Pförring
"Lebenslust statt Alltagsfrust"

Faschingsgesellschaft stürmt den Pförringer Sitzungssaal – Zudem gab es noch viele ernste Themen

18.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:58 Uhr

Lockerungsübungen für den Gemeinderat: Obwohl die Schlüsselübergabe erst beim Inthronisationsball erfolgt, übernahm zwischendurch die FG Cooldancers die Sitzungsleitung. Bürgermeister Sammiller durfte dafür die Polonaise durch den Rathaussaal anführen. - Foto: Kügel

Pförring (DK) Eines der größten Projekte, die der Markt Pförring in den nächsten Jahren bewältigen muss, ist die Sanierung der sogenannten Altkanäle. Auf die Auswahl des Ingenieurbüros legt Bürgermeister Bernhard Sammiller deshalb besonderes Augenmerk.

Offenbar zu Recht, so der Eindruck, den Wilhelm Wipfler vom gleichnamigen Pfaffenhofener Büro und sein Mitarbeiter Franz Wühr bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderats erweckten. 78 Haltungen – so nennen die Fachleute den Kanalabschnitt zwischen zwei Kanalschächten – herausreißen: Das schien den beiden Pfaffenhofenern bei der Größe des Pförringer Kanalnetzes entschieden zu viel. Zumal bei den Haltungen, die aus hydraulischen Gründen neu gebaut werden sollen, der bauliche Zustand teilweise gut bis sehr gut sei.

„Hier muss man nicht nur den Computer, sondern auch Hirnschmalz einsetzen“, sagte Wühr. Freilich sei eine eingehende Überprüfung dieser Anhaltspunkte notwendig, sagte sein Chef. Im schlechtesten Fall koste das den Markt 6500 Euro. Vor einer Entscheidung werden zwei weitere Büros ihre Vorschläge präsentieren.

Auf rund drei Millionen Euro schätzt Leonhard Schlagenhaufer vom Bauamt der Verwaltungsgemeinschaft das zweite Großprojekt, das auf der langfristigen Agenda des Pförringer Marktrats steht. Da es sich beim Neubau der Pfarr- und Gemeindebücherei um ein Hochbauprojekt handle, „sieht man mehr fürs Geld“, meinte der Architekt lakonisch. Die Grundidee ist 30 Jahre alt und stammt laut Schlagenhaufer vom Planer des Rathauses, Theodor Hugues. Wichtiger als die mögliche Nutzung – im ersten Entwurf sind dies neben der Bücherei Wohnungen und ein Café – ist Schlagenhaufer die städtebauliche Wirkung: „Der Neubau würde eine Lücke schließen und das Ortsbild wesentlich verbessern.“ Außerdem könne ein kommunales Projekt richtungsweisend für die Besitzer privater Immobilien im Altort sein.

Schneller als bei den ersten beiden Projekten soll es mit dem dritten Vorhaben gehen, das Architektin Beatrix Jost-Themann aus Ingolstadt vorstellte. Das Baugebiet „Nordwestlich von Pförring“ soll bald realisiert werden, weil heuer der letzte gemeindeeigene Bauplatz in Pförring verkauft wurde und private Bauplätze derzeit kaum auf dem Markt sind. Wenn es nach den Trägern öffentlicher Belange geht, steht den Plänen der Bauherren fast nichts mehr im Wege, denn bis auf das Wasserwirtschaftsamt (WWA) hatte keine Institution schwerwiegende Einwände vorgebracht.

Eine längere Diskussion entspann sich um die archäologischen Untersuchungen, die für die Bauplätze entlang der Ingolstädter Straße notwendig sind, weil das Landesamt für Denkmalpflege dort eine germanische Siedlung der späten römischen Kaiserzeit vermutet. Schließlich einigte sich das Gremium darauf, dass die Ausgrabungen in dem Bereich flächendeckend erfolgen und die Kosten auf die Besitzer aller Bauplätze umgelegt werden sollen. BBV und Jagdgenossenschaft äußerten Bedenken, dass es künftig durch parkende Autos zu Behinderungen für den landwirtschaftlichen Verkehr kommen könnte.

Kein Problem sah der Rat bei der 6,50 Meter breiten Verlängerung der Wendelinistraße. Entlang der Straße nach Dötting sollen statt eines Grünstreifens Parkplätze angelegt werden. Der geplante Beschluss wurde von der Tagesordnung genommen. Denn zunächst soll ein Entwässerungskonzept erstellt werden, das die Auflagen des WWA erfüllt. Weil der Boden nicht ausreichend sickerfähig ist, „muss die Abwasserbeseitigung im Trennsystem erfolgen – und der Abfluss des Oberflächenwassers darf auf dem von Westen nach Nordosten abfallenden Gelände nicht behindert oder zum Nachteil umliegender Grundstücke verlagert werden“, heißt es in der Stellungnahme. Die Zeit will der Rat nutzen, um festzulegen, wie massiv die Grundstücke bebaut werden dürfen. Die Grundflächenzahl beträgt 0,4, die Geschossflächenzahl wurde auf Anraten des Landratsamts von 1,2 auf 0,8 gesenkt. Weil man in der Vergangenheit häufig mit Befreiungsanträgen konfrontiert war, die immer öfter eine Änderung des Bebauungsplans erforderlich machten, wurden die Festsetzungen für die 52 Bauparzellen auf ein Minimum beschränkt.

Pünktlich zum Ende des öffentlichen Teils der Sitzung stürmte die Faschingsgesellschaft Cooldancers den Saal. Unter dem Motto „Lebenslust statt Alltagsfrust“ animierten sie die Gemeinderäte zur gemeinsamen Polonaise um den großen Ratstisch. „Mit Lebensfreude und Lachen wollen wir Pförring noch bekannter machen“, versprach Hofmarschall Thomas Amenda und lud die Gemeinderäte zum Inthronisationsball am 3. Januar ein. Bürgermeister Sammiller revanchierte sich mit Sekt und Häppchen für die willkommene Unterbrechung.