Wenn Jugendliche so richtig auf d'Roas gehen, wissen sie genau, worauf sie sich einlassen.

Die meisten trinken, einer bleibt nüchtern. Weil der eben fahren muss. Und jede Woche trifft es einen anderen. Oder die ganze Clique wartet in aller Herrgottsfrüh in eher marodem Zustand auf Zug, Bus oder S-Bahn. Das hat jahrzehntelang prima funktioniert und gehört zu einem ordentlichen Discobesuch einfach dazu - aber jetzt geht das anscheinend nicht mehr.

Mal ehrlich: Eher abgebrannte Jugendliche bezahlen auch kein halbes Taxi. Dann gibt es 25-Jährige, die besser verdienen als die meisten Rentner. Weshalb sie subventioniert zum Feiern kutschiert werden sollen, bleibt schleierhaft.

Drei Jahre hat es vom JU-Antrag bis zum CSU-Wahlkampfgeschenk gedauert - und etwas mit Hand und Fuß ist nicht herausgekommen. Sondern vielmehr etwas völlig Willkürliches. Die wenigen Unverbesserlichen, die besoffen Auto fahren, werden sich durch das 50:50-Taxi auch nicht bekehren lassen. Dass es theoretisch schwere Unfälle verhindern könnte, wird immer nur eine Theorie bleiben - und ist eher ein Totschlagargument, damit die Kreisräte guten Gewissens zustimmen können. Aber diese Einzelmaßnahme sperrt nicht nur wichtige Bevölkerungs- und Altersschichten aus, die öffentlichen Nahverkehr viel besser brauchen könnten als betrunkene Nachtschwärmer. Sie torpediert sogar indirekt die im Leader-Projekt angedachten Maßnahmen wie Rufbusse oder das 50:50-Taxi für Senioren. Jetzt wäre es interessant, wenn schnell ein entsprechender Antrag genau darauf nachgeschoben würde. Wie der Landkreis diese freiwillige Maßnahme dann ablehnen will, wird spannend. Vielleicht ja mit Hinweis auf die Kosten, so wie beim Bildungsbüro. Dessen Leistungen einzuordnen, ist gewiss Ansichtssache. Aber ob dort gespart werden muss, um diese Taxifahrten zu sponsern, das darf man sich schon auch fragen.

Patrick Ermert