Nürnberg
Kunst und Karriere

Der Nürnberger Felix Pensel berichtet, wie er sein Hobby zu seinem Job gemacht hat

03.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:16 Uhr
Bei der Arbeit: Der Künstler Felix Pensel zeichnet am liebsten bunte, abstrakte Bilder. Außerdem bemalt er Wände, vor Kurzem zum Beispiel in der Nürnberger Kult-Disko "Mach 1". −Foto: Sonnenberger

Nürnberg (HK) Es gibt kaum eine Form der bildenden Kunst, die Felix Pensel noch nicht ausprobiert hat. Der 29-jährige Nürnberger mischt derzeit die Kunstszene als freischaffender Maler, Mediengestalter und Innendesigner auf.

Sein nächstes Ziel ist, sich in China zu etablieren.

 

Das Talent zum Malen liegt bei Felix Pensel in der Familie, denn schon sein Großvater hat als Grafiker gearbeitet. Sonntags durften er und sein Bruder immer die Sendung mit der Maus schauen. Danach haben sie gemalt und gezeichnet, erinnert sich Pensel. Seit dieser Zeit fasziniert ihn das Werk des berühmten Nürnberger Malers Albrecht Dürer wegen dessen Liebe fürs Detail.

Früh war für Pensel klar, dass er sein Hobby eines Tages zum Beruf machen möchte. Nach dem Abschluss des Kunstzweiges der Fachoberschule kam er über das Skateboarden zur Graffitikunst. Durch das Zeichnen von Buchstaben für Graffiti lernte er schnell die Kalligraphie kennen und fing an, auf Leinwände zu malen.

Der Einstieg ins Berufsleben gestaltete sich zunächst schwierig. Eine Mediengestalterausbildung brach er ab und begann ein Design-Studium in Nürnberg. Doch bald hatte er genug von der Theorie und ging für ein Praktikum in einer Grafikagentur nach Barcelona. Die Arbeit an einem Cartoon-Projekt machte Spaß, aber es gab auch einen Haken: "Ich habe teilweise bis 22 Uhr gearbeitet und bekam dafür nur ein Praktikantengehalt", erzählt Pensel. Um in Barcelona über die Runden zu kommen, schöpfte er seinen Studienkredit immer weiter aus. Nach eineinhalb Jahren zog die Agentur nach Berlin um und Pensel mit ihr. Doch plötzlich gab es kein Geld mehr. "Vielleicht war die Wirtschaftskrise in Spanien der Grund", vermutet Pensel, der dann wieder zurück nach Nürnberg ging.

Wegen seines komplett ausgeschöpften Studienkredits entschied er sich jedoch nach acht Semestern dagegen, sein Studium abzuschließen. Stattdessen machte er sich selbstständig. Seitdem lebt er zum einen vom Verkauf seiner Kunstwerke und zum anderen davon, sich von Unternehmen für Aufträge buchen zu lassen. Diese Mischung ist notwendig, da er allein von der Kunst nicht leben könnte.

Vor dem Malen muss er sich immer überlegen, ob sich das Bild auch verkaufen lässt. Seit er im Alter von 16 Jahren sein erstes Werk zu Geld machte, hat er gelernt, dass seine Schwarz-Weiß-Gemälde auf dem Kunstmarkt sehr gefragt sind. Doch dahinter steckt viel Arbeit, also Zeit, in der er nicht an bunten, abstrakten Bildern arbeiten kann, die er lieber malt. Auch seine große Leidenschaft käme durch eine Fokussierung auf die Schwarz-Weiß-Malerei zu kurz. "Ich brenne dafür, Wände anzumalen", sagt er. So wie in der Nürnberger Kult-Disko "Mach 1", wo er unlängst bei der Renovierung half.

Kürzlich hat er auch erstmals die Grenze zur darstellenden Kunst überschritten. Für eine Performance baute er Installationen und spielte selbst darin mit. Parallel dazu nimmt Pensel regelmäßig Aufträge an. Bisher hat er schon für Kunden aus der Automobil-, Musik- und Modeindustrie sowie aus Hotellerie und Gastronomie gearbeitet. Die Projekte sind sehr vielfältig. Sie reichen vom Design von Räumen, Wänden oder Schaufenstern bis hin zum Malen eines Gruppenbilds mit 150 Mitarbeitern. Außerdem animiert er Bilder für Videokünstler.

Viel Potenzial sieht er für sich in Zukunft auf dem chinesischen Markt. Schon jetzt würde er oft im visuellen sozialen Netzwerk "Instagram" von Chinesen angeschrieben, die seine Bilder kaufen möchten. Neulich habe er auf einer Messe eine Einladung nach Shanghai bekommen, die er noch dieses Jahr annehmen möchte. Deshalb lernt er gerade Chinesisch und hat auch seine Homepage für Kunden aus dem Reich der Mitte übersetzen lassen. Ganz zufrieden ist er noch nicht. "Die Vermarktung muss noch professioneller werden", sagt er.

Neben der Expansion nach China plant Pensel, bald eine eigene T-Shirt-Kollektion auf den Markt zu bringen, und sein künstlerisches Wissen über YouTube weiterzugeben. Vor zwei Jahren sei das noch undenkbar gewesen. Damals habe er jeden Auftrag annehmen müssen, der ihm angeboten wurde. Heute kann er selbst auswählen. Bis dahin war es ein weiter Weg.