Küchenlieder aus dem Mississippi-Delta

09.06.2009 | Stand 03.12.2020, 4:54 Uhr

Aspekte aus der Münchner Stadtgeschichte: Georg Hampel gastierte mit seiner "Bagasch" beim Bluesfest. - Foto: Löser

Ingolstadt (DK) Darf eine Musik wie der Blues, die ursprünglich so amerikanisch ist wie sonst wohl keine, eigentlich auch bayerisch sein? Spätestens seit Willi Michl weiß man, dass das sehr wohl geht, im Falle von Schorsch & De Bagasch und Blueswurz haut das sogar ausnehmend gut hin, wovon man sich in der voll besetzten Neuen Welt anlässlich des Bluesfests selbst überzeugen konnte.

Blueswurz – das ist die Band des Schlagzeugers und Sängers Oskar Pöhnl, eines gebürtigen Oberpfälzers, der exakt so singt, wie man in Weiden spricht. Zusammen mit seinen Kollegen der Münchner Stimulators singt er quasi Küchenlieder, die so heißen, weil sie in der Regel nachts um halb drei in der Küche des Gitarristen Peter Schneider entstehen und vornehmlich um Frauen kreisen, die man hat, nicht hat, gerne hätte oder gerne los hätte. Typische Bluesthemen also, die allerdings eine ganz eigene kompositorische Handschrift verraten, etwa der Song von der "Schwoaz Katz", in dem sich Blues und Zwiefacher treffen. Pöhnl, Schneider an der Gitarre, Uli Lehmann am Bass und Jörg Rabe an den Keyboards bringen die Stücke präzise auf den Punkt, kompakt, überlegt arrangiert, sauber und handwerklich hochstehend ausgeführt. Nach dem überzeugenden CD-Debüt, von dem alle Nummern des Abends stammen, und diesem ebenso überzeugenden Live-Eindruck darf man gespannt sein, wie die Band sich weiterentwickelt.

Schorsch & De Bagasch aus München, das Quintett des Sängers, Gitarristen und Komponisten Georg Hampel, gibt es als Electric- und als Acoustic-Band. In der Neuen Welt spielte die zweite Variante. Hampel als gemütlicher, uriger und doch auch cooler Typ – das ist die eine Seite dieser Formation, die andere sind die Texte, in denen neben den klassischen Bluesthemen auch sozialkritisch "de neie Zeit", Aspekte aus der Münchner Stadtgeschichte oder durchaus wehmütig die eigene Kindheit besungen werden. Hampels Band spielt zwar nicht so tight wie Blueswurz vorher, überzeugt aber umso mehr durch die entspannte Atmosphäre, die sie verbreitet. Und mit der Tatsache, dass der musikalisch herausragende Mundharmonikaspieler Ferdl Eichner sogar Solo und Handstand gleichzeitig hinbekommt, punktet die Band sogar auf dem Feld des Entertainments.

Blueswurz und Schorsch & de Bagasch – ja, dieses Eröffnungskonzert der bayerischen Woche beim Ingolstädter Blues-fest zeigte deutlich, dass Mississippi- und Isar-Delta nur geografisch weit voneinander entfernt sind, und dass das Bluesfeeling auch hierzulande nicht unbekannt ist.