Lernen durch Schmerzen

Kommentar

14.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:40 Uhr

Eine glasklare letzte Warnung schickt die Uefa an die Anhänger von Russland, indem sie die Mannschaft nur noch auf Bewährung bei der Europameisterschaft weiterspielen lässt. Noch einmal Pyros in den Stadien, noch einmal Randale davor oder rassistische Gesänge auf den Rängen, und die Sbornaja fliegt raus und fährt nach Hause.

Einen Hinweis, dass ihnen Gleiches widerfahren kann, erhalten auch die Engländer, deren Hooligans sich kaum friedlicher verhielten.

Die deutliche Ansage ist richtig und wichtig. Auf keinen Fall konnte das Urteil der Disziplinarkommission mild ausfallen. Dass Geldstrafen und Stadionverbote Einzelner nicht fruchten, nicht einmal Geisterspiele Wirkung zeigen, wissen wir aus den europäischen Ligen. Darum setzt die Uefa auf die Devise "Lernen durch Schmerzen", um Randale zu verhindern.

Verhindert werden die Ausschreitungen allerdings nur dadurch, dass Spiele entfallen würden, nicht aber, weil durch einen Turnierausschluss auch nur ein einziger mit Fußballtrikot und -schal getarnter Schläger, Rassist oder Pyromane zur Besinnung käme. Die Hirnlosen sind beim nächsten Spiel ihrer Teams wieder da.

Schlimm ist es freilich, dass auch die vielen friedlichen und unschuldigen Fans kollektiv mitbestraft werden würden, die sich seit Monaten auf die EM freuen, dafür Urlaub genommen und viel Geld investiert haben. Doch wenn Kampagnen der Fußballstars gegen Fremdenfeindlichkeit zur Aufklärung so wenig wirken wie Warnungen, Verbote und bis an die Zähne bewaffnete Polizisten zur Abschreckung, und wenn die Gefahr besteht, dass Menschen sterben, dann geht der Schutz von Leben vor das Recht auf Vergnügen.

Dass das Urteil gegen Russland morgen auch jeden anderen EM-Teilnehmer treffen kann, muss die gesamte europäische Fußballgemeinde schnell begreifen.