Ingolstadt
Konkret ist was anderes

08.11.2010 | Stand 03.12.2020, 3:29 Uhr

Lieblingsplatz: Janice Gondor und Roland Scheuerer vom Freundeskreis des Museums wünschen sich, dass bald alle Kunst- und Design-Sammlungen in würdigem Rahmen präsentiert werden können. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Von wegen Nischenkultur. In ihrer Fantasie sah Janice Gondor das Bild bereits vor sich: "Ein Treffpunkt für die ganze Bevölkerung!" Alt und Jung pilgern heran, weil es hier nicht nur Kunst zu erleben gibt, sondern auch Musik, Gastronomie und andere Zerstreuung.

Bürger aller Altersklassen picknicken inmitten imposanter Architektur und genießen den Panoramablick auf die Donau. Ein Ort also, den nicht nur die Schanzer lieben könnten, sondern mit ihnen viele kunstsinnige Gäste aus aller Welt – so weit Janice Gondors Traum.
 
Es wird wohl einer bleiben. Das weiß die Vorsitzende des Freundeskreises des Museums für Konkrete Kunst. Das Haus mit seiner wertvollen Designsammlung, die im Magazin lagert, wird nicht in das mit moderner Architektur aufgerüstete Kavalier Dallwigk umziehen, sondern in die alte Gießereihalle, die nach Aussage der Stadt einen nicht näher spezifizierten Anbau erhalten soll. Nachdem nun auch der Freistaat grünes Licht für die Erweiterung der Hochschule gegeben hat, droht der Weiterentwicklung des Gießereigeländes an dieser Front keine Gefahr mehr, denn beide Projekte hängen zusammen. Jedoch: Viel mehr wissen die Freunde der modernen Kunst nicht über die Zukunft des Hauses.

Sie ärgern sich über die unkonkreten Pläne der Stadt. "Wir bekommen keinen Einblick, in welche Richtung das Ganze gehen soll", klagt der Physiker Roland Scheuerer, ein Mitglied des Vorstands. "Wir wissen nicht, zu was wir eine Meinung abgeben sollen." Damit, fürchtet er, "erzeugt die Stadt beim Bürger weder Vertrauen noch Begeisterung". Dabei seien die Anhänger der modernen Kunst mitnichten Dogmatiker: "Natürlich lassen wir uns immer von guten Plänen überzeugen!"

Braunfels’ "Wolkenbügel" sei grandios gewesen, findet Janice Gondor. Denn die Stadt habe einen Anspruch auf Qualität und Renommee. "Die Ingolstädter verdienen ein Gebäude, auf das sie stolz sein können, eines, das nach außen wirkt!" Sie fürchtet: Viele der raren Fachkräfte werden nicht herziehen, wenn sie diese Stadt uninteressant finden. "Sie werden lieber nach Ingolstadt pendeln." Um so effektvoller wäre ein markanter Bau. "Was passt besser zu einer Stadt, in der schöne Design-Autos gebaut werden als ein schönes Design-Museum"

Die Sammlungen seien bekannt und bedeutend, berichtet Scheuerer. "In allen großen Museen Europas findet man einen Hinweis auf Ingolstadt."

Diesen Schwerpunkt zu setzen "ist vor 20 Jahren der Wille der Stadt gewesen", sagt Janice Gondor. "Das alles muss man in einem würdigen Rahmen bewahren. Denn sollte die Stadt diesen Pfad jetzt verlassen, hätte sie sich damals gar nicht erst für diese Verantwortung entscheiden dürfen." Wie so viele hegt sie den Verdacht, dass im Rathaus Vorbehalten gegen moderne Kunst in voller Blüte stehen. Dem hält sie entgegen: "Es ist nicht die Aufgabe eines Bürgermeisters, persönliche Bedürfnisse zu pflegen!"

Und an alle gerichtet, die wenig mit dieser Stilrichtung anfangen können, sagt sie: "Man muss die Kunst als Belebung für die Stadt begreifen. Man muss die Bürger an moderne Kunst hinführen, sie früh dafür sensibilisieren, sie die Werke entdecken lassen!" Zum Beispiel in einem attraktiven Museum.