Kreativität macht Schule

Zwei Ingolstädter Künstlerinnen machen am Katharinen-Gymnasium mit Schülerinnen gemeinsame Sache

24.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:44 Uhr

−Foto: Hammer, Cornelia, Ingolstadt

Ingolstadt (DK) Am Katharinen-Gymnasium sieht man sich derzeit einer eher ungewöhnlichen Frage gegenüber: Wer gießt während der Sommerferien eigentlich das Kunstwerk?

Seit einigen Wochen ziert ein künstlerisches Wandobjekt die Cafeteria. Die beiden Neuntklässlerinnen Julia Holtzwert und Amani Dib haben es in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Beatrix ChaBé Müller geschaffen. Es besteht aus zwei großen, bemalten Verkehrsschildern, die die Künstlerinnen vom Bauhof bekommen haben. Sie bilden den Hintergrund für einen vertikalen Garten. Mehrere Pflanzen sprießen aus den Bildern. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass die beiden Schülerinnen auch in der AG Schulgarten aktiv sind. Das künstlerische Gemeinschaftswerk ist das Ergebnis einer Kooperation mit dem Verein „Künstler an die Schulen“. Er hat sich der kulturellen Bildung von Kindern und Jugendlichen verschrieben, vermittelt und koordiniert den Kontakt zwischen Kunstschaffenden und Schulen.

Beatrix Müller hat gern zugesagt, schließlich hat sie vor Jahren selbst am Katherl Abitur gemacht und interessiert sich für Upcycling – also die Wiederverwertung von Ausrangiertem – und vertikale Gärten. Und so verstanden sich die drei Kreativen schnell. „Es war eher Teamarbeit als das Verhältnis Lehrerin – Schülerinnen“, berichtet Amani Dib. Dabei entstand zum einen ein bepflanztes Altstadtmotiv. Über der Silhouette des Alten Rathauses prangt der Ingolstädter Panther. Den haben die Künstlerinnen aus der Bautafel übernommen, die ihnen als Träger dient. Das andere Motiv ist ein fantasievoller Sternenhimmel, auf den die Künstlerinnen die Kontinente gesetzt haben, die zu zerfließen scheinen und in die Pflanzkübel darunter gleiten. Inspiration dazu war ein Bild aus dem Internet. „Die Welt ist da in einen Gully geflossen“, erklärt Julia Holtzwert. Das allerdings war dem Trio zu negativ, und so haben sie es nach ihren Vorstellungen abgeändert.

Eine zweite Gruppe Schülerinnen arbeitete mit der Künstlerin Elisabeth-Anna Jung zusammen. Auf ihren Vorschlag hin malten Steffi Setzer, Luca Ernst, Maddy Richter und Leonie Häusler Eishockey- und Fußballspieler auf die Wände der Schule. Mit „Menschen in Bewegung“ beschäftige sie sich schon lange, erklärt die Künstlerin, und wenn man sehe, was etwa beim Stundenwechsel in den Gängen der Schule los sei, erschien das Thema doch sehr passend. Auch wenn die Mädchen nicht gerade glühende FC- oder ERC-Fans sind, gingen sie mit Elan ans Werk. Dabei mussten sie sich zunächst an größere Formate gewöhnen. Aus dem Kunstunterricht kannten sie bis dahin nur die Arbeit bis zum Format DIN A3. Einen Sportler fast in Lebensgröße abzubilden ist etwas ganz anderes. Um die Proportionen zu überprüfen, mussten die Malerinnen immer wieder von der Wand zurücktreten, um das gesamte Bild betrachten zu können. „Da haben wir festgestellt, dass die Beine von einem Eishockeyspieler zu kurz sind“, berichtet Luca Ernst. „Da hat halt dann der Schlittschuh nicht mehr ganz draufgepasst.“ Dennoch sind alle Künstlerinnen mit den Bildern sehr zufrieden. „Wir haben uns ja auch viel Mühe gegeben“, sagt Steffi Setzer. Bilder von solcher Größe bedürfen freilich einiges an Vorbereitung. So haben die Schülerinnen von Elisabeth-Anna Jung zunächst gelernt, wie man mit schwungvollen Armbewegungen großflächig Farbe aufträgt und den erwünschten Wisch-Effekt erzielt. „Wir haben erst mit Kohle geübt, die man gut wieder wegmachen kann“, erzählt Maddy Richter. Die endgültige Farbe ist nicht so leicht zu entfernen. „Wir mussten deswegen jedes Mal den Boden und alle Holzteile abdecken“, berichtet Leonie Häusler. „Das war ganz schön viel Arbeit.“

Die allerdings hat sich gelohnt und ist wohl auch im Sinne des berühmten Architekten Hardt-Waltherr Hämer. Der hat die Schule vor gut 40 Jahren gebaut und eigens weiße Wände für Gemälde eingeplant, erklärt die stellvertretende Schulleiterin Sabine Benning-Dienstdorf.

Und was das Gießen des Kunstwerks betrifft: Die Künstlerinnen tüfteln gerade an einem Bewässerungssystem. In den nächsten Wochen werden aber noch die Lehrer und Sekretärinnen, die in den Ferien wöchentlich in der Schule sind, wässern müssen, damit das Kunstwerk nicht eingeht.