Eichstätt
Krachlederne und Knallfarben

01.09.2011 | Stand 03.12.2020, 2:27 Uhr

 

Eichstätt (EK) Auf geht's zur Wiesn: Ab heute startet das Eichstätter Volksfest. Und wer etwas auf sich hält, kommt – ganz klar – in Tracht: Tracht ist definitiv wieder cool.

„Ich finde es bemerkenswert, dass zum Volksfest eigentlich wieder durch alle Altersklassen hinweg Tracht getragen wird“, sagt Gesa Vierck (31), die Betriebsleiterin des „Bartholomäus Outlets“ in Eichstätt. Und tatsächlich lässt sich seit einigen Jahren beobachten, dass vor allem junge Leute zur Volksfestzeit wieder gerne in die Tracht schlüpfen. „Auch bei den Trachten gibt es verschiedene Trends“, weiß Christine Eichiner (64), die seit 36 Jahren ein Trachtengeschäft in Eichstätt betreibt.

Und Gesa Vierck, die ihren Laden gerade erst in der Pfahlstraße eröffnet hat, stellt dazu fest: „Momentan sind Dirndl in Knallfarben wie Grün und Rot sehr gefragt. Ein fast schon maritimer Look aus einer Kombination aus blauen, roten und weißen Elementen ist aber auch sehr stark im Kommen.“

Modebewusstsein bei der Tracht gilt aber nicht nur für Sie, sondern auch für Ihn. „Neben vor allem blau und grün karierten Hemden werde ich aber auch oft nach Accessoires wie einem Hirschfänger gefragt, da bin ich schon verblüfft“, so Vierck. Was außerdem absolut modern ist, seien Damenlederhosen. „Die müssen aber wirklich ganz genau passen, da darf nichts abstehen“, rät sie.

Neben all den Trends, was Farben und Formen angeht, gibt es noch einige Basics, die die Trachtenträgerin beachten sollte. „Eine weiße Dirndlbluse ist ein absolutes ,Must-Have'“, erklärt Trachtenfachfrau Eichiner. Auch die Schürze des Dirndls sei von eminenter Wichtigkeit: „Egal ob aus Baumwolle oder Seidentaft, eine schöne Schürze muss sein, gerne auch bedruckt oder mit Stickereien.“ Außerdem wichtig: Wo wird die Schürze gebunden? „Wer vergeben ist, trägt das Schleiferl rechts, wer ledig ist, links, und Witwen tragen sie hinten“, verrät die Jugendleiterin des Eichstätter Trachtenvereins, Edith Rixner (53) dazu.

Die Auswahl des Schuhs der Dame spielt ebenso eine tragende Rolle für den Gesamtlook. „Ich trage immer gerne schwarze Lackschuhe, es gehen aber auch schöne Lederpumps oder wie früher ein kleines Lederstieferl“, so Barbara Eichiner. Absolut akzeptabel sind für sie aber auch Ballerinas, die gerne von jüngeren Frauen getragen werden. Und wenn Ballerina, dann auch gerne passend zur Schürze.

Nur bei einer Sache lässt sich laut Eichiner nicht verhandeln: der Absatzhöhe des Schuhs. „Bis fünf Zentimeter sind okay, High Heels oder generell Pfennigabsätze wirken anrüchig“, sagt sie. Wieder mit sich reden lässt die Fachfrau dagegen bei der Rocklänge des Dirndls. Zwischen knie-, waden- oder knöchellang kann die Trägerin wählen, wobei die junge Generation eher die kürzeren Modelle bevorzugt. „Ab einem gewissen Alter würde ich aber empfehlen, auf die ganz knappen Varianten zu verzichten“, rät Edith Rixner. Auch die Männer haben in Sachen Lederhose drei Längen zur Auswahl, von der kurzen Lederhose über die Kniebundlederhose bis hin zur langen – „da ist alles drin“, erklärt Rixner. Nur, wenn man sich für eine Länge entschieden hat, muss man auch dazu einiges beachten: „Zur Kniebundhose sollte man Socken tragen, zur kurzen Lederhose müssen es Kniestrümpfe – gerne auch mit Zopfmuster – sein“, so Fachfrau Eichiner. Modern sei es hier, die Socken farblich passend zum Hemd zu tragen.

Und klassischerweise stecken Socken oder Strümpfe dann auch noch in stilechten Haferlschuhen. Turnschuhe zur Lederhose sind Ansichtssache. Edith Rixner findet, dass „das nicht so recht passt“. Barbara Eichiner möchte „den jungen Leuten ihren Sneaker nicht verbieten“, meint aber: „Klassisch und echt bleibt aber nur der Haferlschuh.“

Soweit das Wichtigste. Aber komplett ist der Trachtenlook damit noch lange nicht: Accessoires lautet das Stichwort. „Klassisch zum Dirndl wäre ein Tücherl um die Schultern, das ist für junge Leute aber kein Muss“, sagt Barbara Eichiner. Schön sei auch eine kleine Jacke aus Filz oder Loden, genauso wie „ein passendes Tascherl“. Die Jugend könne hier beispielsweise ein Filztäschchen in Herzform wählen, feine Damen greifen zur Ledertasche.

Abgerundet wird alles noch durch den Schmuck: Mit farblich zum Dirndl passendem Band sind der Freiheit bei den Anhängern fast keine Grenzen gesetzt. Ob Bierkrug, Breze oder Herz, ob mit oder ohne Strass, Hauptsache der Hals bleibt nicht frei. „Groß im Kommen sind auch Hüte für Frauen“, verrät Eichiner. Männer hingegen können ihr Outfit mit einer Strickjacke, einer Weste oder dem festeren Janker vollenden. „Natürlich ist das alles eine Frage des Geldes, wie viel Zubehör man wirklich tragen kann“, gibt Eichiner zu. Doch Sorgen machen müsse sich keiner, hinzukaufen könne man später auch noch.

Wer all diese Tipps beherzigt, der muss keinen Gedanken mehr an sein Outfit verschwenden und kann stilecht und sorgenfrei feiern, wenn es wieder heißt: „O'zapft is!“