Ingolstadt
Kunst am Boden

Das fünfte Streetartig-Festival wird international und geht in die dritte Dimension

08.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:10 Uhr
Sitzt da ein Dinosaurier? Oder ist es nur ein geschicktes Gemälde an einer Wand? Das Bild von Eduardo Relero kann den Betrachter ins Grübeln bringen. Das gilt auch für das Gemälde des älteren Herrn mit Kescher von Vera Bugatti und die Hai-Fütterung von Fredda Wouters. Alex Maksiov schickt seine Betrachter auf einen illusionistischen Balanceakt. Gemeinsam mit dem Künstler Cuboliquido sind die Streetartisten demnächst zu Gast in Ingolstadt. −Foto: Relero / Wouters / Bugatti / Maksiov

Ingolstadt (DK) Die Kunst- und Kulturbastei stellt ihr diesjähriges Street-Art-Festival unter das Motto Frankenstein. Internationale Künstler werden ab Donnerstag illusionistische Kunstwerke auf den Rathausplatz malen. Geplant sind auch Workshops und ein Künstlerfest.

Die Kunst von Fredda Wouters besitzt Tiefgang. Zumindest sieht es so aus. Die Künstlerin aus Kevelaer am Niederrhein gehört zu den besten Streetart-Künstlern der Welt. Ihre Spezialität sind illusionistische Straßenbilder. Ihr gelingt es, eine Straße oder einen Platz so zu bemalen, dass der Betrachter den Eindruck bekommt, vor einem tiefen Loch zu stehen, oder dass sich ihm Tiere, Pflanze und Gebäude entgegenrecken. Mit ihren Arbeiten ist sie auf der ganzen Welt unterwegs. 2013 hat sie etwa in Mexiko den ersten Preis in der Meisterklasse des internationalen Straßenmalfestivals in der Kategorie 3D gewonnen. In Venice Beach in Florida war sie 2014 am größten dreidimensionalen Bodengemälde der Welt beteiligt. Das war auch das Jahr, in dem sie das erste Mal in Ingolstadt war und im Rahmen des Streetartig-Festivals der Kunst- und Kulturbastei einen Workshop gegeben hat. "Wir sind danach immer in Kontakt geblieben", berichtet Beate Diao, die Vorsitzende. Die Idee, gemeinsam ein Festival zu organisieren, schwebte den beiden danach immer im Kopf herum. Jetzt wird sie in die Tat umgesetzt. Das fünfte Streetartig-Festival in Ingolstadt wird international und dem Thema "Frankenstein" gewidmet. "Das passt super", findet Diao.

Für die dreitägige Veranstaltung von Donnerstag, 10. Mai, bis Samstag, 12. Mai, haben Wouters und Diao internationale Größen der Straßenmalerei nach Ingolstadt eingeladen: Aus Italien reist Vera Bugatti an, Eduardo Relero kommt aus Argentinien, der Künstler Cuboliquido aus Italien und aus der Ukraine Alex Maksiov. Auf der Vereins-Homepage www.kunstundkulturbastei.de sind alle Künstler ausführlich vorgestellt. Dort lässt sich auch erkennen, wie unterschiedlich sie ihren illusionistischen Ansatz umsetzen - mit ganz verblüffenden Ergebnissen. Sie werden am Donnerstag, 10. Mai, um 10 Uhr ihre Werke auf dem Ingolstädter Rathausplatz beginnen. "Alle sind angehalten, sich dabei mit dem Thema Frankenstein auseinanderzusetzen", erklärt Diao. Jedem Künstler steht dafür eine Fläche von vier auf sechs Metern zur Verfügung. Kleiner geht es nicht, denn die Kunst besteht darin, das Motiv extrem verzerrt auf das Pflaster zu malen, so dass es nur von einem bestimmten Punkt aus dreidimensional erscheint. Von der Seite betrachtet, sieht es eher wie ein langes, unzusammenhängendes Gekritzel aus.

So beeindruckend die Bilder aus dem richtigen Winkel wirken, so schwierig ist es, sie genau zu malen. Im Rahmen des internationalen Streetartig Festivals werden die Profis Kindern und Jugendlichen in Workshops einige ihrer Tricks verraten. Am Freitag, 11. Mai, ist von 16 bis 19 Uhr jeder eingeladen, mitzumachen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Am nächsten Tag darf sich dann jeder mit einem Bild am Gesamtkunstwerk Rathausplatz beteiligen. Gegen Mittag am Samstag, 12. Mai, sollen auch die großen Arbeiten der Profis fertig werden. Dann kann sich jeder vom Foto-Punkt aus mit den 3D-Bildern ablichten. Und wenn es drei Tage regnet? "Dann ziehen wir in die Exerzierhalle im Klenzepark um", sagt Beate Diao.

Am Samstagabend wird gefeiert. Ab 17 Uhr steigt in der Harderbastei ein Künstlerfest an dem sich auch der Berufsverband Bildender Künstler beteiligt. Es kocht der Afrika-Verein, die Musik kommt von Jazz Please.
 

Johannes Hauser