start von dieser Sonderwertung erfahren hatte. Immerhin feierte er seinen Titelgewinn wie ein echter Hilpoltsteiner, nämlich ausgelassen im Festzelt am Burgfestmontag. Das wäre dann die dritte wichtige Regel beim Burgfestlauf.