Lenting
Kritik "absolut unverständlich"

Geplantes Gewerbegebiet in Lenting: Ingolstädter CSU-Fraktion reagiert auf Äußerungen Tauers

07.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:32 Uhr

Um das geplante Gewerbegebiet Lenting Ost II (Bildmitte) ist ein Streit zwischen der Gemeinde und der Stadt Ingolstadt entbrannt. Die Stadtspitze fordert dort, wo das neue Gewerbegebiet entstehen soll, den kleeblattförmigen Ausbau der Autobahnanschlussstelle Lenting. - Foto: Schalles

Lenting/Ingolstadt (DK) Stadt und Ingolstädter CSU kontern: Sie wenden sich hinsichtlich des geplanten Gewerbegebiets Lenting Ost II gegen Aussagen des Lentinger Bürgermeisters Christian Tauer (SPD). Er hatte dem Nachbarn vorgeworfen, die "Planungshoheit der Gemeinde zu missachten".

Vor allem die CSU-Fraktion des Ingolstädter Stadtrats zeigt "absolutes Unverständnis" gegenüber der Kritik Tauers am Verhalten der Stadt zum Projekt der Gemeinde nahe der Autobahn (BAB 9): "Es sind doch nicht ausschließlich die Verkehrsprobleme Ingolstadts, die an der BAB-Anschlussstelle Lenting entstehen. Es sind die Bürger der Region und darüber hinaus, die von der Autobahn kommen und über diese wieder nach Hause fahren", heißt es in einer Mitteilung der Fraktion von gestern. Damit reagieren die CSU-Stadträte Robert Schidlmeier und Hans Achhammer auf die Äußerungen Tauers, es sei für ihn befremdlich, dass "die Stadt Ingolstadt ihre Interessen auf einem fremden Gemeindegebiet durchsetzen will"  (DK vom 2. März). Achhammer: "Wir wollen ein Gewerbegebiet Lenting Ost II nicht verhindern, sondern sind besorgt, dass ein notwendiger Ausbau der Anschlussstelle durch die Erweiterung dort verhindert wird."

Wie berichtet, hatte der Stadtentwicklungsausschuss Anfang Februar einstimmig gegen die Erweiterung des Gewerbegebiets bei der A 9 gestimmt. Auf Antrag einzelner Stadträte wurde die Stadtverwaltung beauftragt, "alles zu unternehmen, damit der Autobahnanschluss Lenting mit einem vollständigen vierblättrigen Kleeblatt ausgebaut werden kann".

Gestern teilte Stadtsprecher Michael Klarner mit: "Die grundsätzliche Möglichkeit eines Vollausbaus der Autobahnanschlussstelle muss berücksichtigt werden, damit diese für die Region wichtige Option erhalten bleibt. Es geht darum, auch künftig bei weiteren Verkehrszunahmen langfristig Flächen für einen Vollausbau vorzuhalten und nicht zu verbauen." Grundsätzlich befürworte die Stadt Ingolstadt den Ausbau von Gewerbegebieten in den Nachbargemeinden. "Der Autobahnanschluss Lenting hat aber für den Verkehr in der Region eine herausgehobene Bedeutung. Er ist Hauptzubringer für das Audi-Werk", betonte Klarner. Die Stadt setze deshalb auf eine ganzheitliche Betrachtung der regionalen Verkehrsströme, die nicht an den Stadtgrenzen endet. Weiter heißt es aus dem Presseamt der Stadt: "Nachdem die Vorteile einer florierenden Wirtschaft auch den Umlandgemeinden und deren Bevölkerung zugute kommen, müssen auch die Fragen des Verkehrs gemeinsam gelöst werden und können nicht einseitig als Probleme der Stadt Ingolstadt und zu Lasten deren Bürger gehen." Damit reagierte Klarner auf die Vorwürfe des Lentinger Bürgermeisters, Ingolstadt verursache den dichten Verkehr und wälze ihn auf das Umland ab.

Die CSU-Stadträte Robert Schidlmeier und Hans Achhammer sagten gestern: "Sollte aufgrund der Festlegung des Gewerbegebietes in Lenting ein Ausbau des BAB-Anschlusses Lenting nicht mehr möglich sein, muss in absehbarer Zeit ein weiterer BAB-Anschluss nördlich von Oberhaunstadt und Unterhaunstadt geschaffen werden." Hohe finanzielle Belastungen und eine weitere Verkehrsbelastung der Bürger der beiden Stadtteile seien die Folge. Schidlmeier befürchtet durch ein zusätzliches Bauwerk an der A 9 eine Zerschneidung der Landschaften und Eingriffe in die Natur.

Achhammer und Schidlmeier weisen auch auf den zunehmenden Pendler- und Lieferverkehr rund um die großen Betriebe in Ingolstadt hin: "Das belastet die Menschen an diesen Straßen nahezu rund um die Uhr." Es müsse deshalb das Bestreben der Stadt, aber auch der umliegenden Landkreise sein, diesen Belastungen gerecht zu werden.

Das Gewerbegebiet Lenting Ost II soll rund acht Hektar groß werden und erstreckt sich südlich der Autobahn bis zum Kundenforum der Firma Kessel am Felix-Wankel-Ring. Rüdiger Hanke von der Autobahndirektion Südbayern hatte kürzlich auf DK-Anfrage mitgeteilt, dass der Platz für einen kleeblattförmigen Ausbau der Anschlussstelle Lenting "schon jetzt nicht ausreicht".