Ingolstadt
Lebensretter auf vier Beinen

Die Rettungshundestaffel des Arbeiter-Samariter-Bundes besteht seit zehn Jahren – längst hat sie sich Respekt erworben

06.11.2012 | Stand 03.12.2020, 0:52 Uhr

Gefunden, wenn auch nur zu Übungszwecken: Border Collie Fanny Mae hat DK-Volontärin Verena Belzer entdeckt, die sich hinter einer Holztonne versteckt hatte. Um Elke Hofmann anzuzeigen, dass sie fündig geworden ist, fängt die Hündin an zu bellen – und zwar laut - Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) Seit zehn Jahren gibt es die Rettungshundestaffel des Arbeiter-Samariter-Bundes in Ingolstadt schon. Mitglied seit fast der ersten Stunde ist Elke Hofmann – mittlerweile ist sie deren Leiterin. Zeit für einen Rückblick.

Als einen „aufmerksamen Streber, der immer arbeiten will“ bezeichnet Elke Hofmann ihre dreijährige Hündin Fanny Mae. Mit ihr trainiert sie zweimal wöchentlich die Suche nach Vermissten. Dafür vergraben sich die Mitglieder der Staffel auch schon mal selbst im Wald. Ein zeitaufwendiges Hobby für die Ehrenamtlichen. „Die Ausbildung für die Hunde dauert in der Regel zwei bis drei Jahre“, erzählt Hofmann. „Erst nach bestandener Prüfung dürfen sie mit in den Einsatz.“

Einsatz, das bedeutet vor allem die Unterstützung der Polizei. Oft werden verwirrte Senioren gesucht. Manchmal aber auch Suizidgefährdete. Dabei können die Hunde jedes Gelände absuchen. Wälder, eingestürzte Häuser oder auch ganze Wohnblöcke. „Ein lauffreudiger Hund eignet sich eher dafür, in einem großen Waldgebiet nach Menschen zu suchen, ein ruhigerer für die Suche an der Leine in der Stadt“, erklärt Hofmann. Fanny Mae ist sowohl für die Flächen- als auch die Trümmersuche ausgebildet. Die Ingolstädter Staffel ist in der ganzen Region im Einsatz, aber auch darüber hinaus. Sie war 2006 sogar in Bad Reichenhall, als die Eissporthalle einstürzte.

Die Hundeführer müssen anderen helfen wollen. Und dabei auf alles gefasst sein. Was für die beteiligten Menschen bei der Suche nach Vermissten oft ein Wettlauf mit der Zeit ist, ist für die Tiere ein Spiel.

Im Training werden sie belohnt, wenn sie die gesuchten Personen finden. Beliebt sind Weißwürste, Leberwurst oder Käse – aber auch Hühnerherzen. Fanny Mae dagegen ist schon mit einem blauen Ball zum Spielen zufrieden. Mit ihrem Border Collie hat Elke Hofmann in den letzten eineinhalb Jahren schon 30 Einsätze absolviert. Dabei sind Leben und Tod oft nah beieinander. „Der schönste Einsatz war in Starnberg, als wir eine seit drei Tagen vermisste alte Frau lebendig wiedergefunden haben“, erzählt die 34-Jährige. Für eine andere 86-Jährige kam jedoch jede Hilfe zu spät. Am ersten Todestag ihres Mannes hatte sie sich das Leben genommen. Hofmann war diejenige, die die Frau leblos in einem Bach fand. „Viele Einsätze sind am nächsten Tag noch nicht vergessen. Das dauert schon ein paar Tage.“ Die Hundeführer sind aber auch auf solche Fälle vorbereitet. Auf Lehrgängen wird ihnen beigebracht, mit schwierigen Situationen umzugehen.

In den letzten zehn Jahren hat sich einiges geändert bei der Rettungshundestaffel. Nicht nur, was die modernere Ausrüstung angeht, zu der seit 2010 ein Einsatzfahrzeug gehört. Das Team ist auf 22 Vierbeiner und 20 Mitglieder, darunter vier Männer, angewachsen.

Vor allem aber hat sich die Truppe auch den Respekt der Polizei erworben. „Anfangs war die Skepsis groß“, erinnert sich Hofmann. „Mittlerweile sind wir aber keine ehrenamtliche 'Hausfrauenstaffel' mehr.“ Die Polizisten haben sich vor ein paar Jahren ein eigenes Bild vom Training gemacht – seither ist vieles anders geworden. Die Einsätze sind zahlreicher geworden, die Zusammenarbeit ist vertrauensvoll und partnerschaftlich, erzählt Hofmann.

Die Staffel ist nach wie vor dauerhaft in der Ausbildung. Und zwar sowohl Mensch als auch Tier. Erste Hilfe, der Umgang mit Karte und Kompass, GPS oder Funk – alles Dinge, die zum Standardrepertoire eines Rettungshundeführers gehören. „Fanny Mae muss ihre Prüfung auch alle eineinhalb Jahre wiederholen. „Das ist schon ein Qualitätssiegel“, berichtet Hofmann stolz.

Die Bilanz nach zehn Jahren ist positiv, in vielerlei Hinsicht. Über neue Mitglieder freut sich die Staffel jedoch immer. Beim Training geht es aber nicht nur um Spiel und Spaß für Mensch und Tier. „Der Hintergrund unserer Arbeit ist ernsthaft. Im Mittelpunkt steht die Rettung von Menschenleben“, stellt Hofmann klar.