"Lampenfieber habe ich schon"

10.11.2006 | Stand 03.12.2020, 7:21 Uhr

Ingolstadt (DK) Vom kommissarischen Schriftführer zum Chef: Am Samstagabend bestreitet Edgar Biller seinen ersten offiziellen Auftritt als Präsident der Ingolstädter Faschingsgesellschaft Narrwalla.

Ob man Humor brauche für ein Auto wie seinen grell orangefarbenen Lancia, ein Sondermodell zum 100-jährigen Bestehen des italienischen Autobauers? "Warum? Das ist doch ein schönes Auto, so knuffig", entgegnet Edgar Biller. Humor müsse man vielmehr haben, um für zwei Jahre das Amt des Präsidenten der Ingolstädter Faschingsgesellschaft Narrwalla zu übernehmen. "Sonst", so Biller, "könnte man das Ganze gar nicht durchhalten." Viel zu stressig sei hierfür die Organisationsarbeit, die der närrischen Zeit vorausgehe. "Wenn die Faschingssaison am 11. November anläuft, dann ist die Arbeit des Vorstands bereits zum größten Teil getan."

Etwa 60 Auftritte, fünf Kinderbälle, den Krönungsball des Prinzenpaars und Weiberfasching hat der Vorstand der Narrwalla für diese Faschingssaison vorbereitet. Alles unter der Leitung ihres Präsidenten Edgar Biller. Der gebürtige Regensburger hat erst im Ma i Horst Pritschet in diesem Amt abgelöst. Eine steile Karriere: Biller, im wirklichen Leben Leiter eines Seniorenheims, war zuvor kommissarischer Schriftführer der Narrwalla.

Mit dem Faschingsvirus hat sich der 44-Jährige verhältnismäßig spät angesteckt. Vor fünf Jahren ist Biller nach Ingolstadt gezogen, wo er einen Auftritt der Narrwalla-Garde und des Prinzenpaars sah. "Das war einfach die Truppe, die gute Show, der professionelle Auftritt. Da musste ich unbedingt Mitglied werden", erzählt Biller von seiner Begeisterung für die etwa 400 Mitglieder starke, aus der 1955 gegründeten Ingolstädter Faschingsgesellschaft hervorgegangene Narrwalla. Deren Name setzt sich aus dem lateinischen "wallum" (deutsch: "Schanz") und dem Wort "Narr" zusammen. Und wo die Gesellschaft auftritt, erschallt ihr Schlachtruf "Hei-Ju-Hu" – Heiterkeit, Jubel, Humor.

Schwung fürs ganze Jahr

So geht das bis zum Aschermittwoch. Dann findet die fünfte Jahreszeit offiziell ihr Ende. Für Biller kein Grund, traurig zu sein. Zum einen trifft sich der Narrwalla-Vorstand nahezu rund ums Jahr montags für zwei bis drei Stunden, um Pläne zu schmieden. Zum anderen gibt der Fasching Biller Schwung für den Rest des Jahres. "Die Begeisterung kann man auf jeden Fall mitnehmen. Die trägt einen das ganze Jahr", sagt er.

Erst einmal muss Biller aber am Samstagabend bei der Vorstellung des neuen Prinzenpaars im Peterwirt seinen ersten offiziellen Auftritt als Präsident der Narrwalla hinter sich bringen. Er wird seinen Smoking anziehen, den Umhang und den Faschingsorden umlegen, den Hut mit den langen Federn aufsetzen und etwa 200 Gäste begrüßen sowie den Vorstand vorstellen, bevor er an den Hofmarschall übergibt. "Ein bisschen Lampenfieber habe ich schon."