Kelheim
Konzept für das Wittelsbacher Schloss

Umweltminister Thorsten Glauber: Früheres Landratsamt soll ein Naturbegegnungszentrum werden

12.04.2019 | Stand 02.12.2020, 14:12 Uhr
Die Weltenburger Enge, die Befreiungshalle und ein Naturbegegnungszentrum im Wittelsbacher Schloss (r.) sollen in Zukunft mehr Besucher nach Kelheim locken. −Foto: Rast

Kelheim (rat) Das Wittelsbacher Schloss in Kelheim soll in ein Naturbegegnungszentrum umgewandelt werden. Zudem ist geplant, die Weltenburger Enge bis zum Ende des Jahres durch einen Beschluss des bayerischen Kabinetts zum ersten Nationalen Naturmonument im Freistaat zu erheben. Das verkündete Thorsten Glauber, der bayerische Minister für Umwelt und Verbraucherschutz, am Donnerstagabend bei einer Pressekonferenz im Kelheimer Landratsamt.

"Wir haben den Wunsch, den Willen und die Bereitschaft, das Schloss zu nutzen", erklärte Glauber. Zu den Kosten, dem Zeitplan und dem Konzept für das geplante Erlebniszentrum äußerte er sich nicht. "Es gilt, noch ein großes Stück Arbeit zu erledigen", sagte der FW-Politiker. Er kündigte an, dass sein Ministerium in Gespräche mit der Immobiliengesellschaft Bayern, der derzeitigen Eigentümerin des Wittelsbacher Schlosses, eintreten werde.

Das Schloss und die Anbauten aus den 1970er-Jahren hatten bis Ende 2016 als Landratsamt gedient. Seit dem Umzug der Behörde in das neue Gebäude im Donaupark steht die heruntergekommene Immobilie leer. Im Zuge des sogenannten Heimfallrechts war der Gebäudekomplex nach Jahrzehnten der Nutzung durch den Landkreis Kelheim an den Freistaat Bayern zurückgegeben worden.

Man müsse nun eine "ehrliche Bestandsaufnahme" des Wittelsbacher Schlosses vornehmen, erklärte Glauber. Danach gelte es, ein "sinnvolles didaktisches Konzept" auszuarbeiten. Ansprechen wolle man vor allem auch Schulklassen. Allerdings soll das neue Begegnungszentrum zusätzlich dazu dienen, die Besucherströme in der Weltenburger Enge zu lenken und den Touristen einen Ausweichort bei schlechtem Wetter anzubieten.

Die Renovierung und Umwandlung des Wittelsbacher Schlosses sind allerdings kein Bestandteil der Verordnung, in deren Zuge die Weltenburger Enge bis Ende des Jahres in ein Nationales Naturmonument umgewandelt werden soll. Der Minister bestätigte zudem, dass für das Projekt im bayerischen Haushalt noch keine Finanzmittel eingestellt seien.

Thorsten Glauber stellte sich den Fragen der Presse nach einem mehrstündigen runden Tisch, an dem Vertreter der regionalen Verbände, Schifffahrtsunternehmen, Vereine, Kommunen und Behörden saßen. Betont wurde danach, dass es durch die zu schaffende Verordnung zu keinen Änderungen für die Fischer und Kanufahrer kommen wird, welche die Weltenburger Enge als Freizeitgebiet nutzen.

Landrat Martin Neumeyer (CSU) versprach, bei dem nun angestoßenen Prozess die Bedenken der Bürger ernst zu nehmen. Wichtig sei die Transparenz, weshalb er diesen runden Tisch mit dem Umweltminister einberufen habe. Bei den Sondierungsgesprächen am Donnerstag habe es insgesamt 25 Wortmeldungen gegeben. Neumeyer sprach von einem "großen Zwischenschritt" auf dem Weg zum Nationalen Naturmonument Weltenburger Enge.

"Es war für mich wichtig, diese Gesprächsrunde in Kelheim zu machen und nicht in München", ergänzte der Umweltminister. Das neue Kelheimer Landratsamt sei dafür der richtige Ort gewesen, denn schließlich sei das künftige Nationale Naturmonument von dort aus fast zu sehen. Glauber betonte, mit den Menschen in der Region einen "offenen Prozess" führen zu wollen. Es gelte, miteinander an dem künftigen Nationalen Naturmonument zu arbeiten. Dazu seien "Kunstgriffe" erforderlich, um die lokalen Besonderheiten zu berücksichtigen. Mit dem Treffen am Donnerstag sei man dem Nationalen Naturmonument Weltenburger Enge jedenfalls einen großen Schritt nähergekommen, so Glauber.

Auch Ulrike Lorenz, Regierungsdirektorin am Umweltministerium, lobte die "konstruktiv-kritischen Nachfragen". Diese seien umso verständlicher, weil es ja um die Zukunft der Region gehe. Ulrike Lorenz betonte, dass es bei dem Projekt besonders um die Lenkung und Entzerrung der Touristenströme gehe. Dank des offenen Diskurses in Kelheim habe das Ministerium viele Anregungen aufnehmen können. "Nun arbeiten wir unter Hochdruck an der Verordnung", sagte Lorenz.

Es dürfte nicht ganz einfach werden, das künftige Nationale Naturmoment in eine juristische Form zu gießen. Denn hier stoßen das Naturschutzgebiet Altmühlleiten und das Naturschutzgebiet Weltenburger Enge, das zudem bereits mit dem Europa-Diplom ausgezeichnet wurde, aneinander. Ulrike Lorenz bescheinigte der Donau, den angrenzenden Wäldern und der Feldlandschaft eine "hohe ökologische Qualität". Zweifellos sei die Weltenburger Enge einzigartig und von bundesweiter Bedeutung. Dennoch strebe das Ministerium an, die "natürliche Dynamik auf der Kernfläche" qualitativ zu verbessern.

Auch Christian Barth vom Umweltministerium bestätigte, dass das geplante Nationale Naturmonument auf bereits vorhandenen Naturschutzgebieten stattfinden werde. Deshalb könne man sich auf eine "schlanke Verordnung" beschränken. Für die Finanzierung des Projekts werde ausschließlich das Ministerium zuständig sein, versprach Barth. Ein Eigenanteil des Landkreises Kelheim sei nicht erforderlich.

Derzeit gibt es in der Bundesrepublik nur vier Nationale Naturmonumente: die Ivenacker Eichen, die Bruchhauser Steine, das Grüne Band Deutschland und seit wenigen Tagen die Kluterthöhle. Weltweit ist die Auszeichnung aber schon rund 21000 Mal verliehen worden.