Kösching
"Leben, lachen, lernen"

Die Köschinger Realschule verabschiedet am Donnerstag ihren langjährigen Leiter Bernhard Buchhorn

21.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr
Im Büro des langjährigen Realschulleiters Bernhard Buchhorn hängt ein Bild, das ihm die Künstlerin und Kunstpädagogin Sieglinde Bottesch 2005 zu seinem Lebens- und Arbeitsmotto gemalt hat. Heute nimmt der beliebte Lehrer Abschied von Kösching. −Foto: Gülich

Kösching (DK) Bernhard Buchhorn, der Leiter der Realschule Kösching, wird am Donnerstagnachmittag mit einer großen Feier verabschiedet. Der 50-Jährige, der als Ministerialbeauftragter für die Realschulen in Schwaben nach Augsburg wechselt, hat die Schule entscheidend geprägt.

Selbst wenn man die naturgemäß nicht gerade schulbegeisterten Siebt- und Achtklässler der Realschule fragt, was ihnen zum Thema Schule einfällt ("Voll überflüssig", "Hausaufgaben sollten abgeschafft werden, und die meisten Lehrer sind auch kaum auszuhalten!") - beim Schulleiter fallen die Reaktionen anders aus: "Herr Buchhorn, der ist in Ordnung. Ein echt cooler Rektor", tönt es einvernehmlich. Ein größeres Lob ist wohl kaum denkbar.

Im Büro von Bernhard Buchhorn, der von Anfang an beim Projekt "Realschule Kösching" dabei war, hängt das Bild einer Strandlandschaft. Auf dem weiten, blauen Meer im Hintergrund ist ein Segelschiff zu sehen. Und wenn man ganz genau hinschaut, erblickt der Betrachter auf dem Steinhaufen im Vordergrund ein Zitat des französischen Schriftstellers und Piloten Antoine de Saint-Exupéry: "Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer." Es ist Buchhorns Lebens- und Arbeitsmotto; das Gemälde hat er 2005 extra bei Kunstlehrerin Sieglinde Bottesch in Auftrag gegeben.

Buchhorn, selbst Lehrer für Deutsch und Geografie, war von Anfang involviert in die Geschichte der Realschule Kösching. Er fungierte als zweiter Konrektor der Fronhofer-Realschule in Ingolstadt, als deren damaliger Direktor Bernd Nester Ende 2003 seinem Lehrerkollegium verkündete: "Es gibt was Neues, wir bekommen ein Baby!" Die Fronhofer-Schule wurde sogenannte Mutterschule der neu geplanten Realschule Kösching. Buchhorn übernahm die Koordination und Organisation. "Eine Verwaltungsstruktur aufzubauen macht mir Freude", erzählt er lebhaft - und man merkt sofort: Da war der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt am rechten Ort.

Organisatorische Abläufe mussten geplant und festgelegt sowie der Bau beaufsichtigt werden - und auch kleinere Projekte wie das Entwerfen eines Logos und der Schulhomepage gehörten zum Programm. Parallel startete der Unterricht mit vier fünften Klassen in der damaligen Köschinger Grund- und Hauptschule; die Lehrer der Fronhofer-Realschule pendelten hin und her.

Ein festes "Lehrer-Kern-Team" blieb und prägte die Schule weiter, als diese 2005 mit Buchhorn als Direktor selbstständig wurde und nach zwei Jahren Bauzeit pünktlich ("Das war eine Riesenherausforderung!") im September 2006 in den Neubau umziehen konnte, dessen Markenzeichen die rostrote Fassade aus Stahl ist.

In den kommenden Jahren managte Buchhorn zwei Erweiterungen des Gebäudes und integrierte entsprechend viele neue Kolleginnen und Kollegen "ins Lehrerteam und in die gemeinsame Zielrichtung", wie er sagt. Er ist selbst begeistert von "seiner" Schule, bezeichnet ihre großzügige, luftige Architektur um den Innenhof als großes Glück und Gewinn. "Die Schüler sollen die Materialien sehen, aus denen ihre Schule besteht: Stahl und Beton. Die Farben dazu bringen sie dann mit rein", sagt er. Buchhorn lebt selbst das Schulmotto "Leben, lachen, lernen" und konkretisiert: "Schule bedeutet für mich nicht nur Unterricht, ich habe einen ganzheitlichen Anspruch. Wir sind hier ja auch mittendrin im Leben und ein Teil der Gesellschaft. Und als Lehrer prägt man seine Schüler ja nicht dadurch, dass man im Unterricht digitale Lehrmittel verwendet, sondern durch die Dinge, für die man selbst steht und die einem wichtig sind. Bildung ist ja viel umfassender als der reine Unterrichtsstoff."

Gibt es Besonderheiten des Schulalltags, an die der Pädagoge gerne zurückdenkt? Als Buchhorn vor einigen Jahren mit einer Klasse im Unterricht saß, draußen ein Landwirt bei der Rübenernte war und ein Schüler plötzlich rief: "Oh, das ist ja mein Onkel!" -, da hat der Schulleiter seine Schüler schnell ihre Sachen zusammenpacken lassen und ist mit ihnen raus aufs Feld. "Jeder durfte sich später einen Arm voller Rüben mit nach Hause nehmen."

Durch das schnelle Wachstum der Schule und ihre Größe werde manches auch unpersönlicher. Dem setze er bewusst positive Rituale entgegen. So begrüßt Buchhorn zum Schuljahrsbeginn jeden Fünftklässler persönlich mit Handschlag.

Am ersten Schultag hat auch das Thema "Erdbebensicherheit" seinen Platz, das in der Planungsphase die Bauarbeiten zu verzögern drohte. "Ich erzähle den Fünftklässlern immer, dass die Schule zwar auf einem Erdbebengebiet steht, deswegen aber extra sicher gebaut ist. Selbst wenn also alle Häuser drum herum eingestürzt sind: Der Unterricht kann weitergehen!"

Nach dem DK-Interview wird Buchhorn seine wohl letzte Unterrichtsstunde halten: in einer achten Klasse im Fach Geografie; Thema ist das Amazonas-Tiefland. "Ich strande dann sozusagen im Amazonasbecken", sinniert er lächelnd. Dass das allerdings emotional keine einfache Sache für den gestandenen Schuldirektor wird, ist ihm anzumerken. Vor allem die Menschen werden ihm fehlen, sagt er, Lehrer wie Schüler. Aber er freue sich auch auf seine neuen Aufgaben, zu denen künftig neben der Beratung und Unterstützung der Realschulen in Schwaben auch die Einführung, Verabschiedung und Beurteilung von Schulleitern gehören wird.

Eine Kollegin hat ihm vor einigen Tagen ein Schild mit einem Magellan-Zitat geschenkt, als Fortführung seines Saint-Exupéry-Mottos sozusagen: "Wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken."