Fürth
Kühle Distanz

Städtische Kunstgalerie Fürth zeigt Werke des Bildhauers Walter Moroder

31.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:08 Uhr

„Rises“ nennt der Bildhauer Walter Moroder seine bemalte Plastik aus Zirbelholz aus dem Jahre 2012. - Foto: Bröder

Fürth (brf) Eine auratische Stille geht von diesen Figuren aus, Figuren, die den Blick sinnverloren nach innen und doch zugleich in eine Ferne zu richten scheinen, die lange zurückliegt. Greifbar nahe, sind sie doch unnahbar fern, halten den Betrachter kühl auf Distanz.

Entrückt in ihrer statuarischen Grazie sind sie nur in einem metaphysischen Sinne lebendig, meditativ versunken in die Betrachtung einer geheimnisvollen, unsichtbaren Welt. „Die Darstellung der Stille“ ist denn auch der Titel der jüngsten Ausstellung der städtischen Kunstgalerie Fürth, gewidmet dem Südtiroler Bildhauer Walter Moroder.

Die vier Jahrhunderte alte Tradition der Südtiroler Herrgottsschnitzer aus dem Grödner Tal, wo der Künstler 1963 in St. Ulrich geboren wurde, scheint in seine ausschließlich figuralen Plastiken eingeflossen zu sein; wiewohl seine nicht ganz mannsgroßen Figuren ganz und gar nichts Religiöses, wohl aber etwas Kontemplatives, ja Spirituelles ausstrahlen. In ihrer Strenge erinnern sie an ägyptische Figurationen, an Mumien, die über Jahrtausende hinweg dennoch zu uns zu sprechen scheinen. Ihre Namen, dem seltenen, heute noch gesprochenen Ladinisch entlehnt, klingen fremdartig und rätselhaft; und meinen doch nur ganz Einfaches: „Curide“, die Verhüllung; „Son fonz“, die Hockende; „Jol“, die Stille.

Die Figuren Walter Moroders, der sich ganz bewusst an die fragilen Gestaltungen des Schweizer Künstlers Alberto Giacometti anlehnt, sind zwar aus Holz, aber der Künstler überblendet den Materialcharakter, wenn er seine Figuren (mit Acrylfarben, Gipsweiß oder Kreide) bemalt und damit gleichsam verhüllt; oder sie mit gläsernen Augen ausstattet und ihnen damit enigmatisches Leben einhaucht.

Der Mensch wird in diesen Skulpturen nicht nachgeahmt, sondern typisiert und damit auf das Essenzielle reduziert: Ein stilisiertes Derivat, wie auch eine seiner Figuren benannt ist, steht für das Wesen, ja die Geistigkeit des Menschen, der – ohne Charakter und ohne Gestik und Mimik – nur für sich in seinem individuellen Universum befangen ist. Eine merkwürdige Unruhe geht von diesen Figuren aus, die keinen Schmerz und keine Freude, keine Trauer und kein Lachen kennen, sondern in großer Melancholie versunken erscheinen. Dem Leben entrückt – und doch mitten unter uns.

Moroders Ausstellung „Darstellung der Stille“ ist in der Kunstgalerie Fürth, Königsplatz 1, bis 9. März zu sehen. Geöffnet ist von Mittwoch bis Samstag von 13 bis 18 Uhr und am Sonntag 13 bis 17 Uhr.