Le Bourget (DK
Länger, größer, sparsamer

Mit neuen Flugzeugversionen kämpfen Airbus und Boeing um Kunden

19.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:55 Uhr

Le Bourget (DK) Im Konkurrenzkampf mit Airbus will der US-Flugzeugbauer Boeing mit einem verlängerten Mittelstreckenjet punkten. Die Europäer versuchen derweil, ihren Ladenhüter A 380 aufzumotzen, wie sie zum Auftakt der Luftfahrtmesse in Le Bourget zeigten.

Das Boeing-Flugzeug mit dem Namen 737-MAX-10 soll dank eines verlängerten Rumpfs bis zu 230 Passagiere fassen, kündigten Boeing-Konzernchef Dennis Muilenburg und der neue Verkehrsflugzeugchef Kevin McAllister gestern in Le Bourget bei Paris an. Das sind zehn Menschen mehr als die bisher größte Version 737-MAX-9. Der Jet soll gegen den Airbus-Verkaufsschlager A 321neo antreten, der bis zu 240 Menschen Platz bietet.

Bereits am Sonntag hatte Airbus mit einer möglichen Neuauflage des weltgrößten Passagierjets A 380 überrascht. Seit gestern können die Messebesucher selbst begutachten, wie die A 380plus mit riesigen abgeknickten Flügelenden aussehen soll. Der Hersteller hat eine herkömmliche A 380 mit Attrappen dieser sogenannten Winglets ausgestattet, die mit 4,70 Meter rund dreimal so hoch sind wie die bisherige Konstruktion an den Flügelenden.

Die erste A 380plus könnte im Jahr 2020 in den Liniendienst gehen, sagte A 380-Marketingchef Frank Vermeire. Airbus will den Flieger aber nur aufrüsten, wenn es auch Bestellungen dafür gibt. Die verbesserte Aerodynamik soll die A 380 vier Prozent sparsamer beim Kerosinverbrauch machen.

Veränderungen im Innenraum des Großraumjets schaffen Platz für 80 zusätzliche Fluggäste. Insgesamt sollen die Betriebskosten je Sitzplatz damit um 13 Prozent sinken. Airbus kämpft seit Jahren um neue Bestellungen für die A 380 und fährt die Produktion um mehr als die Hälfte auf nur noch zwölf Maschinen pro Jahr zurück.

Zum Messestart verkündeten Airbus und Boeing erste Großaufträge. Der Flugzeugfinanzierer des US-Konzerns General Electric, Gecas, bestellte bei Airbus 100 Mittelstreckenjets aus der A 320neo-Modellfamilie im Gesamtwert von etwa 10,8 Milliarden Dollar (9,6 Milliarden Euro) laut Preisliste. Allerdings sind bei Flugzeugbestellungen hohe Preisnachlässe üblich. Zudem winkt den Europäern möglicherweise ein Großauftrag von Viva Air Peru. Der Billigflieger will einem Medienbericht zufolge 30 A 320neo sowie 15 A 320ceo mit den aktuell eingebauten Triebwerken bestellen - Auftragswert: rund 5 Milliarden Dollar.

Boeing holte bei der weltgrößten Luftfahrtmesse bereits Großaufträge vor allem von Flugzeugfinanzierern herein. Für die neue 737-MAX-10 meldeten die Amerikaner mehr als 240 Aufträge und Vorverträge. Einige Kunden orderten diese Maschinen allerdings nicht zusätzlich, sondern widmeten bestehende Aufträge um, die bisher für kleinere Versionen galten. Der US-Konzern hatte seinen im Grundsatz seit den 60er Jahren gebauten 737-Mittelstreckenjets mit der 737 MAX gerade eine Neuauflage mit gezügeltem Kerosindurst spendiert - ähnlich wie Airbus mit seiner A 320neo-Modellfamilie.

Die Luftfahrtmesse in Le Bourget dauert noch bis kommenden Sonntag. Vertreten sind Hersteller aus Luftfahrt, Rüstung und Raumfahrt aus aller Welt. Zum Auftakt landete Frankreichs Präsident Emmanuel Macron gestern an Bord eines A 400M-Militärtransporters auf dem Messegelände. Nach vier Fachbesuchertagen ist die Luftfahrtschau ab Freitag auch für die breite Öffentlichkeit geöffnet. Zur Paris Air Show vor zwei Jahren kamen mehr als 351 000 Besucher.