Lange genug zugeschaut

Von Christian Tamm

07.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:55 Uhr

Der jüngste Vorstoß aus dem Hause von Peter Altmaier kommt eindeutig zu spät.

Das Bundeswirtschaftsministerium will chinesischen Investoren und Firmen endlich den Spaß daran nehmen, nach deutschen Unternehmen aus Zukunfts- und Schlüsselbranchen zu greifen. In Peking wird man sich gestern erleichtert daran erinnert haben, dass mit der Übernahme des Augsburger Roboterspezialisten Kuka der wichtigste Coup bereits gelungen ist.

China ist in den vergangenen zwanzig Jahren zu einer der führenden Nationen gereift. Längst ruht der Rote Drache nicht mehr nur in sich selbst, sondern greift nach der Welt. Bescheidenheit kommt im chinesischen Wörterbuch nicht mehr vor. So hat die Führung in Peking das Ziel ausgegeben, auf absehbare Zeit in allen relevanten Technologien an der Spitze zu stehen.

Nun hat die Innovationskraft chinesischer Unternehmen in den zurückliegenden Jahren massiv zugenommen, was aber nichts daran ändert, dass dieses Ziel fern ist. Noch - wohlgemerkt noch - hinkt man in vielen Sparten hinterher. Was könnte da praktischer sein, als mit dem Scheckheft durch die führenden Industrienationen der Welt zu ziehen? Genau hier kommt die Bundesrepublik ins Spiel. Deutsche Unternehmen - vom Weltkonzern bis zum kleinen Mittelständler - sind entwicklungsfreudig und in ihren Bereichen oft Weltmarktführer.

Auf die Chinesen mit all ihrem Hunger nach ökonomischer Macht muss das verführerisch wirken. Berlin will nun Appetithemmer verteilen. Der Plan: Wenn ein Investor aus einem Nicht-EU-Staat an bestimmten Unternehmen Anteile erwerben will, soll es ab einem Paket von 15 Prozent eine strenge Prüfung geben. Bisher liegt dieser Wert bei satten 25 Prozent. Bei Bedenken wird der Anker geworfen.

Das wurde auch Zeit. Die lasche Herangehensweise früherer Wirtschaftsminister an dieses offenkundige Minenfeld war nicht mehr auszuhalten. Denn bei Technologiefirmen aus den Bereichen Stromversorgung, Zahlungsverkehr oder IT-Sicherheit geht es um nicht weniger als Versorgungssicherheit , Datenschutz und die Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Bei aller Offenheit und wirtschaftlicher Kooperation birgt jeder leichtfertige Verkauf nach China auch Risiken.