Eichstätt
Vorzeige-Fünfkämpfer mit 89 Jahren

01.09.2011 | Stand 03.12.2020, 2:27 Uhr

Ferdinand Schredl aus Rebdorf schaffte mit 89 Jahren problemlos das Bayerische Sport-Leistungsabzeichen in Gold. Ein 40 Jahre altes Damenfahrrad half ihm dabei - Foto: lu

Eichstätt (EK) Das Sportabzeichen kennt keine Altersgrenze. Allerdings sind sie sehr selten, die Freunde der Fitnessmedaille, die das „Abenteuer Sportabzeichen“ auch noch im hohen Alter wagen. Einer von ihnen ist Ferdinand Schredl.

90 wird der Rebdorfer im nächsten Jahr, aber der Sport hat ihn jung erhalten. So jung, dass das Alter ihm kaum Beschwerden bereitet, zumal er eine ganze Menge unternimmt, um sich körperlich und geistig fit zu halten. „Wer rastet der rostet“ bestimmt denn auch den Alltag des sportlichen Seniors.

Als er in unserer Zeitung dem Artikel über die Eröffnung des Eichstätter Sportabzeichen-Treffs 2011 entnahm, dass sich daran auch zwei 80-Jährige beteiligen, erwachte in dem pensionierten Polizei-Oberlehrer der sportliche Ehrgeiz. Zwar schließt die offizielle Leistungstabelle der Sportverbände mit 80, doch bleibt älteren Freunden der Fitnessmedaille der Sportorden nicht verwehrt, wenn sie eben die Leistungen der „jüngeren“ 80-Jährigen bringen.

Der rüstige Sportler wuchs auf dem Lande in der Nähe von Freising auf und hatte somit reichlich Gelegenheit, Sport zu treiben. „Im Winter sind wir sogar barfuß über den Schnee gelaufen“, schwärmt der Pädagoge, der stolz darauf ist, sich seine Fitness über eine so lange Zeit bewahrt zu haben. Freilich müsse man einiges dafür tun.

Im Jahre 1967 hat Ferdinand Schredl beim TSV Königsdorf zuletzt problemlos das Bayerische Sport-Leistungs-Abzeichen in Gold geschafft, erinnert er sich. Doch wie schaut es 44 Jahre später aus?

Sport war schon immer der Lebensinhalt des heute noch ungemein aktiven Seniors, für den Sportplatz und Turnhalle sein zweites Zuhause waren. Seine gute körperliche Verfassung ließen ihn denn auch die Schrecknisse des Zweiten Weltkriegs und eine fünfjährige russische Gefangenschaft leidlich gut überstehen.

Als er 1972 als Polizeilehrer nach Eichstätt kam, gehörte der Sport sowohl dienstlich als auch privat in seine Tagesplanung, wobei ihn seine gleichfalls recht aktive Frau Doris bei Radfahrten und Bergwanderungen begleitete. Mit zehn verschiedenen Gymnastikübungen sowie reichlichen Spaziergängen besorgt er sich bis heute die Fitness für den Tag.

Warum sollte also mit 80 Schluss sein beim Erwerb des Sportabzeichens, fragte sich der betagte Allrounder und fing mit den Planungen für den Einstieg in ein neues Sportkapitel in seinem Leben an. Das begann damit, dass er sich auf seinen Spaziergängen einen schweren Stein aussuchte und schon mal das „Kugelstoßen“ trainierte, und beim Schwimmen im Inselbad und als Radler auf dem Radweg die erforderlichen Zeiten unter die Lupe nahm. Eigentlich war alles gerichtet für ein erfolgreiches Sportabzeichen-Comeback.

Doch Ferdinand Schredl war es zeitlebens gewohnt, Nägel mit Köpfen zu machen, und nachdem seine Frau und der Hausarzt keine Einwände hatten, besorgte er sich mit Stadtrat Hans Eder, dem Vater des Eichstätter Sportabzeichen-Treffs, einen versierten Fachmann als Trainer, der ihn behutsam und fachkundig an die Disziplinen Schwimmen, Standweitsprung, Kugelstoßen und Radfahren heranführte.

Dabei bestand für Trainer Eder das Hauptproblem in dem Umstand, den „nahezu jugendlichen Tatendrang“ des vitalen Sportabzeichen-Bewerbers zu bremsen, der schließlich das Training nach nur jeweils drei Anläufen mit erstaunlichen Leistungen abschloss.

So schwamm er die 100 Meter in 4,12 Minuten, überquerte im Standweitsprung 1,53 Meter, stieß die Drei-Kilo-Kugel auf 7,02 Meter, schaffte im Radfahren mit fliegendem Start die 500 Meter in sagenhaften 58 Sekunden (einer Sonderleistung) und „durchflog“ schließlich die zehn Kilometer mit dem Rad in 29,40 Minuten.

Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang, dass er die Raddisziplinen mit einem 40 Jahre alten Damenrad ohne Gangschaltung und mit Rücktrittbremse meisterte und auf beeindruckende Weise die Medaille in Gold schaffte, mit Leistungen, die für die zehn Jahre jüngeren Sportfreunde ausgelegt waren.

Keine Frage, dass der Dank des überglücklichen „Goldmedaillengewinners“ seinem Trainer Hans Eder galt, der ihn „bestens vorbereitet“ hatte. Eindrucksvoll auch das Schlusswort des 89-Jährigen: „Gesundheit wird einem nicht geschenkt, man muss auch etwas dafür tun.“