Schrobenhausen
Leipa – Erweiterung zwischen zwei Fronten

04.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:03 Uhr

Die Wiese neben dem Papierlagerplatz, auf dem sich Leipa vergrößern möchte, ist gähnend leer. Aber sie liegt genau zwischen zwei Wohngebieten, und genau das macht die Entscheidungsfindung so schwer. - Foto: Haßfurter

Schrobenhausen (mpy) Die Emotionen kochen hoch: Was genau plant die Firma Leipa auf ihrem Betriebsgelände? Nachdem viele Fragezeichen im Raum stehen, ging die Schrobenhausener Zeitung der Frage nach, warum die Erweiterung so dringend nötig sein soll.

Mittlerweile gab es bereits Informationsveranstaltungen für den Stadtrat und eine weitere für Anlieger. Trotzdem stehen noch eine Reihe von Fragen im Raum, die die Redaktion an das Unternehmen weiterleitete. Die Antworten lieferten Leipa-Geschäftsführer Peter Probst, Flexpack-Bereichsleiter Volker Silbermann und der Schrobenhausener Werksleiter Martin Kaltenegger.

¦ Warum ist die Erweiterung für Leipa so wichtig?

Die Zukunftsfähigkeit des Produktionsstandortes Schrobenhausen ist eng mit dem Ausbau des Geschäftsbereiches Flexible Verpackungen verbunden. Dabei handelt es sich um moderne und zukunftsfähige Verpackungssysteme. Das Unternehmen muss sich vergrößern, weil internationale Konzerne eine breite Produktpalette und internationale Standards fordern – besonders im Lebensmittelbereich und in der Pharmaindustrie. Die Globalisierung zwingt Unternehmen zu wettbewerbsfähiger Größe. Möchte Leipa von diesem Markt nicht verdrängt werden, muss jetzt investiert werden. Nur so kann der Standort Schrobenhausen gesichert werden.

¦ Wer zählt zu den Leipa- Kunden?

Zu den namhaften Kunden der FlexPack gehören unter anderem Dr. Oetker, Ferrero, Bayer AG, L’Oreal und Beiersdorf.

¦ Was für einen Maschinenbestand hat Leipa zurzeit?

Zurzeit verfügt das Unternehmen über drei Extruder, eine Beschichtungsmaschine und zwei Flexodruck-Maschinen.

¦ Was genau plant Leipa in Schrobenhausen?

Bei dem geplanten Projekt handelt es sich um eine Ausweitung des Geschäftsbereiches Flexible Verpackungen. Hier werden Verbunde aus Papier, Kunststoff und Folien hergestellt, die zum Teil auch bedruckt werden und das für die Bereiche Pharma, Food, Medizin und die Industrie. Ein ganz typisches Beispiel ist die Verpackung einer Aspirin-Brausetablette. Hierfür werden hochmoderne Maschinen benötigt. Konkret geplant sind die Errichtung einer so genannten Extrusions-Beschichtungsanlage, sowie die Installation von zwei neuen Flexodruck-Maschinen und zwei Rollenschneidern mit anschließender Lagerhalle.

¦ Warum muss das Firmengelände dafür erweitert werden?

Da die derzeitigen Platzverhältnisse in den bestehenden Hallen den Bau neuer Maschinen nicht zulassen, soll das Firmengelände auf den ehemaligen Klosterwiesen neben dem Altpapierplatz bebaut werden. Ein genehmigter Bebauungsplan für Aufbereitungsanlagen und Lagerflächen in diesem Bereich liegt bereits vor.

¦ Wie weit ist das Verfahren gediehen?

Nach einer genehmigten Änderung des Bebauungsplans sind im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens diverse Voruntersuchungen vorgeschrieben. So müssen dann Immissionsprognosen, eine Umweltverträglichkeitsstudie und ein Schallgutachten eingereicht werden. Lediglich für den Bereich der Extrusionsanlagen an der Grenze zum Werksgelände müsste die derzeit gültige Gebäudehöhe von 7,5 auf zirka 11,5 Meter geändert werden, alle anderen Verfahrensschritte liegen mit ihrem Höhenbedarf im Rahmen der Vorgaben des Bebauungsplans. Die Ausführung mit Einzelgebäuden und verbindenden Transportschleusen sorgen für eine angepasste Optik.

¦ Wie würde sich die Erweiterung auf die Beschäftigtenzahlen auswirken?

Zurzeit sind in Schrobenhausen zirka 500 Leute direkt beschäftigt. Die Firma zahlt nicht nur Steuern an die Stadt, sondern hat auch einen wichtigen Anteil an der Kaufkraft in der Region. Durch den Werksausbau würden zwischen 70 und 100 neue Arbeitsplätze geschaffen.

¦ Warum kann Leipa nicht Richtung Fischergasse erweitern?

Diese Möglichkeit ist der Firma mit der Ausweisung der Flächen entlang der Paar durch die Regierung von Bayern im Jahr 2003 als FFH-Gebiet leider verwehrt. Das Paartal, eingeschlossen das so genannte Goachat, ist seither als naturnahe Flussaue Teil des europäischen Schutzgebietsnetzwerkes Natura 2000. Zugleich ist diese Zone auch im Rahmen der Hochwasserfreilegung der Stadt Schrobenhausen als Überflutungsgebiet vorgesehen. Eine industrielle Bebauung ist daher nicht möglich.

¦ Wie stellt sich das Problem "Leonhardisteig" aus Sicht der Firma dar?

Der in letzter Zeit viel diskutierte Leonhardisteig würde bis zum Beginn der Maßnahme geöffnet bleiben. Ein alternativer Geh- und Radweg von der Hörzhausener Straße über unser Gelände zur Rot-Kreuzstraße würde neu geschaffen werden.

¦ Welche Auswirkungen hat die geplante Erweiterung auf die Anlieger?

Bei der Papier- und Kartonproduktion ist der Lärmpegel höher als bei den Maschinen der Veredelungsanlagen. Hier müssen auch bezüglich der Reinraumproduktion ganz andere Standards erfüllt werden, so dass man diese Produktionsbereiche gar nicht miteinander vergleichen kann. Um die derzeitigen Lärmemissionen weiter zu reduzieren, hat Leipa parallel zur Erweiterungsplanung ein Projekt gestartet, mit dem erklärten Ziel, die Lärmemissionen der bestehenden Anlagen bis 2011 um 30 Prozent zu verringern. Außerdem wird die neue Produktionshalle mit Schallschutzpanelen gedämmt, alle Ausfahrten und Ausgänge werden als Schallschutz-Emissionsschutzschleusen ausgeführt und auch die Be- und Entladungsanlage wird mit modernster Schalltechnologie ausgestattet, so dass nach außen hin keine großen Geräusche abgegeben werden.

¦ Welche Werte peilt Leipa dabei an?

Die Konzeption der Anlagen würde so ausgelegt werden, dass tagsüber die Werte unter 55 dB und nachts unter 40 dB liegen. Außerdem werden nachts und an den Wochenenden keine An- und Auslieferungen vorgenommen. Die Versorgung der Produktion ist in diesem Zeitraum autark, sprich: sie versorgt sich in dieser Zeit selbst. Im Extrusionsbereich werden modernste Elektrofiltertechnologien zum Einsatz kommen. Die im Flexodruckverfahren entstehende lösemittelhaltige Abluft wird bereits heute vollständig in unserem Kraftwerk verbrannt, gleiches würde auch für die Neuanlage gelten. Derzeit beträgt die Lösemittelkonzentration an den Maschinen nur zwischen 15 und 25 Prozent der möglichen Grenzwerte.