Ingolstadt
Kritik am Starrummel

Schauspielerin Christine Kaufmann erzählt in Ingolstadt vom Druck, perfekt zu sein

31.01.2013 | Stand 03.12.2020, 0:33 Uhr

Klug und charmant zugleich hinterfragte Christine Kaufmann in Ingolstadt den Starrummel - Foto: bfr

Ingolstadt (DK) „Ich bin so überrascht, dass Sie so viele sind“, beginnt Christine Kaufmann ihre Lesung in der Thalia-Buchhandlung Ingolstadt. Die 68-Jährige strahlt dabei über das makellose Gesicht. Ja, sie wundere sich immer noch, dass die Menschen zu ihren Veranstaltungen kommen, ergänzt sie.

Ein wenig schwingt da auch das mit, über das sie eine Stunde lang lesen und frei erzählen wird: Die Angst der Stars, nicht mehr berühmt und perfekt zu sein, nicht mehr von den Menschen geliebt und bewundert zu werden. Die Schauspielerin und Buchautorin redet schnell, plaudert charmant fast ohne Punkt und Komma, ab und an hält sie kurz inne, fragt in die große Runde, ob sie weiter lesen soll. Ja! Die etwa 80 Frauen und wenigen Männer hören gerne zu, nicken zustimmend, wenn Kaufmann beklagt, dass der Drang nach Berühmtheit, nach Perfektion und Schönheit mittlerweile nicht nur auf die Stars beschränkt sei: „Die Scheinwelt ist ihr Beruf. Die wissen, was sie tun und haben die Probleme damit schon immer mit Aufputsch- und Einschlafpillen oder mit Alkohol und anderen Drogen bekämpft“, sondern auch die ganz normalen Menschen. „Was ist das nur, das junge Menschen in ,Deutschland sucht den Superstar‘ antreibt, sich von einem Dieter Bohlen öffentlich kritisieren zu lassen und alles für einen Moment der Bekanntheit zu opfern!“, beklagt sie. Sorgen mache sie sich vor allem um Kinder. Aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen – vom Kinderstar (Rosen-Resli) in den 50er Jahren zur Schauspielerin – habe sie „ein überhöhtes Gespür für die Opferung der Kindheit“ und wolle mit ihrer „Gabe des Berührens“ darauf aufmerksam machen, welche Gefahren hinter den Kulissen lauern. Die Kaufmann plaudert aus dem Nähkästchen, wie sie schon als Kind damit umgehen lernte, fremde Männer zu küssen, dass sie später bei einem Filmkuss zwar „Ich liebe dich“ hauchte, dabei aber dachte, „hoffentlich zerstört er jetzt nicht die Frisur“.

Was ihr geholfen habe, nicht drogenabhängig zu werden? „Die ersten acht Jahre am herrlichen Chiemsee. Ohne Ruhm. Als dreckiges Kind, das auch mal eine zerrissene Hose hatte.“ Das habe sie geerdet und vor jenem Absturz bewahrt, über den nach ihrer Scheidung von Tony Curtis schon spekuliert worden war. „Ich bin heute eine ganz normale Frau, die in München mit dem Fahrrad zum Einkaufen fährt“, sagt sie zum Schluss. Und natürlich freut sie sich, dass die Menschen sich ihr Buch „Scheinweltfieber“ signieren lassen und ihr dabei Komplimente über ihr fantastisches Aussehen machen.