Lebenstraum erfüllt

07.02.2008 | Stand 03.12.2020, 6:09 Uhr

Soziales Engagement: Marco Suttor aus Ingolstadt lebte ein ganzes Jahr in Fresno/Kalifornien. - Foto: oh

Ingolstadt (DK) Auf den ersten Blick würde man es ihm nicht abnehmen. Marco Suttor, 31 Jahre alt, als Autoverkäufer erfolgreich bei einem großen Ingolstädter Familienunternehmen, klinkte sich ein Jahr aus seinem sicheren Job aus und engagierte sich sozial.

Doch es stimmt tatsächlich: Der junge Mann verbrachte volle zwölf Monate in Kalifornien, aber nicht am Strand, sondern in dem verschlafenen Städtchen Fresno, wo er in einer Tagesstätte für behinderte Menschen arbeitete. "Ein Jahr USA, das war mein Lebenstraum", sagt Suttor, dessen Geschwister ebenfalls ein soziales Jahr in Übersee absolviert haben. "Jetzt kann ich endlich daheim mitreden", scherzt er. Der Anfang im Land der unbegrenzten Möglichkeiten war hart: "Ich hatte schon Probleme, auf die behinderten Menschen zuzugehen", berichtet er. "Ich dachte immer, man müsse vorsichtig mit ihnen sein – aber das stimmt überhaupt nicht. Die wollen behandelt werden wie jeder andere auch." Es sei wahnsinnig beeindruckend für ihn, wie sehr sich die behinderten Menschen anstrengen. "Die stehen extra zwei bis drei Stunden früher auf, um sich fertig zu machen." Suttor musste erst so weit reisen, um selbst diese Erfahrungen zu machen. "Alles verschiebt sich", sagt er, "es sind die einfachen Gesten, die zählen: Wenn du nur jemanden in den Arm nimmst, ist schon wieder Sonnenschein."

Die Arbeit sei so abwechslungsreich gewesen, wie die Einzelschicksale der behinderten Menschen zwischen 24 und 75 Jahren, die die Tagesstätte besuchten. "Wir hatten mit allen zu tun: Autisten, körperlich Behinderte, bis hin zu Leuten, die teilnahmslos im Rollstuhl lagen." 270 Dollar hatte Suttor drüben im Monat zur Verfügung. In Deutschland ist es ein Vielfaches. "Das war natürlich eine große Einschränkung, aber man merkt schnell, dass auch das geht."

Das Jahr sei so schnell vergangen, wie er es sich kaum erträumen mochte. Schon kam der letzte Arbeitstag in Sichtweite. "Es war ein Abschied mit vielen vielen Tränen", sagt Suttor. Doch es ist kein Abschied für immer. Er werde schon dieses Jahr nach Fresno fliegen. Er bekommt ohnehin regelmäßig E-Mails von drüben. "Die behinderten Menschen schreiben, dass ich unbedingt wieder kommen soll."

Zuerst muss er aber zu Hause ankommen. Nach der aufwühlenden Zeit dauert das noch etwas, auch wenn er bereits ein paar Wochen zurück ist. Begleitet wird alles von der Erkenntnis: "Man muss nicht immer alles so wichtig nehmen."

Er werde sich auch in Deutschland engagieren, sagt Suttor. Für ein regelmäßiges Engagement bleibe bei seinem fordernden Job kaum Zeit. "Ich werde aber eine Spendenaktion auf die Beine stellen. Da ist was in Planung." Und das nimmt man ihm nur zu gerne ab.