Leidenschaft für den Laufsteg

29.09.2006 | Stand 03.12.2020, 7:29 Uhr

Neuburg (DK) In ihrem "anderen" Leben sind sie Friseurin, Schülerin oder Rentner. Aber wenn sie im grellen Scheinwerferlicht über den Laufsteg im ersten Stock des Modehauses Bullinger flanieren und einem großen Publikum ambitioniert die Trends der Saison präsentieren, sind Bettina, Nicoletta, Anja, Christian & Co. nur mehr eines: Models aus Leidenschaft.

Manche laufen bereits seit sechs Jahren bei jährlich acht Modenschauen mit mehreren Durchläufen im Hause Bullinger über den Catwalk, lassen sich – vorwiegend von Frauen – fasziniert beäugen, lächeln und zeigen mit viel Geschick die neuesten Trends – vom Partykleid bis zum Pyjama, vom Bolero bis zur Bermuda.

Eine von ihnen ist die Friseurin Bettina Böhnke-Böhm. "Schon mein Beruf bringt die Begeisterung für Mode mit sich", erklärt die blonde 34-Jährige, die vor sechs Jahren von Abteilungsleiterin Stefanie Schweiger als Hausmannequin akquiriert wurde. Mittlerweile modelt auch Tochter Michelle. Dass sich die Hobby-Laufstegstars untereinander absprechen dürfen, wer was am liebsten trägt, findet die junge Frau Klasse. Nur während ihrer Schwangerschaft legte sie eine einjährige Pause ein, doch jetzt hat sie der Laufsteg wieder. Auf sein Äußeres, so Böhnke-Böhm, müsse man natürlich schon achten und ein gewisses Talent für grazile Schritte mitbringen. Gewichtsschwankungen indes seien kein Problem: Für Bullinger führte sie schon Mode in den Größen 36 bis 42 vor.

Zum zweiten Mal dabei war jetzt Anja Karmann. Für die Schauen trainiert die ambitionierte Burgfunken-Tänzerin gerne ein wenig zuhause vor dem Fer ns eher. Nicoletta Warzecha kam durch ihre Mutter zum Modeln. Die arbeitet bei Bullinger. Ihre großen Auftritte machen der 17-Jährigen "einfach einen Riesenspaß".

Das Haus Bullinger belohnt die Vorführenden mit Einkaufsgutscheinen, wie Geschäftsführerin Claudia Stadlmayr erklärt. Zwölf M odels zählten zum festen Stamm des Hauses. Gerade in Zeiten heftiger Diskussionen um klapperdünne Mannequins ist es ihr wichtig, dass Garderobe in verschiedenen Größen vor geführt wird : Frauen präsentieren von 38 bis 48, Männer von 50 bis 56 – "das war bei uns aber schon immer so". Die meisten seien vom Personal beim Einkaufsbummel gefragt worden, ob sie nicht Lust hätten, Mode auch mal auf der Showbühne zu präsentieren . Am Abend vor jeder großen Schau sei für die Mitwirkenden eine Generalprobe angesetzt, damit Musik, Moderation und die Einzela uftritte der Models sitzen, so Claudia Stadlmayr. Eine eigene "Maske" gibt es bei der Moden schau nicht: Die Damen schminken sich stilvoll vor dem heimischen Spiegel. Vor den Schauen dürfe die eingeschworene Gemeinschaft der Hobbymodels nicht gestört werden. Denn bei aller Routine: Ein bisschen Nervosität läuft beim Gang auf dem Catwalk immer mit.

Und wenn die etwa einstündige Show im warmen Licht der Scheinwerfer und mit vielfachem Garderobenwechsel zu Ende gegangen ist, w erden aus den Models wieder ganz normale Kunden: Sie trinken Kaffee – und shoppen.