Wolnzach
Kunstwerk aus Holz, Leder und Pergament

30.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:49 Uhr

Die Gosseltshauser Pfarrkirche Mariä Heimsuchung gefällt Ute Welter so gut, dass sie sie für den Titel ihrer restaurierten Bibel ausgewählt hat. Erwin Huber aus Gosseltshausen hat die Buchbinderin bei ihrer Arbeit mit vielen Informationen über das "Schmuckkästchen der Hallertau" unterstützt. - Foto: Ermert

Wolnzach (WZ) Die Gosseltshauser Pfarrkirche hat sich die Buchbinderin Ute Welter aus Wolnzach für ein besonderes Projekt ausgesucht: Das Bild des schmucken Gotteshauses ziert den Umschlag einer alten Bibel, mit der die Wolnzacherin an einem deutschlandweiten Wettbewerb teilnimmt.

Das älteste Buch der Welt, die Bibel, steht im Mittelpunkt des Wettbewerbs für Buchbinder, der vom niedersächsischen Jever aus gestartet wurde. Mit von der Partie sind 36 ambitionierte Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet, darunter mit der 47-jährigen Ute Welter auch eine Wolnzacherin. Sie hat eine zerfledderte, alte Bibel in den letzten Wochen frisch gewandet und den Umschlag ganz nach dem Vorbild der Gosseltshausener Pfarrkirche Mariä Heimsuchung gestaltet.

 
"In meinem normalen Berufsleben kann ich lange auf eine solch filigrane Herausforderung warten – daher hat mich der Wettbewerb gleich brennend interessiert", spricht Ute Welter von der Faszination, die das gestellte Thema umgehend bei ihr hervorgerufen hat. Die Gosseltshauser Kirche, das Schatzkästlein der Holledau, hat der Wolnzacherin immer schon besonders gut gefallen. "Mir war gleich klar, dass es das richtige Motiv für mich ist", sagt die 47-Jährige, die sich zusammen mit Erwin Huber aus Gosseltshausen umgehend an die Arbeit gemacht hat. Huber hat ihr die wichtigsten Informationen rund um die Kirche besorgt, die im Wettbewerb mit dem Titel "Buch in der Kirche – Kirche um das Buch" eine zentrale Rolle spielt. Schließlich sollen in die Gestaltung des Umschlags der Bibel Materialien einfließen, die charakteristisch für eine bestimmte Kirche sind.

"Mir gefällt das Tor der Gosseltshauser Kirche – da kam mir die Idee, es zur Gestaltung des Umschlags zu verwenden", beschreibt Ute Welter ihre Arbeit, für die sie im familieneigenen Hobbykeller bestens gerüstet war. Erwin Huber hat eine alte Alioli-Bibel günstig ersteigert, die Buchbinderin aus Wolnzach hat die 350 Seiten liebevoll restauriert und sich anschließend an die Gestaltung des Umschlags gemacht. Buchenholz, Fichtenholz, Lindenholz, alles säuberlich in Form geschnitzt, 500 winzige Nägel, millimetergenau eingeschlagen, dazu Pergament, Messingschließen, Schweinsleder und braune Tusche, passgenau verarbeitet und aufgetragen – mit jeder Menge Handarbeit sind der Umschlag und die dazu passende Kassette entstanden.

Im Mai hat Ute Welter mit ihrer Arbeit begonnen, inzwischen hat sie ihr Werk längst bei der kunsthandwerklichen Buchbinderin Sina Jostes in Jever eingereicht, die den Wettbewerb ausgeschrieben hat. Zusätzlich zu den Bibelseiten umfasst das Buch einen umfangreichen Rückblick auf die Historie der Gosseltshauser Kirche. Es ist sehenswert – und womöglich wird es auch bald für die Öffentlichkeit zugänglich. Falls die Wanderausstellung mit allen Exponaten, die für den Wettbewerb eingereicht wurden, tatsächlich stattfindet.

Hundertprozentig sicher ist sich die Teilnehmerin aus Wolnzach aber mittlerweile nicht mehr. Von ihrer anfänglichen Euphorie ist schon viel verflogen, seit nicht nur das Preisgeld für den Wettbewerb von ehemals 5000 Euro auf mittlerweile nur noch knapp 1500 mehr als gedrittelt wurde. Zudem wurde die Abgabefrist auf Bitten einiger Teilnehmer auf den 27. August verlängert. Völlig ungewöhnlich für einen seriösen Wettbewerb.

"Das ärgert mich schon sehr und ich weiß gar nicht mehr, was ich von all dem halten soll", wirkt Ute Welter ziemlich verunsichert. Wenigstens bleibt ihr ein tolles Ergebnis und die Gewissheit, etwas ganz Besonderes geschaffen zu haben. Ihre spezielle Bibel wird sie erst nach Abschluss des Wettbewerbs wieder in Händen halten. Ein zweites Exemplar hat sie Erwin Huber vermacht, dem sie für die Unterstützung herzlich danken möchte.

Vielleicht zahlt sich die intensive Arbeit ja doch noch aus, wenn am 27. August in Jever die Gewinner bekannt gegeben werden. Auf den Sieger warten trotz der Kürzungen schließlich immer noch 1000 Euro – und was noch wichtiger ist: ganz viel Ehr.