Hög
Leben retten mit einem Tropfen Blut

Statt zu helfen braucht Leni Kühner jetzt selbst Hilfe - Typisierungsaktion in Hög am 3. Februar

16.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:57 Uhr
Für Leni Kühner, hilfsbereite Frau aus Hög, findet eine Typisierungsaktion statt. −Foto: Leni Kühner (Leni Kühner)

Hög (PK) Kein Höger Vereinsfest findet ohne sie statt: Leni Kühner ist seit Jahrzehnten eifrige Kuchenbäckerin. Sie näht die Maibaumfahne und hat stets ein offenen Ohr für alle Sorgen. Jetzt braucht die fidele 65-Jährige selbst Hilfe. Wenige Wochen vor Weihnachten wurde bei ihr Leukämie diagnostiziert.

Die sofort eingeleitete Chemotherapie blieb ohne Erfolg. Helfen kann der vierfachen Oma nur noch eine Blut-Stammzellspende. Und der will die ganze Familie am Samstag, 3. Februar, einen gewaltigen Schritt näher kommen, erzählt Lenis Sohn Wolfgang Kühner aus Fahlenbach. Gemeinsam mit der Aktion Knochenmarkspende Bayern (AKB) kümmert sich die Familie um die Organisation der Typisierungsaktion.

Den Spender der Stammzellen will die Familie bald finden. Am Samstag, 3. Februar, zwischen 11 und 16 Uhr können sich daher alle testen lassen, die mindestens 17 Jahre alt sind und helfen wollen. Die Blutentnahme erfolgt im Kindergarten Hög. Für Reichertshofens Bürgermeister Michael Franken war es eine Selbstverständlichkeit, für diese Aktion die Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen - insbesondere weil Leni Kühner seit Jahren als Mitarbeiterin im Kindergarten in Hög tätig ist.

Der Präsident der Faschingsgesellschaft REB, Stefan Schmid, informierte die Besucher des Gardetreffens am Wochenende kurz über die Geschichte. Neben den Höger Vereinen sind nämlich auch die Faschingsgesellschaft sowie der Fahlenbacher Sportverein engagiert bei der Sache, schließlich ist Leni Kühner eine gebürtige Fahlenbacherin.

Bei der Typisierungsaktion, die von der AKB vorgenommen wird, muss lediglich eine Blutprobe entnommen werden, anhand deren sich die Gewebemerkmale bestimmen lassen. Die daraus gewonnenen Daten werden als Grundlage genutzt. Kommt jemand als möglicher Spender in die engere Auswahl, werden weitere Untersuchungen vorgenommen. Wer sich typisieren lässt, wird in die Spenderdatei eingepflegt, auf welche die Institute weltweit zugreifen können. Eine einmalige Typisierung reicht daher vollständig aus, um in der ganzen Welt Leukämiekranken lebensrettende Hilfe leisten zu können.

Die Typisierung ist dabei der erste Schritt. Passen die Merkmale von möglichen Spendern und Suchenden zusammen, erfolgt nach weiteren Voruntersuchungen die Entnahme der Stammzellen in einem Krankenhaus. "Ich habe nicht lange überlegt und es gemacht”, beschreibt Pascal Neumeier vom SV Fahlenbach das Erlebte, nachdem er selbst schon einem Patienten helfen konnte. Man sei maximal einen oder zwei Tage im Krankenhaus, werde sehr gut betreut. In manchen Fällen könne die Stammzellspende sogar ambulant erfolgen. Dazu werde im Vorfeld das Blut des potenziellen Spenders mit Sauerstoff angereichert, sodass sich vermehrt Blutblättchen entwickeln können. Diese würden danach aus dem Blut gefiltert und dem Patienten übertragen, beschreibt Neumeier den Vorgang.

Für den leidenschaftlichen Fußballer war es am Ende ein kleiner Schritt - einen, den er bis heute (seine Spende war vor etwa einem Jahr) nicht bereut. Ganz im Gegenteil, er würde es immer wieder tun. "Mich freut es, dass es dem Kind, dem ich mit meinen Stammzellen helfen konnte, gut geht”, so Neumeier. Ob sich Patient und Spender einmal kennenlernen? "Von mir aus gerne. Denn schließlich verbindet mich ja doch einiges mit der Person, der ich geholfen habe”, sagt er.

Ob es dazu kommt wird sich jedoch erst zwei Jahre nach der Übertragung zeigen. Denn solange besteht überhaupt keine Möglichkeit dazu. Danach haben die beiden - Spender und Empfänger - dazu die Möglichkeit. Jedoch nur dann, wenn beide das tatsächlich wollen.