Reichertshausen
Landwirte in Aufbruchsstimmung

40 Bauern machen sich von Reichertshausen aus mit ihren Traktoren auf den Weg nach Berlin

25.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:37 Uhr
Protest per Traktor: Rund 40 Bauern trafen sich am frühen Montagmorgen in Reichertshausen mit ihren Traktoren und brachen dann zur Sternfahrt nach Berlin auf. −Foto: Steininger

Reichertshausen (PK) Angekündigt waren rund 100 bis 150 Traktoren aus Oberbayern, gekommen waren aber nur 40 Landwirte, die sich am Montag kurz nach 5 morgens, begleitet von einer Polizeieskorte, auf den Weg nach Berlin machten.

Dort findet heute eine Versammlung des Bündnisses "Land schafft Verbindung" statt, bei der die Landwirte ihrem Ärger Luft machen wollen. Allerdings rechnete man mit weiteren Fahrzeugen, die sich entlang der Landkreisroute über Pfaffenhofen, Rohrbach, Geisenfeld und Münchsmünster dem Traktorenzug noch anschließen würden.

Zunächst aber versammelten sich die Landwirte mit ihren Fahrzeugen auf dem Holzlagerplatz an der Riedermühle, kurz hinter dem Ortsende von Reichertshausen in Richtung Pfaffenhofen. Überwiegend waren Schlepper aus Pfaffenhofen und umliegenden Landkreisen wie Freising oder Dachau vertreten. Im dichten Nebel besprachen die Landwirte noch organisatorische Fragen und zur Stärkung gab's warme Leberkässemmeln und manche dampfende Tasse Kaffee.

Unter den Landwirten herrschte Aufbruchsstimmung im doppelten Wortsinn, denn Ziel der Sternfahrt von Landwirten aus ganz Deutschland nach Berlin waren laut Pressemitteilung "Verhandlungsgespräche zwischen den Landwirten, den beiden Bundesministerinnen für Landwirtschaft Julia Klöckner (CDU) und Umwelt und Svenja Schulze (SPD) sowie mit den führenden und verantwortlichen Nicht-Regierungs-Organisationen".

"Wir rufen zu Tisch - miteinander reden statt übereinander" ist das Motto der Aktion, die überall von der Polizei begleitet wird. Die sorgt für einen geordneten Ablauf und für die Verkehrssicherung, denn die Fahrtstrecken führen auch über Autobahnen. In Reichertshausen allerdings waren die Beamten mit einem unverhältnismäßig großen Aufgebot vertreten, da man sich auf eine rund dreimal so hohe Beteiligung von Traktoren vorbereitet hatte, da trauerte mancher den Stunden verlorenen Schlafes nach.

Eine Diskussion anhand von Fakten und ohne Ideologien fordern die Landwirte von Parteien, Verbänden und Organisationen. So verlangen sie eine Überarbeitung des Agrarpakts hinsichtlich Insektenschutz, da für den Rückgang der Population auch andere Faktoren verantwortlich seien, die im Vergleich zur Landwirtschaft quantifiziert werden müssten, um klare Erkenntnisse zu schaffen.

Zum Pflanzenschutz gehörten seriöse, wissenschaftliche Analysen anstelle pauschaler Einschränkungen, die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln müsse EU-weit einheitlich sein. Auch benötige der Tierschutz eine EU-weite einheitliche Herkunftsbezeichnung und ebensolche Haltungsbedingungen für Nutztiere.

Einen weiteren Diskussionsbedarf gebe es über Themen wie Düngeverordnung, Handelsabkommen, Behördenauflagen, Subventionen und Schulbildung. Für letztere fordern die Landwirte ein Schulfach "Verbraucherkompetenz", das auch die Herstellung von Lebensmitteln beinhaltet, "und zwar ohne ideologische Färbungen".
 

Hans Steininger