Ingolstadt
Lachen als Erkenntnis

Caroline Stolz inszeniert "Habe die Ehre" in Ingolstadt Premiere am Freitag im Kleinen Haus

24.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:45 Uhr

Zum ersten Mal in Ingolstadt: Regisseurin Caroline Stolz ist auf Komödien abonniert. - Foto: privat

Ingolstadt (DK) Beim Ehrenmord hört der Spaß auf - oder nicht? Bei Ibrahim Amir fängt er da eigentlich erst an. Denn er erzählt in seinem Stück "Habe die Ehre" eine abstruse Geschichte über die missglückte Wiederherstellung der Familienehre durch eine Handvoll Männer. Weil die Tochter ihren Ehemann betrogen hat, hat der Familienrat ihren Tod beschlossen. Nach ihrem Liebhaber soll auch sie sterben. Während sie im Zimmer nebenan sitzt, wird im Wohnzimmer erörtert, wer den tödlichen Schuss abfeuern soll - der gehörnte Ehemann, ihr Vater, ihr Bruder oder gar der Schwiegervater? Es hagelt krude Ausreden und seltsame Rechtfertigungen. Und weil es zwischendurch laut wird, ruft das die Polizei auf den Plan.

"Eine Parallelgesellschaftskomödie" hat der syrische Autor Ibrahim Amir sein Stück genannt, das am Freitag unter der Regie von Caroline Stolz im Kleinen Haus des Stadttheaters Ingolstadt Premiere feiert.

Caroline Stolz ist Spielleiterin und Künstlerische Direktorin am Theater Pforzheim, hat ein Händchen für Komödien und inszeniert zum ersten Mal in Ingolstadt.

Die Liebe zum Theater entwickelte sich während der Schulzeit in Bonn, als Caroline Stolz als Statistin im "Hamlet" auf der Bühne stand. "Das fand ich extrem spannend", erinnert sie sich. Und deshalb begann sie neben der Schule mit Regiehospitanzen - bei András Fricsay, dem Regisseur des "Hamlet", den sie heute noch als ihren "Theatervater" bezeichnet - und -assistenzen. Nach dem Abitur zog sie nach Bochum und studierte Theaterwissenschaft, Film- und Fernsehwissenschaft und Sozialpsychologie. Es folgten ein Zwischenstopp in Berlin und die Arbeit beim ZDF-Theaterkanal, bevor sie ans Staatstheater Wiesbaden ging - zunächst als Assistentin, dann als Hausregisseurin und Leiterin der Spielstätte Wartburg. Seit der Spielzeit 2015/16 ist sie Spielleiterin und Künstlerische Direktorin am Theater Pforzheim.

Was muss eine perfekte Komödie haben, Frau Stolz? "Sowohl Tiefgang als auch Witz", sagt sie. "Ohne eine ernste Ebene und wirkliche Nöte der Figuren ist es einfach nie witzig. Das Komische braucht das Tragische." Aber darf man über so ein ernstes Thema wie den Ehrenmord eine Komödie machen? "Natürlich ist das ein heikles Thema", sagt Caroline Stolz. "Aber zum einen ist der Autor Syrer, hat also ein anderes Recht, damit umzugehen, ohne dass es einen bitteren Beigeschmack hat. Zum anderen ist das Stück klug konstruiert. Und sowohl Lachen als auch Weinen hat ja immer etwas Kathartisches."

Also zögerte sie nicht lange, als die Anfrage aus Ingolstadt kam. Stolz arbeitet häufig im Team mit Jan Hendrik Neidert und Lorena Diaz Stephens. Neidert kennt sie sogar noch aus der Schule. Während sie sich dem Theater zuwandte, studierte er Architektur an der Bauhaus-Universität Weimar, arbeitete anschließend als Architekt in Barcelona. Später bat sie ihn, für ihre erste Regiearbeit das Bühnenbild zu entwerfen - der Beginn einer bis heute andauernden fruchtbaren Zusammenarbeit. Die chilenische Designerin Lorena Diaz Stephens kam später als Ausstatterin dazu. Meist entwickeln sie das Konzept zusammen - so auch in Ingolstadt.

Bis am Ende tatsächlich der große Knall kommt, wird auf der Bühne geredet und gewütet und gelogen - in abgedrehten Dialogen und mit viel Situationskomik zwischen orientalischem Ehrenkodex und deutschem Strafrecht. Autor Ibrahim Amir hat überraschende Kniffe eingebaut. "Das Schwierigste", sagt Caroline Stolz, "ist, die richtige Balance zu finden."

Premiere ist am Freitag um 20 Uhr im Kleinen Haus des Ingolstädter Stadttheaters. Es spielen Marc Schöttner, Maik Rogge, Victoria Voss, Sarah Horak, Sascha Römisch, Mira Fajfer, Ulrich Kielhorn, Teresa Trauth, Olaf Danner, Yael Ehrenkönig.