Eichstätt
"Lass es dir gut gehen, Schorsch"

Georg Policar war fast 22 Jahre lang bei der Feuerwehr Eichstätt – Nun geht er in den Ruhestand

12.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:52 Uhr

 

Eichstätt (EK) In Eichstätt kennen ihn alle nur als „Feuerwehr-Schorsch“: Georg Policar war fast 22 Jahre lang bei der Freiwilligen Feuerwehr (FFW) als Hauptlöschmeister, Gruppenführer und Gerätewart das „Mädchen für alles“, wie er erzählt. Nun geht er in den Ruhestand.

Im September ist Policar 63 Jahre alt geworden. Seither darf er – das Gesetz verlangt es so – nicht mehr zu Löscheinsätzen mitfahren. „Wenn die anderen jetzt einsteigen und losdüsen, wenn der Alarm geht, ist das schon ein komisches Gefühl“, sagt Policar, während er an den roten Löschfahrzeugen in den heiligen Hallen der Feuerwehr vorbeigeht. In Reih und Glied stehen sie da, an der Wand dahinter hängen ordentlich die Uniformen und Helme. „Aber ich halte hier die Stellung“, ergänzt der 63-Jährige.

Bewusst oder unbewusst – Policar spricht noch in der Gegenwart. Doch auch die Zeiten, in denen er das Haus hütet und die Gerätschaften überprüft, während er auf die Rückkehr seiner Kameraden vom Einsatz wartet, sind nun vorbei. Am vergangenen Mittwoch war sein letzter Arbeitstag, bevor er sich in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet hat.

Was ihm gar nicht so leicht zu fallen scheint. „Ein bissel tut’s schon weh, ich bin fast 22 Jahre lang jeden Tag hier reingerannt“, erklärt Policar. „Die Feuerwehr ist alles für mich.“ Bevor er zur FFW gekommen ist, war er 17 Jahre lang bei Audi beschäftigt. Doch seine ehrenamtlichen Tätigkeiten bei den Feuerwehren in Neuburg und später in Eichstätt haben ihm so viel Spaß gemacht, dass er nicht lange gezögert hat, als 1993 in der Domstadt die Stelle als Gerätewart ausgeschrieben war.

Fortan war Policar dafür zuständig, die Fahrzeuge und Schläuche in Schuss zu halten. Außerdem kümmerte er sich um die Wartung der Atemschutzgeräte der Feuerwehren aus Eichstätt, Titting, Pollenfeld oder Adelschlag. Aber eigentlich war er neben seinen Aufgaben als Gerätewart, Gruppenführer und Hauptlöschmeister das „Mädchen für alles“, wie er sich bezeichnet: „Jede Arbeit, die hier angefallen ist, die hab’ ich gemacht. Während Policars 22 Jahren bei der FFW hat sich im Feuerwehrhaus so einiges getan. „Die Atemschutzgeräte sind immer moderner und komplizierter geworden“, erzählt er. „Früher hab’ ich sie alle selber mit dem Schraubenzieher gerichtet, heute muss ich sie oft einschicken.“ Auch die Technik sei nicht mehr dieselbe wie zwei Jahrzehnte zuvor: „Bei den Pumpen in den Autos gibt es viel mehr Knöpfchen als früher.“

Von seinen Einsätzen will Policar nicht so viel erzählen – schließlich ging es oft auch um Leben und Tod. Vermissen werde er aber vor allem eines: „die Kameradschaft.“ Und das wird schnell deutlich: Während Policar immer wieder zur Uhr sieht und die Minuten bis zum letzten Feierabend seines Lebens zählt, kommen einige seiner Kollegen in seine Werkstatt, um dem 63-Jährigen alles Gute zu wünschen. „Das ist wirklich ein Verlust, der hat den Laden zusammengehalten“, bedauert Karl Daum, ein passives Mitglied der FFW. So sagt er zum Abschied: „Lass es dir gut gehen, Schorsch!“

Ganz wird Policar der Feuerwehr aber nicht den Rücken kehren. Zu Vereinsfesten sei er natürlich jederzeit eingeladen. Aber nicht nur das: Ab dem 1. Januar wird er fünf Stunden in der Woche seinen Nachfolger anlernen. Der 33-jährige Alfred Klein aus dem Landkreis wird dann seinen Posten übernehmen. „Den kann ich ja nicht einfach ins kalte Wasser werfen“, erklärt Policar. So wird er im Feuerwehrhaus aushelfen, solange der neue Gerätewart noch in der Eingewöhnungsphase ist. „Schläuche werde ich nicht mehr waschen, aber den Atemschutz muss ich noch machen, daran hängen ja Leben“, betont der 63-Jährige. „Auf einen Schlag aufhören, das geht sowieso nicht.“

Abgesehen davon wird Policar jetzt häufiger zusammen mit seiner Frau in der kleinen Gartenanlage unterhalb der Bruder-Klaus-Kapelle zu finden sein. Vor 20 Jahren haben die beiden sich hier einen Rückzugsort geschaffen. „Da kann der Hund springen, und ich gartel gerne“, erzählt Policar. Seine Frau freue sich schon richtig auf seinen Ruhestand. „Sie sagt, jetzt kann sie wieder richtig schlafen“, erklärt er. „Der Piepser ging ja immer, egal zu welcher Uhrzeit.“

Dann verabschiedet sich der Feuerwehr-Schorsch. Es hätten sich Kumpels angemeldet, mit denen er noch eine Halbe trinken will. Also schaltet Georg Policar das Licht in seiner Werkstatt aus und geht zum Gruppenraum, während er sagt: „Eine Ära geht zu Ende.“